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Einkaufen gehen, wann ich will – das ist
doch schön und in anderen Ländern gang und gäbe. Sagen die
einen. Unser Feierabend steht auf dem Spiel, vielleicht sogar der
"heilige" Sonntag, und einen Euro kann ich ja doch nur
einmal ausgeben. Sagen die anderen. Doch vielleicht gibt es
jenseits von Entweder-Oder-Standpunkten auch Vorschläge, die vor
Ort Kompromisse tragen und für alle akzeptabel sind. Ein
Lösungsvorschlag.
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Wenn es um die Öffnungszeiten der Läden
bzw. deren Verlängerung geht, dann scheint es keinen
Königsweg zu geben. Befürworter und Gegner einer
"Liberalisierung" stehen sich unversöhnlich
gegenüber. Die alljährlichen, schon fast rituell
anmutenden Debatten im Bamberger Stadtrat über die
verkaufsoffenen Sonntage sind dafür ein Beleg von vielen. |
Tatsächlich sind die Interessen
und Bedürfnisse, die in der Debatte um die Ladenöffnungszeiten
eine Rolle spielen, vielfältig und widersprüchlich. Manche –
beileibe nicht alle – Einzelhändler erhoffen sich vom
"Aufbrechen verkrusteter Strukturen" und neu gewonnener
unternehmerischer Freiheit bessere Geschäfte. Und die
Innenstädte könnte man auf diese Weise auch wieder attraktiver
machen, das sagt nicht nur Bambergs City-Manager, sondern auch der
Deutsche Städtetag.
Die Gewerkschaften warnen dagegen
vor zusätzlichen Belastungen für die Beschäftigen und
befürchten einen verschärften Verdrängungswettbewerb. Die
Skeptiker verweisen wohl mit einigem Recht darauf, dass von einer
Liberalisierung vornehmlich die Einkaufszentren auf der
"grünen Wiese" und einige Filialisten in den
Innenstädten profitieren würden.
Auf der Strecke bleiben dann die – wenigen
– noch unabhängigen Einzelhändler und die Läden in den
Stadtteilzentren. Ob den Kundinnen und Kunden, bekanntlich
König im Einzelhandel, mit einer solchen Entwicklung
letztlich gedient wäre, bleibt zu bezweifeln. Aber eben
diese Kund/inn/en wünschen sich – wie man aus allen
Umfragen weiß - eine solche Verlängerung ihrer zeitlichen
Einkaufsmöglichkeiten. |
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Der beschriebene Konflikt wird
sich weder mit dem starren Festhalten an den herkömmlichen
Regelungen noch mit einer einfachen "Freigabe" der
Ladenöffnungszeiten lösen lassen. Ein Weg abseits ausgetretener
Pfade und tradioneller Frontstellungen könnte so aussehen:
1. Auf der Bundesebene
sollte der Gesetzgeber – statt eine verbindliche Regelung
vorzugeben - lieber Abweichungen von den Vorschriften des Gesetzes
erlauben. Denkbar wäre zudem, dass der Bundesgesetzgeber einige
struktur- bzw. gesellschaftspolitische begründbare Vorgaben
"einbaut", die nicht zur Disposition stehen. Solche
Vorgaben könnten sich beziehen
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auf die
"Sonntagsruhe", die generell nicht oder nur für
eine bestimmte Anzahl von Tagen aufgehoben werden darf,
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auf die Möglichkeit, zwischen
Standorten auf der grünen Wiese, in der Innenstadt oder in
Stadtteilzentren zu unterscheiden und hierfür
unterschiedliche Öffnungszeiten vorzusehen.
2. Der Clou: Diese
Abweichungen dürften nur dann ausgenutzt werden, wenn sie vor Ort
auf einem Konsens beruhen, der zwischen den städt-ischen
Interessengruppen ausgehandelt worden ist. Statt sich an der
starren Frontstellung "Liberalisierung" versus
"Beibehaltung" des Ladenschlusses festzubeißen,
müssten die Akteure vor Ort nach einer für sie passenden Lösung
suchen.
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Kurz und knapp zusammengefasst: Ein solches
Bundesgesetz würde flexiblere Lösungen erlauben, wenn alle
Beteiligten sich darüber einig sind. Ein im besten Sinne
"moderner" Weg, der auf die Kräfte der
Zivilgesellschaft setzt. Sich dafür stark zu machen wäre
mal wirklich eine Aufgabe für einen City-Manager. Herr
Pruschwitz, übernehmen Sie! |
Fotos: Erich Weiß
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