Das Thema Mobilfunk ist in letzter Zeit wieder
aus den lokalen Schlagzeilen verschwunden. Doch das heißt noch
lange nicht, dass sich nichts tut. Neue Sender werden aufgestellt,
bestehende Standorte ausgebaut.
Seit kurzem ein neuer Sendestandort in der Schwarzenbergstraße.
Foto: Erich Weiß
Erst im Juli 2005 hatte die Stadt
einen früheren Beschluss rückgängig gemacht und von einem
Netzplan für die gesamte Stadt Abstand genommen. Grund dafür
war, dass die Mobilfunkbetreiber eine Mitarbeit verweigerten. Ein
solcher Netzplan hätte für das Stadtgebiet Sendestandorte
festlegen sollen, die einerseits einen ausreichenden Empfang
gewährleisten, andererseits die Gesundheitsbelastung für
AnwohnerInnen minimieren. Leider hat die Stadt nicht die Handhabe,
eine Netzplanung auf eigene Faust rechtlich durchzusetzen, sondern
ist auf den good will von Vodafone, E-plus, T-Mobile und O2
angewiesen.
Doch die Stadt hat nicht nur den
Netzplan aufgegeben: Sie hat zugesagt, mit jeder einzelnen Firma
über deren Standortwünsche zu beraten und jeweils eine so
genannte optimierte Lösung zu finden. Wobei "optimiert"
nach Lesart der Mobilfunkbranche sicher nicht strahlungsarm für
AnwohnerInnen bedeutet, sondern eher optimale Sendeleistung. Bei
einer solchen Optimierung mitzuplanen kommt für die Stadt sowieso
nur bei den baurechtlich genehmigungspflichtigen Sendeanlagen in
Frage, also bei mehr als 10 Metern Höhe. Alle anderen müssen der
Stadtverwaltung nur angezeigt, also gemeldet werden.
Während man im Rathaus offenbar
noch darauf wartet, mal optimierend mit einbezogen zu werden,
gehen die Mobilfunkanbieter den einfacheren Weg und installieren
Antennen von knapp unter 10 Metern Höhe oder rüsten vorhandene
Standorte auf. Erst vor kurzem wurde in der Schwarzenbergstraße
eine neue Sendestation errichtet – ohne vorherige Information
der AnwohnerInnen. Einige Betroffene haben sich bereits zur
Kündigung ihrer Wohnungen entschlossen.
Die Mobilfunkfirmen nutzen also die schwammige
Haltung der Stadt, die sich nur halbherzig und schwächlich für
die Gesundheitsvorsorge zugunsten ihrer BürgerInnen einsetzt,
weidlich aus und bauen im Rahmen ihrer rechtlichen Möglichkeiten
das, wozu sie Lust haben.
Vorsicht
Hausbesitzer! Mietminderung und Haftungsrisiko drohen
Hausbesitzer, die ihr Dach gegen vermeintlich
lukrative Mieteinnahmen für eine Mobilfunksendestation zur
Verfügung stellen wollen, sollten vorsichtig sein:
Eine Wertminderung des Gebäudes auf dem Mietmarkt
ist vorprogrammiert, und sogar Mietminderungen bei bestehenden
Mietverträgen könnten auf den Hausbesitzer zukommen. Aus einer
Urteilsbegründung des Amtsgerichts München (Endurteil 432 C
7381/95, Quelle: www.izmf.de):"Vermieter
und Mieter stehen jedenfalls während eines bestehenden
Mietverhältnisses in einem Treueverhältnis zueinander. Ein
Mieter hat Anspruch darauf, dass sein Vermieter nicht
nachträglich das Anwesen in einer bei Abschluss des Mietvertrages
nicht vorhersehbaren Weise nutzt und dem Mieter die Angst
aufbürdet, hierdurch (mindestens langfristig) gesundheitlich
geschädigt werden zu können."
Auch das Haftungsrisiko gegenüber geschädigten
Dritten in der Nachbarschaft kann gefährlich werden. Aus einem
Gutachten der Rechtsanwaltskanzlei Sommer, München (Quelle: www.izmf.de):
"Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche wegen
gesundheitlicher Beeinträchtigungen aus dem Sendebetrieb einer
Mobilfunkanlage können nach bürgerlichem Recht grundsätzlich
auch gegenüber dem Grundstückseigentümer geltend gemacht
werden, (...). Zwar stellen die Mobilfunkbetreiber im Rahmen der
Nutzungsverträge regelmäßig die Grundstückseigentümer von
möglichen Ansprüchen Dritter frei (...), indem sie dem
Grundstückseigentümer einen vertraglichen Anspruch gegen den
Mobilfunkbetreiber auf Ausgleich möglicher
Schadensersatzforderungen Dritter einräumen. Der Ersatzanspruch
des geschädigten Dritten gegenüber dem Grundstückseigentümer
bleibt davon unberührt." Mit anderen Worten: Erst einmal
müsste der Grundstückseigentümer zahlen. Wenn er Glück hat,
bekommt er dann das Geld von dem Mobilfunkbetreibern. Aber die
haben inzwischen Versicherungsprobleme: Seit 2004 übernehmen
mehrere Versicherungsunternehmen (allen voran Allianz) keine
Haftung mehr für Gesundheitsschäden durch Mobilfunk.
Deshalb sollten Haus- und Grundbesitzer – sowohl
aus Rücksicht auf die Gesundheit von uns allen wie auch aus
eigenen finanziellen Interessen - Vorsicht walten lassen: Keine
Mobilfunk-Antennen aufs Dach oder Grundstück!!!
|