Meldung nach -Vollzug:
Umweltamt aus Zentrale verbannt
Das war kein guter Abschiedsstil, den sich der
Oberbürgermeister da vom scheidenden Stadtrat geleistet hat –
und es war wenig vielversprechend für die künftige
Stadtratsperiode. In der letzten Sitzung des "alten"
Bausenats stellte der OB die StadträtInnen vor vollendete
Tatsachen. Wie die Bausenatsmitglieder offiziell erfuhren – wenn
sie nicht vorher schon den Rathaus-Flurfunk gehört hatten –
waren die MitarbeiterInnen des Umweltamts in ein neu angemietetes
Haus in der Mußstraße 28 umgezogen. Der OB hatte – ohne mit
dem Stadtrat Rücksprache zu halten – einen Mietvertrag
unterschrieben, und diesen gleich noch um eine Kaufoption auf das
gesamte Objekt erweitert. Für den Kauf brauchte er allerdings nun
doch die Zustimmung des Stadtrat, denn immerhin handelte es sich
um eine Ausgabe von mehr als 1,7 Mio Euro.
Somit wurde also das Umweltamt von der
Rathauszentrale am Maxplatz in eine Außenstelle am Rande der
Innenstadt verbannt (woraus man freilich einige Schlüsse über
die Wertigkeit des Amts beim Oberbürgermeister ziehen könnte).
Der Stadtrat wurde informiert, erst nachdem der Umzug bereits
stattgefunden hatte. Und mit Umzug und Kaufoption hat der OB eine
Investition von 1,7 Mio Euro so weit getrieben, dass der Stadtrat
regelrecht überrumpelt war.
Die Stadtratsmehrheit hat sich’s trotzdem
gefallen lassen, ist auf das "starke" Muskelspielchen
eingestiegen und stimmte – gegen die GAL – dem Kauf zu. Zur
gleichen Zeit übrigens haben (aus Geldmangel) Stadtratsmehrheit
und Oberbürgermeister die noch im Januar vollmundig angekündigte
1-Million-Investition in Klimaschutzmaßnahmen deutlich
zusammengeschnurrt und größtenteils auf die nächsten Jahre
verschoben. Wo das Geld stattdessen hingewandert ist? Na, in die
Mußstraße!
Tricky Dani und ihre Spielhölle
Das Stadtratsmandat ist bekanntlich ein Ehrenamt
– was eine gewisse Selbstlosigkeit impliziert – also den
Willen, sich zum Wohle der Gemeinschaft einzusetzen und nicht im
eigenen Interesse. Deshalb sieht die Bayerische Gemeindeordnung
vor, dass Stadtratsmitglieder bei Entscheidungen nicht mitberaten
und mitstimmen dürfen, die ihnen (oder einer von ihnen
vertretenen Person) einen persönlichen Vorteil bringen könnten.
Das gilt auch für Architekten, die an dem zu entscheidenden
Bauvorhaben beteiligt sind. So wurde das im Bamberger Stadtrat
auch immer gehandhabt – das war Ehrensache.
Aber das war vor "Tricky Dani" –
Daniela Reinfelder, neu gewählte CSU-Stadträtin,
Bürgervereinsvorsitzende in Gaustadt und rührige Architektin.
Aus ihrer Feder stammen die Pläne zur Erweiterung einer
Spielothek in der Königstraße, die im Juli als Bauantrag dem
Bausenat vorlegt wurden. Und sie verhielt sich keineswegs passiv,
als der umstrittene Tagesordnungspunkt (der bereits bei zwei
Bausenatssitzungen vorher keine Mehrheit gefunden hatte)
abgestimmt wurde, sondern erhob wie selbstverständlich für
"ihr" Projekt die Hand.
Zuvor hatte sie allerdings (durch einen
Mitarbeiter der Stadtverwaltung!) die rechtliche Lage prüfen
lassen. Und die war – formal – tatsächlich auf ihrer Seite.
Als Architektin hatte sie laut Vertrag "nur" den Auftrag
zur Planerstellung, und dieser war mit Vorlage der Pläne, also
zum Zeitpunkt der Abstimmung im Bausenat schon beendet. Deshalb,
so die juristische Schlussfolgerung, könne sie keinen Vorteil aus
der Genehmigung mehr ziehen. Ganz schön tricky, oder?
