GAL BAMBERG

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Mülldiät macht den Geldbeutel fett

Mengen von Sperrmüll und Wegwerfwindeln steigen stetig – Die GAL fordert: Wer Müll vermeidet, muss belohnt werden

 

Seit den 90er Jahren hat die Stadt Bamberg ein relativ fortschrittliches Abfallwirtschaftssystem – auch dank vieler Anstöße der GAL-Stadtratsfraktion. Die Erfolge können sich sehen lassen: Der Restmüll reduzierte sich innerhalb kurzer Zeit auf ca. zwei Drittel, gleichzeitig wird immer mehr recycelt, die Verwertungsquote des gesamten anfallenden Mülls stieg auf über 60%. In den vergangenen Jahren allerdings stagniert die Lust auf Vermeidung. Noch immer fallen pro Bamberger Einwohner/in über 190 kg Restmüll an. Bei Sperrmüll und Windelsack sind sogar erhebliche Zunahmen zu verzeichnen. Aber die Stadtratsmehrheit sieht keinen Handlungsbedarf.


Windelwaschen sollte belohnt werden
(Foto Sylvia Schaible)

Notwendig wäre eine gerechtere Aufteilung der Müllkosten auf die VerursacherInnen: Wer wenig Müll produziert, zahlt auch wenig und umgekehrt. Praktiziert wird das bereits in einigen Landkreisen in Bayern durch mehrere Techniken: Die Mülltonne wird gewogen, oder die Mülltonne wird nur bei Bedarf geleert und die Leerung durch Chipkarte oder Aufkleber registriert. Vorstöße der GAL in diese Richtung wurden leider abgelehnt.

Größere Tonnen für weniger Müll?

Die neuen Mülltonnen, die in naher Zukunft aufgrund von EU-Vorschriften einzuführen sind, führen das bisherige System fort. Tonnen mit 80, 120 und 240 Liter Füllgröße sollen die bisherigen 70- und 110-Liter-Behälter ablösen. Damit werden sie nicht etwa kleiner, was dem gegenwärtigen Trend zu weniger Restmüll ja nur entsprechen würde, sondern bieten Platz für mehr Inhalt, sprich mehr Müll. Das ruft vollkommenes Unverständnis bei all den Haushalten hervor, die sich bereits heute umweltbewusst verhalten und alle zwei Wochen höchstens 20 bis 30 Liter Müll verursachen, aber für 70 Liter zur Kasse gebeten werden.

Die GAL will diesen Rückschritt in der Abfallwirtschaft nicht mitmachen und fordert zumindest die Einführung der 60-Liter-Tonne oder die Einführung der so genannten Nachbarschaftstonne (Haushalte benachbarter Grundstücke dürfen eine Mülltonne gemeinsam nutzen und sich so die Müllgebühr teilen). Die Nachbarschaftstonne wird mittlerweile auch vom Umweltsenat gewünscht.

Windelwaschen belohnen

Aber auch beim Windelsack und beim Sperrmüll gibt es Nachholbedarf. Erstens nehmen hier die Abfuhrmengen kontinuierlich zu: bei Windeln +20% seit 1996, beim Sperrmüll +200% seit 1991. Zweitens werden die hierfür anfallenden Kosten von metqpdhr als 1 Mio DM – das entspricht etwa 10 % der Gesamtkosten – auf alle GebührenzahlerInnen umgelegt. Dies ist alles andere als gerecht und gewiss kein Anreiz zur Müllvermeidung.  

Die GAL fordert, dass die bisher einseitig geförderte Wegwerfwindel zumindest verursachergerecht behandelt wird: Jeder Windelsack (Jahreskosten für die Stadt von 220.000 DM) sollte zunächst eine Gebühr von mindestens 4 DM kosten. Damit werden bei weitem nicht die gesamten Kosten auf Familien umgelegt, was aus sozialen Gründen nicht vertretbar wäre.

Im Gegenzug könnte man aber die Förderung der Mehrwegwindel mit 20.000 DM, die vor einem Jahr eingestellt wurde, wiederbeleben. Die WindelwascherInnen haben einen einmaligen Zuschuss beim Kauf von Windeln verdient, schließlich tragen sie damit zur Reduzierung des Müllaufkommens bei.

Sperrmüll auf Bestellung

Beim Sperrmüll müssen dringend neue Lösungen her. 956 Tonnen im Jahr 1991 stehen 2300 Tonnen im Jahr 2000 gegenüber. Auch wenn die Sperrmüllabfuhr zweimal im Jahr zum kulturellen Ereignis in der Stadt geworden ist, die schönste "Kreuzberg-Atmosphäre" nutzt nichts, wenn dabei ständig mehr Müll produziert wird und die Allgemeinheit dafür zur Kasse gebeten wird. Die Wiederverwertungsquote wird sogar steigen, wenn Sozialprojekte wie R.O.S.A. die organisierte Abholung übernehmen.

Um einen kleinen Anreiz zum bewussteren Umgang auch mit Sperrmüll zu erhalten, sollte darüber hinaus die Abfuhr pro Anmeldung mit einer Gebühr von ca. 20 DM belegt werden. Auch hier muss das Verursacherprinzip gelten: Wer permanent "Schrott" produziert, muss sich auch finanziell um die Entsorgung kümmern. Vielleicht gibt das dem einen oder anderen einen Anstoß, in Zukunft mehr auf Qualität und Langlebigkeit zu achten.