GAL informiert – OB droht
Die Stadtratsfraktion der GAL
könnte bald eine offizielle Rüge bekommen oder auch ein
Ordnungsgeld zahlen müssen. Das jedenfalls hat brieflich
Oberbürgermeister Herbert Lauer angedroht, sofern ihn die ins
Visier genommenen GAL-Stadträtinnen Ursula Sowa und Petra
Friedrich nicht noch von ihrer Unschuld überzeugen.
Hintergrund ist eine
Pressemitteilung vom März, in der die beiden GAL-Vertreterinnen
aus der nichtöffentlichen Sitzung des Bausenats plauderten: Die
Eigentümerin der sanierungsbedürftigen Gutsgebäude des
Cherbonhofs in Gaustadt, die dubiose Firma Konnex, hatte von der
Bausenatsmehrheit erneut eine Fristverlängerung gewährt
bekommen, obwohl die denkmalgeschützten Gebäude bereits vor
Jahren hätten saniert werden müssen. OB Lauer wirft den
GAL-Stadträtinnen nun eine "Verletzung der
Geheimhaltungspflicht" vor.
Dazu verpflichtet tatsächlich
Artikel 52, Absatz 3 der Bayerischen Gemeindeordnung. Allerdings
nur so lange, bis die Gründe für die Geheimhaltung weggefallen
sind. Über diesen Zeitpunkt schweigt sich die Gemeindeordnung
allerdings aus. Nach Auffassung des Bayerischen Staatsministeriums
des Inneren obliegt die Entscheidung, ob Geheimhaltungsgründe
weggefallen sind, dem Stadtrat. Er müsste also von Fall zu Fall
darüber beschließen – das macht der Bamberger Stadtrat aber
nie. Soll also deswegen alles für alle Zeiten geheim bleiben?
Das kann die GAL mit ihrem
demokratischen Auftrag nicht vereinbaren und hat sich in wichtigen
Dingen schon immer an die Öffentlichkeit gewandt, vorausgesetzt
dass keine schützenswerten Rechte auf Geheimhaltung erkennbar
waren. Auch in diesem Fall hat sich die GAL so verhalten: Die
Firma Konnex ist als Eigentümerin des Cherbonhofs allseits
bekannt, allein schon durch ihre regelmäßigen Anzeigen im
Immobilienteil des FT. Dass keine Sanierungsarbeiten stattfinden,
können spazierengehende GaustädterInnen ebenfalls täglich
sehen. Nur dass sich der Bamberger Stadtrat nach einem Jahrzehnt
"Sanierungsversprechen" erneut ins Bockshorn jagen
lässt, das hat die GAL nun veröffentlicht.
Übrigens befindet sich
Oberbürgermeister Herbert Lauer durchaus in demselben
Geheimhaltungs-Dilemma und legt in seiner alltäglichen Amtspraxis
immer wieder höchstpersönlich den Zeitpunkt fest, wann geheime
Entscheidungen öffentlich werden dürfen. Zum Beispiel in
jüngster Zeit beim Zuschlag für die Sanierung des Stadtbades
oder bei der Diskussion im Ältestenrat über die Neubesetzung des
Wirtschaftsreferats.
Daran haben ihn Ursula Sowa und
Petra Friedrich in ihrer schriftlichen Stellungnahme zu dem
Vorwurf denn auch erinnert und sind nun gespannt, ob es vielleicht
künftig zu gemeinsamen und transparenten Festlegungen für die
Geheimhaltungspflicht kommt.
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Aus gegebenem Anlass machen wir zu diesem
im Juni 2001 erschienenen Artikel folgende Ergänzung:
Sollte der Eindruck entstehen, dass die erwähnte Firma Konnex über ein Jahrzehnt
Sanierungsversprechen gegeben, nicht eingehalten und damit den Stadtrat ins Bockshorn gejagt
hat, so möchten wir richtig stellen, dass dies nicht so ist. Die im Artikel
angesprochene Verschleppung der Cherbonhof-Sanierung war wesentlich von den Voreigentümern zu
verantworten, da die Firma Konnex erst 1999 Eigentümerin wurde. Inzwischen ist die Sanierung
des denkmalgeschützten Cherbonhofs abgeschlossen. Wir würden deshalb die Firma Konnex aus
heutiger Sicht auch nicht mehr als dubios bezeichnen.
gaz-Redaktion, Dezember 2003
Darf‘s ein bisschen mehr sein?
