Haushaltspolitik – mal
mit, mal ohne Schlaglöcher
Dass Politik manchmal meilenweit
von Sachlichkeit entfernt sein kann, zeigte sich wieder einmal bei
den Haushaltsberatungen für das Jahr 2006. Um angesichts der prekären
Haushaltssituation Geld zu sparen, hatte die GAL-Fraktion eine Kürzung
des Dienstleistungsentgelts für den Straßenbauunterhalt
beantragt: Die im Haushaltsentwurf vorgesehenen 4 Mio Euro, die
der Entsorgungs- und Baubetrieb EBB dafür bekommt, dass er die
Straßen instand hält, sollten laut GAL moderat um 170.000 Euro
(entspricht 4%) gekürzt werden.
Oberbürgermeister Herbert Lauer
prognostizierte bei einer solchen Mittelkürzung umgehend
schlechtere Straßen, mehr Schlaglöcher und unzumutbare Verhältnisse
für die AutofahrerInnen. Und auch der finanzpolitische
CSU-Sprecher Heribert Trunk stieß ins selbe Horn und setzte
polemisch noch einige Attacken gegen die gerne als autofeindlich
abgestempelte GAL drauf. Kurzum, der GAL-Antrag wurde abgelehnt.
Doch kurz darauf kam die
Stadtverwaltung, sprich der Kämmerer, selbst mit genau demselben
Vorschlag auf die Tagesordnung. In der so genannten “Nachschiebeliste“,
die als Tischvorlage bei den Haushaltsberatungen aktualisierte Änderungsvorschläge
zum vorgelegten Haushaltsentwurf macht, tauchte ebenfalls eine Kürzung
des EBB-Dienstleistungsentgelts auf – in fast genau der gleichen
Hšhe wie von der GAL vorgeschlagen.
Und diesmal stimmten alle Fraktionen inklusive OB
kommentarlos zu. War ja auch formell kein GAL-Antrag mehr. Die
Schlagloch-Vorwürfe an die GAL können die oben genannten Herren
nun an sich selbst adressieren.
Teure Hallenbadfliesen auf Kosten eines
Stadtteils?
Zweckentfremdung öffentlicher
Mittel wäre die richtige Bezeichnung, wenn tatsächlich mit Fördermitteln
des Bundes aus dem “Soziale Stadt“-Programm am Stadion ein
neues Hallenbad gebaut würde. Mit dem Programm sollen eigentlich
bundesweit benachteiligte Stadtquartiere aufgewertet werden: z.B.
Wohnen und Arbeiten attraktiver machen, soziale Barrieren zwischen
Bevölkerungsgruppen -abbauen, Angebote für Jugendliche,
Nachbarschaftsorganisationen, mehr Grünflächen usw.
In Bamberg kamen die
vorbereitenden Untersuchungen für das Soziale-Stadt-Gebiet “Starkenfeldstraße“
zu einem ziemlich widersprüchlichen Analyseergebnis. Einerseits
wurde festgestellt: “Das Untersuchungsgebiet verfügt über
Potenziale und städtische Alleinstellungsmerkmale wie den
Volkspark, das Stadion oder das Stadionbad (eventuell neues
Hallenbad), die allerdings nur in eingeschränktem Umfang für die
Eigendefinition des Gebiets von Bedeutung sind. Diese
Einrichtungen haben stadtweite Bedeutung.“ Andererseits aber
wird der Bau eines Hallenbads als Maßnahme mit höchster Priorität
gelistet.
Und dieser nimmt sich recht
sonderbar aus, wenn man die vielen anderen Maßnahmen liest, die
wirklich stadtteilorientiert sind: Angsträume Tiefgaragen heller
gestalten, Seniorenwohnen und Studentenwohnungen anbieten,
Energieberatung für Mietwohnungen, Sprachkurse für MigrantInnen,
Beratungsstelle für Jugendliche, Stadtteiltreff,
Nachbarschafts-Tauschbörse,
Nachmittagsbetreuung/Hausaufgabenhilfe usw.
Kein Zweifel, die “Starkenfeldstraße“-AnwohnerInnen
würden auch von einem neuen Hallenbad profitieren. Aber der
Verdacht ist nicht aus der Luft gegriffen: Um ein schickes und
teures Hallenbad (ca. 19 Mio Euro) finanzieren zu können, will
die Stadtratsmehrheit auf Soziale-Stadt-Mittel zugreifen, die dafür
eigentlich nicht gedacht sind.
Das Geld fehlt dann aber für die vielen kleinen
Maßnahmen, die den Leuten im Viertel direkt zugute kommen
würden. Sie wären die Betrogenen und müssten dafür zahlen,
dass die Stadt Bamberg ein weiteres Prestigeprojekt verwirklicht.
Genau das Gegenteil von dem wäre erreicht, was "Soziale
Stadt" eigentlich beabsichtigt.
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