Was "Tricky Dani" bei der
Bausenatssitzung natürlich nicht verraten hat, ist, welcher
Architekt oder welche Architektin denn den Anschlussauftrag –
nämlich zur Ausführung des Erweiterungsbaus – bekommt. Die gaz-Redaktion
ist da ganz schön gespannt …
Hinterhalt gefährdet demokratisches
Verfahren zum Masterplan Innenstadt
Was macht man in festgefahrenen Situationen, in
denen nichts mehr vorwärts geht, z. B. in der Bamberger
Verkehrspolitik? Seit Jahren gibt es Stillstand, weil die Fronten
verhärtet sind zwischen denen, die den Verkehr weitgehend aus der
Innenstadt heraushalten wollen, und denen, die nach noch mehr
Parkplätzen rufen. Die Stadt hat sich dazu etwas einfallen
lassen: den Masterplan Innenstadt. Dieser Plan sollte von
ausgewählten InteressenvertreterInnen und BürgerInnen der Stadt
in einem moderierten Verfahren, begleitet von externen Profis,
erarbeitet werden. Ziel war eine ausgewogene Zielsetzung für die
Stadtplanung, die dem Stadtrat in den vergangenen Jahrzehnten nur
sehr unzureichend gelungen ist. Über mehrere Monate hinweg trafen
sich regelmäßig 39 TeilnehmerInnen und diskutierten in
Arbeitsgruppen die Ziele für die Innenstadt. Auf sieben Oberziele
einigten sie sich und formulierten eine gemeinsame Konvention, die
bei der Abschlussveranstaltung feierlich von allen unterzeichnet
werden sollte.
Doch dann sorgte Stadtmarketing-Geschäftsführer
(und "Bamberger Realisten"-Stadtrat) Klaus Stieringer
für einen Eklat. Stieringer, in der Vergangenheit einer der
lautesten Rufer nach mehr Parkplätzen, ließ nach der
Schlussabstimmung des Konventionstextes außerhalb der Versammlung
einen Passus aufnehmen, in dem festgehalten werden sollte, dass
eine Gruppe von Teilnehmern das Oberziel 7 ("Den
Motorisierten Individualverkehr deutlich beruhigen und
reduzieren") ablehnt. Dieses das gesamte Verfahren
kompromittierende Vorgehen wurde – eher zufällig – durch
einige andere Teilnehmer beim Gegenlesen entdeckt und konnte
deshalb noch rückgängig gemacht werden. Offensichtlich waren die
Vertreter des Gegenvotums nicht in der Lage gewesen, im laufenden
Verfahren ihren Standpunkt einzubringen, und wollten nun auf
fragwürdige Weise ihre Interessen einbringen und so die
Mediationsergebnisse verfälschen.
Unterm Strich blieb, dass die Minderheit mit ihrer
Forderung nach einer "Tiefgarage unter dem
Schönleinsplatz" als abweichende Meinung in der Konvention
notiert ist, obwohl zuvor die überwiegende Mehrheit diese
Maßnahme ausdrücklich nicht gewünscht hatte. Festzuhalten
bleibt aber auch, dass ein Mitglied des Stadtrates ein
demokratisches und vom Stadtrat beauftragtes Verfahren zu umgehen
und damit zu diskreditieren versuchte.
Dennoch bieten die Ergebnisse des
Mediationsverfahrens eine gute Grundlage für einen Neuanfang in
der Bamberger Verkehrspolitik. Von dem geschilderten Zwischenfall
abgesehen wurden Fronten überwunden und eher die Gemeinsamkeiten
herausgearbeitet als die Gegensätze gepflegt. Es kommt jetzt
darauf an, welche Umsetzungsschritte Stadtverwaltung und Stadtrat
aus den Ergebnissen ableiten. Immerhin hat eine Mehrheit im
Stadtrat hoffentlich erkannt, dass es diese Chancen zu nutzen
gilt. In einer gemeinsamen Pressemitteilung von CSU, SPD und GAL
bekennen diese sich zu den Zielen des Masterplans Innenstadt.
sys
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