GAL BAMBERG

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Und wer badet’s aus?

Eine Million Euro müsste die Stadt jährlich aufbringen, allein nur um das neue Hallenbad zu betreiben. Doch woher nehmen?

 

Karikatur: Maria Sebald

Nicht nur hohe Investitonskosten kommen auf Stadt und Stadtwerke zu, sondern auch enorm höhere Belastungen, die jedes Jahr erneut anfallen. Dies sind zum einen steigende Zuschüsse für die Nutzung des Hallenbads durch Vereine und Schulen und zum anderen schlichtweg die Betriebs- und Unterhaltskosten. Die Stadtwerke haben bereits deutlich gemacht, dass sie das Betriebsdefizit in der Höhe weitertragen werden, wie es bisher schon beim Hallenbad am Margaretendamm anfällt – also jährlich 780.000 Euro.

Die durch den Neubau entstehende zusätzliche Mehrbelastung, die aus dem städtischen Verwaltungshaushalt jedes Jahr aufgebracht werden muss, beträgt demnach – je nach Bauvariante – zwischen 750.000 Euro und 1 Mio Euro. Da fragt man sich: Woher nehmen?

Für laufende Kosten kann man schließlich schlecht einen Kredit aufnehmen oder die (ohnehin kaum vorhandenen) Ersparnisse angreifen. Das würde auch die Regierung von Oberfranken als Aufsichtsbehörde gar nicht genehmigen. Zumal der Etat der Stadt Bamberg ohnehin schon seit Jahren defizitär ist und jedes Jahr neue Schulden gemacht werden müssen, um laufende und geplante Projekte zu finanzieren – Kronacher Straße, Brückenbau, Landesgartenschau, Bahnhofsvorplatz, Volkspark usw.

Es wäre also sparen angesagt. Aber wo? Dazu waren von den Hallenbadbefürwortern sowie Oberbürgermeister, SPD und CSU bisher keinerlei ehrliche Aussagen zu hören.

Dazu kommt noch, dass ab 2010 die jährliche Gewinnabführung der Stadtwerke an die Stadt deutlich geringer ausfallen wird. Weil sie aufgrund der wegfallenden Netzentgelte weniger Einnahmen haben, werden die Stadtwerke (Bereich Energie) dann nicht mehr 2,5 Mio Euro wie derzeit, sondern nur noch 1,3 Mio Euro an die Stadt abführen. Im Verwaltungshaushalt fehlt dann also nochmal ein Betrag in dieser Höhe.

Der Rotstift kann im Haushalt nicht überall angesetzt werden, denn die meisten kommunalen Finanzmittel werden für Pflichtaufgaben eingesetzt (zum Beispiel Feuerwehr, Grundsicherung im Alter oder Erziehungshilfemaßnahmen), für andere Ausgaben hat die Stadt Bamberg vertragliche Bindungen (etwa für den Zuschuss an die Bamberger Symphoniker). Bleiben also die Pflichtaufgaben, bei denen Spielraum besteht, und die sogenannten freiwilligen Leistungen.

Die gaz hat im folgenden eine Liste zusammengestellt (siehe unten): Einsparmöglichkeiten, die zeigen sollen, wie schwer es ist, im Verwaltungshaushalt eine zusätzliche Million zusammenzukratzen und an wie vielen Stellen das kulturelle, soziale oder auch sportliche Netz der Stadt bluten könnte, um das Hallenbaddefizit aufzufangen. Dies sind keine Streichvorschläge der GAL, sondern – im Gegenteil – eine Warnung!

 

Hauhaltsstelle

Haushaltsansatz 2007

Folgen

Historisches Museum

505.000 Euro

möglich: weniger Ausstellungen, verkürzte Öffnungszeiten (Folge: auch weniger Einnahmen!)

E.T.A.-Hoffmann-Museum

1.700 Euro

E.T.A.-Hoffmann-Theater

2.240.000 Euro

gekürzt werden könnte nur beim Personal, d.h. geringeres Angebot (weniger Einnahmen!)

Musikschule

572.000 Euro

weniger Kurse – längere Wartezeiten

VHS

563.000 Euro

geringeres Kursangebot

städtische Jugendtreffs

335.000 Euro

JuZ und Filterlos könnten geschlossen werden

freiwillige Zuschüsse Kindergärten

440.000 Euro

Folge: höhere Beiträge für Eltern (weitere Personalkostenzuschüsse an Kindergärten sind gesetzlich festgelegt)

Zuschuss Spielmobil

51.000 Euro

Projekt gefährdet

Kinderschutzbund

5.000 Euro

Mütterzentrum Känguruh

6.000 Euro

Allgemeine Sportpflege und -förderung

570.000 Euro

darin enthalten: alle Zuschüsse an alle Turn- und Sportvereine

Sportzentrum Gaustadt

84.000 Euro

Ausstattung schon jetzt schlecht

Sportplatz Wildensorg

6.000 Euro

Maßnahmen im Programm "Soziale Stadt" in den Stadtteilen Gereuth/Hochgericht und Starkenfeldstraße

153.000 Euro

kommunaler Finanzierungsanteil gefährdet

Bauunterhalt Schulen

1.130.000 Euro

benötigt werden von den Schulen eigentlich 1.720.000 Euro

Brentano-Theater

2.000 Euro

Diese und andere Kulturvereine werden von der Stiftung Weltkulturerbe gefördert, die dafür wiederum von der Stadt Bamberg einen jährlichen Zuschuss von ca. 80.000 Euro erhält. Fällt dieser (zum Teil) weg, hat das Auswirkungen auf die Fördermöglichkeiten der Stiftung. 2007 sollen insgesamt 131.000 Euro an Vereine ausgeschüttet werden.

Chapeau Claque Kindertheater

3.000 Euro

Förderpreis Kurzfilmtage

500 Euro

Neues Palais

10.650 Euro

Kunstverein

1.450 Euro

Bajuku-Festival (Ausfallgarantie)

2.500 Euro

Weltkulturerbelauf (Ausfall-garantie)

7.500 Euro

Frankenbund

240 Euro

Imkerverein

150 Euro