Die Zukunft des
Wirtschaftsstandorts Bamberg hängt von seiner flugverkehrlichen
Erreichbarkeit ab. Das hat der Stadtrat (ausgenommen die GAL) bald
erkannt und 1998 einen Ausbau des Flugplatzes an der Breitenau
beschlossen, damit auch wichtige und gewichtige Business-Leute in
ihren Fliegern hier landen können.
Die Stadt Bamberg stellte trotz
allseitiger Klagen über das darbende Stadtsäckel 500.000DM zur
Verfügung, übrigens ebenso wie Hallstadt und der Landkreis.
Doch wie sich herausstellte, war
es mit diesen 1,5MillionenDM nicht getan: Die an der Nutzung des
Flugplatzes beteiligten Amerikaner machten völlig
unerwarteterweise altbekannte Sicherheitsbestimmungen geltend; ein
PAutobahn-Hinweisschild ragte frecherweise in eine Anflugschneise
und musste entfernt werden; und dann auch noch die lästigen
Naturschützer: Sie hatten die Auflage, eine 1,5ha große
Ausgleichsfläche¡ für zerstörten Sandmagerrasen zu schaffen,
doch glatt im Gedächtnis behalten, und der musste nun für teures
Geld angelegt werden. War das etwa vorher abzusehen?
Alles in allem: 100.000DM mehr,
bitte schön, für Bamberg also ein _gutes Drittel: 35.000DM.
Aber kein Problem – für solche
"Überflieger" haben Stadtratsmehrheit und Kämmerer
immer noch was in den Rücklagen.
Kohle scheffeln statt Klima schonen
Trotz (oder wegen) Ökosteuer und
freiem Stromhandel hat der Energiebereich der Stadtwerke im Jahr
1999 einen fetten Gewinn von 28 Millionen±DM eingefahren. Dieses
Spitzenergebnis ist selbst nach Abzug der Steuern mit 19
MillionenDM kein Grund zur Traurigkeit. Ganz anders jedenfalls,
als es die "Katastrophenwarner" aus den Reihen von
CSU/SPD/ÜBG ∆vorhergesagt haben. Was wurde den
Beschäftigten und der Bevölkerung nicht für Angst vor einem
Finanzdesaster eingeredet, nur um einen Verkauf von
Stadtwerke-Anteilen an EVO (jetzt e-ON) und Ferngas Nordbayern
(FGN) durchzuboxen.
Die GAL hat bereits 1998 massiv
vor diesem Teilverkauf städtischen Tafelsilbers gewarnt. Zu
Recht, wie sich nun herausstellt. Erstens muss natürlich auch der
Gewinn geteilt werden, zweitens ist der Erlös aus dem Verkauf der
Stadtwerkeanteile mittlerweile im riesigen Bamberger Haushaltsloch
verschwunden, und drittens bleiben die Stadtwerke wie eh und je
die klimapolitischen Geisterfahrer der Stadt. Es wird nichts in
die Kraft-Wärme-Kopplung investiert, die Eigenstromerzeugung
durch regenerative Energien (Sonne, Wasser, Wind, Biogas) wird
nicht ausgeweitet, und von modernen Contracting-Modellen
(gemeinsame Investitionen von BürgerInnen und Stadtwerken in
Energiesparmaßnahmen) ist auch nichts zu hören.
Sonnenklar, warum das so ist: An
umweltschonender Eigenstromerzeugung oder gar Energieeinsparung
hat der angeheiratete Vorlieferant aus dem e-ON-Konzern kein
Interesse, denn dann verdient er ja nichts mehr mit seinen
Großkraftwerken.
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