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Ein Porträt der GAL-Kandidatin
zur Oberbürgermeisterwahl, Ursula Sowa
Ursula Sowa im Gespräch mit Bürgern. Foto: Michael Schilling
B
ist nicht Bamberg und auch nicht Berlin, wo Sowa drei Jahre als
Abgeordnete im Bundestag wirkte. Das B steht für
"Bühne" und für "blühen". Zwei Millionen
Tagestouristen sehen das jährlich genauso: Sie betreten zwischen
Bahnhof und Dom, zwischen Hafen und Hain eine blühende Bühne.
Das soll so bleiben, meint Sowa. Nur sollten darüber nicht die
Stadtteile vernachlässigt werden. Und: Bamberg und den Bambergern
fehle seit einigen Jahren die Richtschnur, also eine Vorstellung
davon, wohin sich das Weltkulturerbe entwickeln will. Ursula Sowa
redet daher einem Stadtentwicklungsplan das Wort, "etwas, das
andere Städte längst haben". Sowas Titel: Nachhaltigkeit,
Ökologie, Kultur.
A
steht für Architektur, wie könnte es anders sein bei einer
Architektin. Die jetzigen US-Flächen im Stadtgebiet werden nach
dem Abzug der Amerikaner umgebaut zu Wohngebieten. Und dann will
Sowa hier "innovative Architektur sehen, mit ökologischem
Grundgedanken." Als bewusster Gegensatz zur gewachsenen
Architektur der historischen Altstadt, die es behutsam zu erhalten
gelte.
M
sind die Menschen. Mehr mit den Menschen machen, ihnen
vertrauen und für sie offen sein, das ist Ursula Sowas großes
Ziel. Aktiv auf Leute zugehen, sie zur Beteiligung ermuntern –
hört sich gut an. Aber wie will sie das schaffen als OBin, bei
all den Pflichten? Das sieht die Kandidatin pragmatisch: Sie nimmt
einfach nicht alle Termine wahr, setzt statt dessen Schwerpunkte
und versucht, mit den BambergerInnen Ziele zu vereinbaren, ein
gemeinsames Leitbild zu entwickeln.
B
zum zweiten – wieder nix mit Berlin oder Bamberg. Statt dessen:
Basketball. Ja, auch die grüne Kandidatin ist Fan, trägt sogar
Schlappen in Basketball-Optik. Neben der schönsten Altstadt hat
Bamberg die besten Basketballer Deutschlands. Das verpflichtet.
Und zwar in den Augen der 48-jährigen Sowa dazu, neben dem
Spitzen- auch den Breitensport zu sehen und zu fördern.
Dasselbe gelte für die Kultur.
Ursula Sowa ist den Symphonikern verbunden, seit sie als Studentin
im Kulturraum die Garderobenfrau gab, um Konzerte hören zu
können. Aber außerdem gibt es noch die vielen kleinen,
ehrenamtlichen Theater-, Kabarett- und Musikinitiativen, die sie
buchstäblich heraus auf die Straße holen will: "Wir
brauchen qualitätvolle kulturelle Veranstaltungen im
Straßenraum, nicht nur billige Schnäppchen-jagden wie bei Rama
Dama." Bei diesem Thema wirkt Ursula Sowa beinahe ein
bisschen aufgebracht.
"Um gehört zu werden, das
habe ich in Berlin gelernt, müssen wir uns deutschlandweit
positionieren, als Marke", sagt sie. Und diese Marke trägt
die Aufschrift: Kultur. Das ist Sowas Ehrgeiz, und dieser schenkt
uns den Buchstaben
E
Ehrgeiz für Bamberg. Er klingt besonders dann durch,
wenn die dreifache Mutter über ihre internationale Erfahrung als
Abgeordnete spricht. Warum soll die Bundeskanzlerin nicht mal in
Bamberg einen Staatsgast begrüßen? Warum sollte Bamberg nicht
ein internationales Kompetenzzentrum für die Denkmalpflege
werden? Global positionieren, lokal handeln – da fehlt nur noch
die
R
Region. Als Teil der Metropolregion Nürnberg stehen
wir in partnerschaftlichem Wettbewerb mit Städten wie Würzburg,
Erlangen, Bayreuth. Wie will eine OBin Sowa hier ihre Stadt
positionieren? Das, so sagt sie, hat sie mit dem Nürnberger OB
längst verabredet: Bamberg steht für Geisteswissenschaften und
Kultur: "Wo sich die Metropolregion präsentiert, sei es in
Brüssel, im Internet oder in der Wirtschaft, da muss Bamberg mit
seinem Profil dabei sein." So wie sie es formuliert, klingt
es alternativlos. Aber wie steht es eigentlich mit der
Bodenständigkeit, Frau Sowa? Verlassen Sie nicht Ihre Wurzeln,
wenn Sie immer an Brüssel, Bund und Bollidigg denken? Bewahre, da
sei das
G
vor, es steht für die Gärtnerstadt, Bambergs anderes
Wahrzeichen, die Zwiebeltreter. Die scharfe Knolle gehört in den
Augen Ursula Sowas zur Marke Bamberg gerade so wie der Dom. Und
deswegen werden, sollte die Bundeskanzlerin wirklich einmal einen
französischen Präsidenten auf der blühenden Bühne Bamberg
begrüßen, Rettich und Zwiebel aus der Gärtnerstadt beim
Staatsakt zweifelsohne eine wichtige Rolle spielen.
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