"Visionen wie
bedingungsloses Grundeinkommen nicht verbieten lassen"
Am 27. September ist Bundestagswahl. Die grüne
Direktkandidatin des Wahlkreises Bamberg-Forchheim heißt Lisa
Badum. Sie ist gebürtige Forchheimerin und studiert in Bamberg
Politikwissenschaft. Die gaz sprach mit der schlagfertigen
25-Jährigen über Gleichberechtigung, fränkische Politik und
Griechenland.
gaz: Lisa, wenn es im September in
Bayern für die Grünen richtig gut läuft, wirst du als Nummer 15
auf der bayerischen Liste nach Berlin ziehen müssen. Hast du die
Koffer schon gepackt?
Lisa (lacht): Dazu braucht es ein wirklich
supergutes Ergebnis. Aber wer weiß? Wenn man die Grünen in
Hessen anschaut, sind 15 Prozent zwar viel, aber nicht unmöglich.
Mir kommt es aber nicht auf Berlin an, sondern darauf, einen
engagierten Wahlkampf im Wahlkreis zu betreiben und möglichst
viele Stimmen für einen Regierungswechsel zu gewinnen.
gaz: Und wie willst du dich für den
Wahlkreis einsetzen?
Lisa: Wir müssen mehr Druck auf die
Deutsche Bahn ausüben, dass der vierspurige S-Bahn-Ausbau bald
kommt. Und vor allem muss das Streichen von ICE-Halten in Bamberg
zurückgenommen werden. Langfristig muss sich die Autoindustrie in
der Region umorientieren, um zukunftsfähig zu bleiben. Gerade in
der Wirtschaftskrise dürfen wir uns nicht abhängen lassen.
gaz: Welches Patentrezept hast du
für die Lösung der Wirtschaftskrise?
Lisa: Auf jeden Fall ist es falsch, die
neoliberale Politik der letzten Jahre weiterzuführen. Auch wir
haben kein Patentrezept für die Lösung der Finanzkrise. Doch
deutsche Unternehmen sind in allen Bereichen erneuerbarer Energien
an der Weltspitze und in diesen zukunftsweisenden Bereich müssen
wir weiter investieren. Außerdem geraten durch die
Wirtschaftskrise wichtige Themen wie Bildung, Gleichberechtigung
und Bürgerrechte ins Hintertreffen, obwohl hier skandalöse
Zustände vorherrschen.
gaz: Zum Beispiel?
Lisa: Ich nenne nur wenige Fakten: Die
Ökonomisierung der Bildung durch Studiengebühren wird vom
Bundesverwaltungsgericht für rechtmäßig erklärt. Frauen
verdienen nach wie vor 23 Prozent weniger als Männer. Die
Datenschutzskandale bei Lidl, Bahn und Telekom spotten jeder
Beschreibung, das BKA-Gesetz schränkt lange erkämpfte
Grundrechte ein: Onlinedurchsuchungen sind nur in den seltensten
Fällen verboten, Videoüberwachung ist möglich.
gaz: Zu den Bürgerrechten könnte
sich dein Gegenkandidat von der FDP ähnlich äußern.
Lisa: Natürlich gibt es gewisse
Übereinstimmungen mit der FDP. Allerdings teilen wir keine
Gesellschaftspolitik, die den Staat als notwendiges Übel ansieht
und durch weitere Steuersenkungen austrocknen möchte. Ein
Gemeinwesen, in dem das Individuum nur über seine Leistung
definiert wird, ist für uns Grüne sozialpolitisch undenkbar.
gaz: Was ist richtige Sozialpolitik?
Lisa: Sozialpolitik darf die Menschen nicht
nur mit Leistungsbezügen ruhig stellen, muss ihnen aber ein
notwendiges Existenzminimum gewährleisten. Gerade jetzt sollten
wir es uns nicht verbieten, Visionen von einem Strukturwandel in
der Arbeits- und Sozialpolitik zu denken – wie etwa das
bedingungslose Grundeinkommen.
gaz: Und als letztes: Was machst du,
wenn du keine Politik betreibst?
Lisa: Gern schaue ich zur Entspannung
griechische Serien an. Obwohl sie zeigen, wie schlecht es in
Griechenland um die Emanzipation bestellt ist, liebe ich dieses
Land. Ich habe dort mein Auslandsjahr gemacht.
Die Fragen stellte Christoph Mann.
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