GAL BAMBERG

 zum gaz-Archiv

 

 

Eine Chance für den Steigerwald

Die Diskussion um einen Nationalpark erhitzt die Gemüter. Und doch wird der Nationalpark wohl kommen.


Im Steigerwald (Foto: Bund Naturschutz)

 

Machen Sie einmal einen Spaziergang im Böhlgrund nahe Zell am Ebersberg oder lassen Sie sich von einem Experten durch das Naturwaldreservat Brunnstube unweit von Ebrach führen. Vermutlich geht es Ihnen dann auch wie schon so vielen, die sich mittlerweile für die Idee eines Nationalparks Steigerwald begeistern und einsetzen. Denn hier gibt es für die Besucher etwas zu bestaunen, was man sonst in Deutschland kaum noch findet, einen Wald, wie er einst 80 % der Fläche Deutschlands überzog.

Hier im Steigerwald gibt es ihn vereinzelt noch, den typischen fränkischen Urwald mit seinen bis zu 350 Jahre alten Buchen und anderen Laubbäumen wie Erlen und Eschen. Hier hat man auch wieder den Eremit gefunden, ein Käfer, der als Urwaldrelikt gilt. Fledermäuse und viele Spechtarten haben sich wieder angesiedelt, mit dem Halsbandschnäpper hat sich eine vom Aussterben bedrohte Vogelart niedergelassen, der Ruf des Käuzchens ist zu hören und im Mai quakt der Laubfrosch sein Liebeslied. Hier tobt das pralle Leben, wie wir es aus den uns vertrauten Nutzwäldern längst nicht mehr kennen.

Freilich konnte sich eine derart beeindruckende Fauna nur dort wieder entwickeln, wo seit einigen Jahrzehnten die Natur ungestört wieder Natur sein darf, wo man den Wald wieder sich selbst überlässt, wo auch Totholz Lebensraum bietet und der Kreislauf des Lebens wieder halbwegs intakt ist.

Diese Vielfalt des Naturwaldes begeistert nicht nur die Naturschützer, sie bietet auch ein großes Potential für einen sanften Tourismus, wie dies etwa die Nationalparke Hainich und Bayerischer Wald eindrucksvoll beweisen. Dort nämlich weisen die Übernachtungszahlen der Hotels und Pensionen seit Jahren erstaunliche Wachstumsraten auf.

Und so entstand vor einigen Jahren schon die Idee eines Nationalparkes Steigerwald, getragen von einer Allianz von Befürwortern, die vom Bund Naturschutz bis zum Bamberger Landrat reicht. Ein Nationalpark wäre eine ideale Symbiose aus Naturschutz und Förderung einer strukturschwachen Region, sind sich die Befürworter sicher. Denn im Steigerwald schrumpft die Bevölkerung und die Schulen schließen, wie gerade erst in Rauhenebrach. Ein Gütesiegel Nationalpark könnte der Region neue Impulse geben, den Tourismus ankurbeln und damit Wirtschaftskraft in den Steigerwald bringen.

Und es profitiert die Natur, wenn wir endlich unserer Verpflichtung nachkommen dieses einmalige Naturerbe Buchenwald zu schützen. Spätestens seit der UN-Artenschutzkonferenz im Mai, wo sich Deutschland darauf festlegte bis 2020 mindestens 5 % des Waldes aus der Nutzung zu nehmen, hat man diese Verantwortung erkannt. Nun gilt es sie umzusetzen. Und dies geht am leichtesten dort, wo der Wald sowieso schon dem Staat gehört. Dies ist im Steigerwald der Fall, denn die gesamte Fläche des angedachten Nationalparks ist Staatsforst. Wenn Deutschland sein 5 %-Ziel binnen elf Jahren also wahr machen möchte, dann ist ein Nationalpark im Steigerwald nur folgerichtig.

Trotzdem gibt es eine nicht geringe Zahl an Gegnern eines Nationalparkes, deren Einwände durchaus ernst genommen werden müssen, denn nur mit den Menschen vor Ort hat die Nationalparkidee eine Chance. Diese Kritiker haben sich in dem Verein "Unser Steigerwald" organisiert. Sie befürchten vor allem Nachteile für die Holznutzung durch die Bevölkerung vor Ort, obwohl noch nicht einmal 20 % des Staatswaldes aus der Nutzung genommen würden. An einen Anstieg des Tourismus wollen die Gegner nicht glauben. Sie erwarten einen Schädlingsbefall wie etwa durch den Borkenkäfer, den es aber im Buchenwald gar nicht gibt. Die lokale Landwirtschaft sehen sie durch erhöhte Wildschäden bedroht, doch gerade Nationalparke werden in ihren Randbereichen besonders intensiv bejagt. Längst hat die Debatte um einen Nationalpark die rationale Ebene verlassen, ein vernünftiges Gespräch ist zwischen Befürwortern und Gegnern kaum mehr möglich, viele vor Ort zeigen mit Transparenten ihre Ablehnung.

Eine Versachlichung der Diskussion ist dringend angeraten. Ein wichtiger Schritt dazu wäre eine fundierte Machbarkeitsstudie, die Pro und Contra gleichermaßen berücksichtigt. Die Staatsregierung in München aber sträubt sich gegen eine solche Studie. Dies wohl deshalb, weil sie weiß, welches Ergebnis dabei herauskäme. Die Grünen jedenfalls werden im Landtag auf eine Machbarkeitstudie drängen.

Andreas Lösche,
Grüne KV Bamberg-Land


Gebiet des geplanten Naturparks Steigerwald