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Im Gespräch mit Georg Zenk

"Wir haben kein Sportstättenproblem, sondern ein Sportlehrerproblem"

gaz: Es wird behauptet, dass immer weniger Kinder das Schwimmen beherrschen und deshalb dringend mehr und besserer Schwimmunterricht stattfinden muss. Stimmt das?

Georg Zenk: Das kann ich aus meiner eigenen Beobachtung bestätigen. Es mangelt in der Tat am Schwimmunterricht, was sehr zu bedauern ist.

gaz: Dann braucht Bamberg also dringend ein neues Hallenbad?

Georg Zenk: Diese Schlussfolgerung ist leider nicht so einfach zu ziehen. Es handelt sich nämlich nicht um ein Sportstättenproblem, sondern um ein Sportlehrerproblem.

gaz: Was heißt das?

Georg Zenk: Wir haben zu wenig Lehrer, und deshalb ist kein vernünftiger Schwimmunterricht zu gewährleisten. Das modernste Hallenbad mit breitestem 50-Meter-Becken nützt nichts, wenn man darin als einzige Lehrkraft einer 25- bis 30-köpfigen Klasse das Schwimmen beibringen soll. Da hat man ein Aufsichtsproblem, und effektiver Unterricht ist ausgeschlossen.

gaz: Warum ist das so?

Georg Zenk: Die bayerische Bildungspolitik hat in den letzten Jahren wiederholt den Rotstift angesetzt und massive Schneisen geschlagen, die sich vor allem in den Bereichen Sport, Kunst und Musik bemerkbar gemacht haben. Zurückgehende Schwimmfähigkeit ist eine Folge davon. Wenn man nun über Immobilien den Schulsport plötzlich wieder retten will, so ist das lächerlich, vor allem von Seiten der CSU. Ich sage nochmal: Viel wichtiger als die Sportstätten wären die Lehrer.

gaz: Sie würden sich also gegen einen Hallenbad-Neubau am Stadion aussprechen?

Georg Zenk: So kann man das nicht sagen, aber der Schulsport taugt nicht als Argument für die Neubau-Pläne. Denn viel wichtiger für den Schulsport wären ohnehin mehrere kleine Bäder, die in der Nähe der Schulen liegen. Da ist der Standort am Margaretendamm viel geeigneter, und zum Beispiel das frühere Bad im Aufseesianum. Stellen Sie sich eine Doppelstunde Sportunterricht in der Praxis vor: Zum Stadionbad müssten fast alle Klassen mit dem Bus gefahren werden, das kostet enorm Zeit – und übrigens auch Geld. Für die eigentliche Schwimmstunde bleibt vielleicht eine halbe Stunde übrig – das rentiert sich kaum noch.

gaz: Wie ist Ihre Sicht, nicht aus der Perspektive eines Lehrers, sondern eines Sportlers?

Georg Zenk: Aus reiner Sportsicht würde ich mir natürlich ein neues und gut ausgestattetes Hallenbad wünschen. Aber vor den enormen Investitions- und Unterhaltskosten kann ich nur nachdrücklich warnen. Alles, was jetzt und künftig jedes Jahr an Geld für ein derart aufwändiges neues Hallenbad ausgegeben wird, läuft unter Aufwendung von öffentlichen Geldern für den Sport – und das ja zu Recht. Das wird aber in Zukunft alle anderen Sportarten bluten lassen. Für andere Sportstätten wird deutlich, und zwar sehr deutlich, weniger Geld da sein – und Bamberg besteht ja nicht nur aus Schwimmern. Das sollte allen bewusst sein, die ein solch großes Hallenbad fordern.

 

 

"Eine Aussage darüber, in welcher Größenordnung bei Vorhandensein ausreichender Hallenbadkapazitäten Zeiten für die Durchführung von Schwimmsportunterricht durch die Bambergs Schulen dann tatsächlich in Anspruch genommen würden, lässt sich nicht treffen." (Stellungnahme des Kultur- und Personalreferates vom 25.4.07)

 

 

 

 

 

 


Georg Zenk ist Sportfachbetreuer an einer weiterführenden Schule in Bamberg.
Dort wird seit Jahren kein Schwimmunterricht
mehr angeboten – aus Lehrermangel
und wegen der umständlichen
Transportsituation.