Gymnasien als
"Turbo-Pauk-Anstalten"?
GAL kritisiert "wüste
Sparmaßnahmen" der Staatsregierung
"Ein solch unausgegorenes, konzeptionsloses und
polterndes Hopplahopp-Verfahren hätte man nicht mal der bayerischen
CSU zugetraut." Deutliche Worte fand der bildungspolitische
Sprecher der GAL-Stadtratsfraktion, Wolfgang Grader, als seine
Fraktion sich mit den Plänen der bayerischen Staatsregierung zum
achtjährigen Gymnasium (G8) beschäftigte.
Das G8 sei als Reaktion auf die PISA-Studie völlig
abwegig, so Grader, der selbst als Lehrer an einer Hauptschule
arbeitet. "Mehr Investitionen wären angesagt, nicht wüste
Sparmaßnahmen." Die Umwandlung der Gymnasien in
"Turbo-Pauk-Anstalten" werde die Qualität der Bildung in
Bayern verschlechtern. Über eine Verkürzung der Gymnasialzeit
könne man diskutieren, aber nur unter bildungspolitischen
Gesichtspunkten und nur aufgrund eines stichhaltigen pädagogischen
Konzepts.
GAL-Fraktionsvorsitzende Petra Friedrich warf
Ministerpräsident Stoiber außerdem vor, dass er noch kurz vor den
Landtagswahlen Änderungen nur mit Einbeziehung der Betroffenen
zugesagt habe. "Jetzt will er das G8 mit Hauruck und gegen die
berechtigten Einwände von Lehrkräften, Eltern, Schülern und
Schülerinnen durchpeitschen - das ist Wählertäuschung!"
Bezüglich der angeblich guten Erfahrungen, die man
seit September mit einer fünften Klasse im Schulversuch G8 am
Bamberger Clavius-Gymnasium gemacht habe, äußerte sich Friedrich
skeptisch. Nach ihren Informationen hat die Klasse des G8-Zugs
vergleichsweise viel bessere Bedingungen als andere: nur 23 Kinder
seien in dieser Klasse, während die Klassenstärke am CG sonst bei
über 30 liege, die Hauptfach-Lehrkräfte bekämen
Entlastungsstunden angerechnet, der Klassenraum sei
überdurchschnittlich gut ausgestattet und die Klasse werde darüber
hinaus im Schulalltag besonders gefördert. "Dass die Kinder
sich in dieser Klasse wohl fühlen, ist erfreulich, erlaubt aber
keine allgemeingültigen Rückschlüsse auf das G8. Eine
Schulsituation wie für diese Klasse würden wir uns für alle
wünschen – sie wäre aber nicht mit Stoiberscher Kürzungspolitik
zu erreichen, sondern mit mehr Geld für bessere Bildung."
Vehement kritisierte Wolfgang Grader, dass die
bayerische Staatsregierung das pädagogisch wertvolle Konzept der
Ganztagsschule nun als rein finanzpolitisches Instrument
missbrauchen wolle. "Wer das neunte Gymnasiums-Jahr auf die
Nachmittage von acht Jahren verteilt, hat ersichtlich nur den
Rotstift im Kopf, aber nicht die Bedürfnisse von Schülern und
Schülerinnen." Die Ganztagsschule als bildungspolitische
Zukunftsvision bedeutet nach Graders Meinung nicht einfach eine
"Verlängerung des Stundenplans". Ziel des
Ganztagskonzepts müsse sein, Neigungen und Fähigkeiten der
Schüler und Schülerinnen gezielt zu fördern, Unterrichtseinheiten
in der Praxis fortzusetzen und gemeinschaftliche Projekte z.B. mit
Verbänden umzusetzen. "Das wäre eine echte Schulreform, die
aber nicht von heute auf morgen zu beschließen ist und mehr statt
weniger Investitionen fordert", betonte Grader.
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