Fehlentwicklungen nach und nach korrigieren
Gewerkschaftsvertreter sprachen mit GAL
über Eisenbahnstandort Bamberg
Der drohende Stopp der Sanierungsarbeiten am
Bamberger Bahnhof war nur ein Gesprächsthema, als
DGB-Kreisvorsitzender Werner Schnabel und der
Betriebsratsvorsitzende der Deutschen Bahn, Geschäftsbereich Netz,
Manfred Druck, bei der GAL-Fraktion zu Gast waren.
Die derzeit alles andere als kundenfreundliche
Situation am Bamberger Bahnhof sei nur ein Symptom der Krise, in der
die Bahn steckt, stellte Manfred Druck fest. Immer wieder
vorkommende Zugverspätungen, der Ausfall von Klimaanlagen und
anderer Technik, aber auch der unübersichtliche Tarifdschungel
trügen ein Übriges dazu bei, dass die Bahn einen zunehmend
schlechten Ruf bekäme.
Dahinter stünden über Jahrzehnte eingefahrene
falsche Weichenstellungen der Politik, waren sich Druck und der
verkehrspolitische Sprecher der GAL, Peter Gack, einig. "Diese
Fehlentwicklungen können leider nicht von heute auf morgen, sondern
nur nach und nach korrigiert werden", meinte Gack. Eine
wichtige Maßnahme sei es gewesen, dass auf Drängen von Bündnis
90/Die Grünen die Ökosteuer für den öffentlichen Verkehr nur zum
halben Satz gelte, was einen wesentlichen Preisvorteil für die Bahn
bringe. Ebenso konnten die Grünen erreichen, dass künftig die
Investitionen in die Schiene schrittweise an die in den Straßenbau
angeglichen werden.
Als richtungweisend bezeichnete Gack einen aktuellen
Beschluss der Regierung, ab 2002/03 die bisherige Jahresvignette
für Lkw abzulösen und stattdessen eine Autobahn-Maut für Lkw
einzuführen. Lkw müssten dann nicht mehr nur zwei, sondern 25
Pfennige pro Kilometer zahlen. "Das sorgt wieder für ein
Stück Gerechtigkeit, denn Bahn muss seit Jahren Schienenmaut
zahlen", betonte Gack. Seine Partei wolle sich in der
Regierungskoalition außerdem dafür einsetzen, dass für deutsche
Züge ebenso wie in allen europäischen Ländern Mineralösteuer und
Mehrwertsteuer halbiert werden, und dass für Berufspendler eine
verkehrsmittelunabhängige Entfernungspauschale eingeführt wird, um
umweltschädliches Autopendeln möglichst auf die Schiene zu
verlagern.
Auf Zustimmung bei der GAL stieß Schnabels
Anregung, alle Kräfte für einen gut funktionierenden
Verkehrsverbund in Stadt und Landkreis Bamberg zu bündeln. Eine
sinnvolle Bahnpolitik dürfe sich nicht auf die Streckenstilllegung
konzentrieren, sondern müsse vielmehr gezielt alte Strecken
revitalisieren, wie etwa die Linie Frensdorf-Ebrach. "Das
Rückgrat für ein solides ÖPNV-Angebot muss die Schiene
sein", forderte auch Gack. Er setzt hier seine Hoffnung auf die
Fortschreibung des Nahverkehrsplanes, die demnächst ansteht.
Druck und Schnabel beklagten, dass vom Bahnstandort
Bamberg immer mehr Stellen abgezogen würden. "Eine
Zentralisierung hin nach München bahnt sich an", so Druck.
Auch was die Investitionen anbelange, sei Bamberg geradezu ein
"weißer Fleck". Schnabel bemerkte, dass die Situation des
Bahnangebots im Landkreis Forchheim wesentlich besser sei, weil dort
deutlich mehr Druck von Seiten der Politik gemacht werde. Er
forderte den gesamten Stadtrat auf, sich hier mehr zu engagieren.
Was den drohenden Baustopp am Bamberger Bahnhof
angeht, "bleibt die GAL am Ball", versicherte Gack. Im
Moment liegen nach seiner Einschätzung widersprüchliche
Informationen auf dem Tisch. Nachdem aber die DB-Spitze noch nicht
geantwortet habe, sei eine endgültige Entwarnung nicht angesagt.
"Wenn der Bamberger Bahnhof aber tatsächlich ohne Aufschub
vollends saniert wird, freuen wir uns und behalten auch sehr gerne
Unrecht", so Gack.
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