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kurz nachgefragt

Wird das Gaustadter Freibad "kastriert"?

Bei der Sanierung will man ein Becken einsparen, um jährliche Kosten von 10.000 Euro zu sparen. Und den Betrieb des Freibads soll ein Verein übernehmen, der noch nicht gegründet ist. Die Gaustadter fühlen sich zweitklassig. Die gaz sprach mit der Vorsitzenden des Bürgervereins Gaustadt, Daniela Reinfelder.

gaz: Sie haben sich vehement und mit Nachdruck für eine Sanierung des Gaustadter Freibads eingesetzt. Sehen Sie den Erhalt jetzt noch gefährdet?

Daniela Reinfelder: Nein, aber der Erhalt des zweiten Beckens ist hochgradig gefährdet. Und das, obwohl es durchaus Lösungen gibt, das Nichtschwimmerbecken, z. B. in reduzierter Form, zu erhalten

gaz: Kommt das zweite Becken denn so extrem teuer?

Daniela Reinfelder: Es ist überhaupt nicht so teuer. Ein Verzicht auf das zweite Becken würde ungefähr 200.000 Euro bei den Investitionen und ca. 10.000 Euro beim jährlichen Unterhalt sparen. Anstelle des jetzigen Nichtschwimmerbeckens planen die Stadtwerke eine abgestufte Liegeterrasse als Holzkonstruktion, die sicherlich auch sehr teuer und pflegeaufwändig sein wird.

gaz: Das Gaustadter Freibad soll nach der Sanierung nicht von den Stadtwerken weiterbetrieben werden. Was für ein Konzept genau ist vorgesehen?

Daniela Reinfelder: Es soll einem neu zu gründenden Verein übergeben werden. Laut den Berechnungen der Stadtwerke kann sich das Bad bei einem Verein mit ausreichend großer Mitgliederzahl selbst tragen.

gaz: Wird das – Ihrer Einschätzung nach – gelingen?

Daniela Reinfelder: Wenn der Verein tatsächlich genügend Mitglieder hat und darunter auch viele engagierte und aktive Mitglieder sind, dann ja. Der Charme der Vereinslösung wären verlängerte Öffnungszeiten und flexiblere Möglichkeiten der Öffnung überhaupt. Aber bis jetzt ist eine Vereinsgründung noch nicht in Sicht. Es fehlt der Motor, jemand der dahinter steht und motiviert.

gaz: Wie viel ehrenamtliches Engagement wird dabei erforderlich sein?

Daniela Reinfelder: Das müsste gigantisch sein. Die Arbeiten reichen von der Badeaufsicht übers Rasenmähen bis zum Winterfestmachen.

gaz: Fühlen sich die Gaustadter von der Stadt ausreichend unterstützt, auch angesichts dessen, dass beim Hallenbad-Neubau die Millionen fließen sollen – ohne ehrenamtliche Gegenleistung?

Daniela Reinfelder: Wir fühlen uns überhaupt nicht ausreichend unterstützt. Es gibt keine Einbindung der Bürgerinnen, Bürger und Vereine in die Planungen. Es wird geplant und soll dann hingestellt werden. Das zeigt sich gerade bei dem zweiten Becken. Aber mit einem derart "kastrierten" Bad wird das Versprechen des Oberbürgermeisters für einen kompletten Erhalt nicht erfüllt. Unser Freibad versucht man in eine Vereinslösung überzuführen. Warum versucht man nicht dasselbe für das neue Hallenbad? Da gibt es doch verschiedene Formen der Privatisierung. Wer soll denn das riesige Defizit, dass das neue Hallenbad produziert, bezahlen?

 

 

 


Daniela Reinfelder