GAL: "Das hat Folgen für die
Königstraße"
Kritik zum Witt-Gelände: OB hat
Denkmalpflege übergangen und Bauvorhaben "durchgedrückt"
Einen Präzedenzfall für die Königstraße
befürchtet die baupolitische Sprecherin der GAL-Stadtratsfraktion
Petra Friedrich nach Genehmigung der Pläne für das Witt-Gelände.
"Ein sechsgeschossiges Gebäude an dieser Stelle wird dazu
führen, dass man auch in der Umgebung höher bauen will", so
Friedrich, "die historische Königstraße droht so langfristig
ihr Gesicht zu verlieren."
Die GAL-Stadträtinnen Petra Friedrich und Ulrike
Heucken warfen OB Starke bei ihrer jüngsten Fraktionssitzung vor,
das Vorhaben auf Kosten der Denkmalpflege "durchgedrückt"
zu haben. Denkmalschutzbehörde und Heimatpflege konnten keine
schriftlichen Stellungnahmen zu den Bauplänen abgeben, weil ihnen
keine prüfbaren Bauunterlagen vorgelegen hätten, so Friedrich.
Lediglich mündlich hätten diese Stellen Gelegenheit gehabt, ihre
Bedenken gegenüber dem Baureferenten zu äußern. Diese und auch
die Einwände des Stadtplanungsbeirats seien zwar von der Verwaltung
gewürdigt worden, die in ihrem Verwaltungsvorschlag das sechste
Geschoss nicht genehmigen wollte. "Doch Oberbürgermeister
Starke hat mit einem eigenen Antrag alle Bedenken vom Tisch gewischt
und voll und ganz den Plänen des Investors entsprochen",
kritisierte Friedrich.
Deshalb warnte sie vor einer drohenden Entwicklung:
"Es scheint, dass der Oberbürgermeister mit einer im
Weltkulturerbe Bamberg bewährten politischen Kultur Schluss machen
will: Denkmalpflegerische Belange werden einfach übergangen, wenn
sie Investorenplänen im Wege stehen." Es sei das erste Mal
gewesen, dass der Stadtrat in einem baurechtlichen Verfahren dieser
Größenordnung auf schriftliche Stellungnahmen der
Denkmalpflege-Stellen einfach so verzichtet habe.
Ihre Fraktionskollegin Ulrike Heucken bescheinigte
dem OB "Investorenfreundlichkeit, die mit zweierlei Maß
misst". Von einer solchen Vorzugsbehandlung würden kleinere
Bauherren nur träumen. Die Bausenatsmitglieder hätten ledigleich
aufgrund einer Tischvorlage entscheiden können. Ein Antrag der GAL
auf zweite Lesung war vom Oberbürgermeister kategorisch abgelehnt
worden.
Ein zweiter wesentlicher Grund für die GAL, das
Bauprojekts abzulehnen, ist die Einrichtung einer Tiefgarage mit
Finanzmitteln der Stadt. Ulrike Heucken sagte dazu: "Das ist
verkehrspolitischer Unsinn. Es ist erwiesen, dass solche kleinen
Parkierungsanlagen unverhältnismäßig viel Parksuchverkehr
erzeugen. Diese Entscheidung ist nichts mehr als psychologischer
Balsam für die Geschäftsleute am Luitpoldeck." Insbesondere
kritisiert die GAL, dass dafür fast eine Million Euro aus dem
Stellplatzablöse-Fond genommen wird. "Dieses Geld wäre viel
besser für den Bau der P&R-Anlage an der Brennerstraße in
Verbindung mit der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes
angelegt", so Heucken.
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