Interview mit OB-Kandidatin
Ursula Sowa über einen neuen Führungsstil im Rathaus und eine
bessere Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern
gaz: Ursula Sowa,
Sie wollen Bamberger Oberbürgermeisterin werden. Was würden Sie
in den ersten 100 Tagen anpacken?
Sowa: Einmal würde ich im
Rathaus wieder Klarheit schaffen, was eigentlich an
Zielvorstellungen da ist. Das heißt, Aufgabenstellung der
einzelnen Ämter sind zu überprüfen – aber mit den
MitarbeiterInnen, nicht über deren Köpfe hinweg. Dann würde ich
mit der Bürgerschaft intensiven Kontakt aufnehmen – etwa durch
Bürgerversammlungen und Informationsveranstaltungen. Eine erste
Stadtratssitzung kann ich mir so vorstellen, dass wir zunächst
sämtliche Problemlagen in Bamberg benennen, und dann einen
Fahrplan entwickeln, welche Themen Stück für Stück abgearbeitet
werden sollen und hierfür auch die Verantwortlichen klar
bestimmen.
gaz: Es heißt oft,
die Verwaltung würde nicht effizient arbeiten, wie beurteilen Sie
das?
Sowa: Die Verwaltung kann
nur so gut sein wie die Rathausspitze. Es muss gelingen,
Teamfähigkeit, Vertauen und Motivation herzustellen – und zwar
nicht nur bei Referats- und AmtsleiterInnen, sondern bei allen
MitarbeiterInnen. Man muss ernsthaft ergründen, woher
Frustgefühle kommen. Ich glaube, oft fehlt auch das Lob, die
Anerkennung.
gaz: Die Forderung,
die derzeit auf elf Standorte verteilten städtischen Behörden in
einem so genannten Technischen Rathaus am Schönleinsplatz
zusammenzu fassen – ist das ein Plan, den auch Ursula Sowa
verfolgen würde?
Sowa: Eine Zusammenfassung
ist wünschenswert, aber das muss nicht unbedingt im teuer zu
kaufenden Sparkassengebäude sein. Ich tendiere dazu, dass
sämtliche angemieteten Räume der Stadt auf den Prüfstand
kommen, mit dem Ziel, die Ämter in eigenen Räumen
unterzubringen. Eventuell könnte man das Rathaus am Maxplatz
durch Umbauten erweitern – etwa durch eine Überdachung des
Innenhofs oder einen Anbau zur Fleischstraße hin. Für das
Geyerswörthschloss könnte ich mir übrigens sehr gut ein
Jugendgästehaus vorstellen.
gaz: Sie fordern die
Verkehrsberuhigung der gesamten Altstadt – vom Bahnhof bis zur
Sandstraße. Ist das wirklich realistisch? Und wo soll der
Individualverkehr stattdessen fließen?
Sowa: Die Idee ist nicht
nur eine grüne Idee, sondern stammt auch von dem Stadtplaner
Kirchhoff, der für die Achse Bahnhof–Dom Busspuren und einen
reduzierten Fahrverkehr vorschlägt. Nach seinem Gesamtkonzept
soll Hauptverkehr auf der so genannten bahnparallelen
Innenstadttangente abgewickelt werden. Allerdings würde ich heute
den Verkehr von der Coburger und Ludwigstraße nicht mehr in die
Nürnberger Straße, sondern über den Pfisterberg gleich zum
Berliner Ring führen.
gaz: Die
Königstraße, Lange Straße und Kapuzinerstraße würden für
Autos noch nutzbar sein?
Sowa: Dort wären
verkehrsreduzierte Tempo-30-Zonen. Durchfahrtverkehr wäre zum
Beispiel nur Anliegern, Rettungsfahrzeugen, Behinderten und Eltern
mit Kindern erlaubt.
gaz: Was sollte mit
der Sandstraße passieren?
Sowa: Hier würde ich den
Vorschlag aus dem Gutachten von Stucke verfolgen – eine Sperrung
zum Beispiel durch zwei Pfosten, einen beim
"Schlenkerla" und einen bei der Elisabethenkirche.
Abgasreduzierte und besonders leise Bergbusse, möglicherweise mit
Brennstoffzellenantrieb, würden über den Domberg geführt. Eine
Bergverbindungsstraße lehne ich hingegen strikt ab, weil sie
keine Entlastung bringen würde.
gaz: Wie sind Ihre
Erfahrungen im bisherigen Wahlkampf?
Sowa: Erstaunlich
ermunternd. Die Resonanz ist so erfrischend, dass ich ganz viel
Schwung habe und auch die letzte heiße Phase am liebsten acht
Stunden lang meine Wahlprogramme verteilen würde. Am
Allerschönsten ist es, wenn Menschen sagen: "ach, ich brauch’
Ihr Wahlprogramm ned, ich wähl’ Sie ja eh!"
gaz: Welche Sorgen
und Kritik äußern Bürger bei Ihrer Wahlkampf-Tour durch
Bamberg?
Sowa: Fast in jedem
Gespräch wird der Ärger aufs Rathaus laut. Da kommt die quälend
langsame Maxplatzgestaltung vor oder die Verkehrsblockade durch
die Brückenbaustelle – das versteht keiner mehr. Dann der oft
als schroff empfundene Ton im Rathaus, insbesondere im Ordnungsamt
– da würde ich für einen neuen Umgang miteinander plädieren.
gaz: Haben auch die
ausländischen Bürger den Eindruck, sie werden in den
OB-Wahlkampf einbezogen?
Sowa: Es gibt da offenbar
eine Irritation. Selbst EU-Bürger wissen nicht, dass sie
wahlberechtigt sind. Die Stadt müsste hier ganz offensiv für
Wahlbeteiligung werben. Denn ich halte es für ausgesprochen
wichtig, dass Menschen ausländischer Herkunft sich für
Kommunalpolitik interessieren und auch mitentscheiden. Ihre
Beteiligung sollte uns willkommen sein.
gaz: Wäre es nicht
ein Nachteil, wenn eine Oberbürgermeisterin Sowa im Stadtrat
keine Mehrheit hätte?
Sowa: Das sehe ich als Herausforderung, der
ich mich gerne stelle. Ich erkenne darin sogar die große Chance,
dass die Politik in Bamberg endlich wieder an Sachfragen
orientiert arbeitet, dass Argumente zählen und nicht mehr – wie
jetzt meistens – parteipolitisches Blockdenken. Klar müsste ich
als Oberbürgermeisterin für meine Vorschläge immer wieder neu
Mehrheiten suchen. Aber ich würde gerne um die besten Lösungen
ringen – da hoffe ich, genug politische Kreativität und
Fingerspitzengefühl mitzubringen. Ich hoffe, dass meine so
erarbeiteten Vorstellungen, die dann natürlich auch Kompromisse
sein werden, dann so überzeugend sind, dass man ihnen eigentlich
nur noch zustimmen kann. Es gibt ja einige grüne Bürgermeister,
die das bravourös vormachen, etwa Sepp Daxenberger in Waging am
See oder Dieter Salomon in Freiburg. Ich würde das gerne auch in
Bamberg angehen.
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