"Soziale Herkunft entscheidet über
Bildung"
Polit-Rondo mit Sowa und Grader – Thema
Bildungspolitik
Die Tatsache, dass nirgendwo in Deutschland die
Bildungschancen der Kinder so stark von der sozialen Herkunft der
Eltern abhängig sind wie in Bayern, stand im Mittelpunkts des
"Grünen Polit-Rondos". Interessierte Bürger und
Bürgerinnen waren zum Gespräch mit MdB Ursula Sowa und dem
Bamberger Landtagskandidaten Wolfgang Grader gekommen.
"Vor allem Kinder aus Familien mit geringer
Bildung und aus Migrantenfamilien bleiben weit unter ihren
Möglichkeiten", berichtete Wolfgang Grader, selbst Lehrer an
einer Hauptschule in Unterfranken. "Als Lehrer habe ich
täglich mit den Auswirkungen der bayerischen Schulpolitik zu tun.
Aufgrund dieser Erfahrungen will ich die frühe Auslese nach der
vierten Grundschulkasse abschaffen und setze mich für eine
sechsjährige gemeinsame Schulzeit ein. Sogar Schulräte vertreten
– wenn auch hinter vorgehaltener Hand – diese Ansicht", so
Grader. Die leer stehenden Teilhauptschulen in den Landkreisen seien
steinerne Zeugen dieser verfehlten Bildungspolitik.
Wolfgang Grader, Mitglied für die GAL im Bamberger
Stadtrat, erinnerte daran, wie erst vor kurzem die Stadt um die
Finanzierung eines einzelnen Schulsozialpädagogen ringen musste. Er
betonte die klare Zuständigkeit des Freistaats Bayern, der die
Finanzierung nicht auf die Kommunen abwälzen dürfe. Grader
forderte mehr Verfügungsstunden für die einzelnen Schulen und
Schulsozialpädagogen auf staatlich gesicherten Arbeitsstellen.
"Unsere Gesellschaft produziert sehr viele soziale Probleme bei
den Kindern und Jugendlichen, die nicht mehr im normalen
Schulbetrieb aufgefangen werden können. Der Freistaat Bayern muss
hier dringend handeln."
Sowa und Grader traten außerdem für ein
flächendeckendes und bedarfsgerechtes Angebot an Ganztagsschulen
ein. "Die rot-grüne Bundesregierung stellt mit einem
Milliardenprogramm den Ländern 90 Prozent der Investitionskosten
zur Verfügung", teilte die grüne Bundestagsabgeordnete Ursula
Sowa mit. "Es wird Zeit, dass diese Chance auch hierzulande
erkannt wird, Stoiber seine Blockadepolitik aufgibt und Bayern von
seiner Schlusslicht-Position wieder aufholt."
Eine Pädagogikstudentin wollte wissen, wie die
Grünen die Position der Frau in den Hochschulen verbessern wollen.
Grader nannte Nachwuchsprogramme und Mentoring-Projekte als
angemessene Mittel, um mehr Frauen als Professorinnen in die
Universitäten zu bringen. Außerdem könne der Freistaat Bayern bei
der Mittelvergabe Einfluss auf Frauenförderung nehmen und die
Rechte der Frauenbeauftragten stärken.
Kinderbetreuungsmöglichkeiten für Universitätsbeschäftigte
müssten weiter ausgebaut werden. "Und nicht zuletzt sollten
Elternzeiten und Teilzeitstellen von Vätern stärker unterstützt
werden", ergänzte Ursula Sowa.
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