Wozu bin ich?
Der Stadtrat ist das höchste Gremium der
Stadt. Ihm sind die wichtigen politischen Entscheidungen
vorbehalten, damit weitreichende und tiefgreifende Folgen für die
Bevölkerung von einem demokratisch gewählten Gremium
verantwortet werden. Die Mitglieder des Stadtrats sind sich dessen
bewusst und werden ihrer gemeindeordlichen Bedeutung mit Würde
gerecht.
Nun ja – nicht immer, aber zumindest fast
immer. Oder immerhin meistens. Jedenfalls immer dann, wenn es die
Tagesordnung, die der Oberbürgermeister als Vorsitzender des
Gremiums zusammenstellt, zulässt.
Am 25. April 2001 war einer jener Tage, an
denen die Stadtratsmitglieder zuweilen schwer mit ihrer korporalen
Sinnhaftigkeit zu kämpfen haben und jedem/r einzelnen von ihnen
sich irgendwann die Frage stellt: "Wozu bin ich?"
Die Tagesordnung war geprägt von so
schwerwiegenden Zukunftsproblemen wie den Lieferzeiten in der
Bamberger Fußgängerzone, der Umstellung der Parkgebühren von DM
auf Euro und der Genehmigung von zwei beantragten verkaufslangen
Samstagen. Noch drei weitere Tagesordnungspunkte, die vorberatende
Senate bereits behandelt hatten, krönten die Tragweite der
stadträtlichen Zusammenkunft.
Da mag so mancher Stadtrat die Sitzung
verlassen haben, beschwingt von dem beruhigenden Gedanken
"Gut, dass Bamberg keine größeren Probleme hat". Die
üblen Krittler aber, immer suchend nach
Verbesserungswürdigkeiten, Missständen und Reibereien, trollten
sich übellaunig, im Bewusstsein einer weiteren vertanen Chance.
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