Zurück zur Titelseite

 

 

Pressemitteilung vom 25. Juli 2003

Undemokratisch, überdimensioniert und unsozial

GAL kritisiert Form der Weltkulturerbestiftung – Fatale Folgen fürs soziale Netz

 

"Die Idee einer Weltkulturerbestiftung haben wir von Anfang an unterstützt, aber in dieser Form schießt sie über ihr eigentliches Ziel hinaus." Das stellten die Mitglieder der GAL-Stadtratsfraktion beim Sommerfest der GAL klar.

Ursprünglich geplant war laut Peter Gack eine Stiftung mit einer Anschubfinanzierung seitens der Stadt von 1 Mio Euro, die Zuschüsse im Rahmen des Bamberger Wegs an private Denkmalsanierungen vergeben sollte. Bei entsprechender Finanzkraft der Stadt habe man die Option auf weitere 2 bis 3 Mio in einigen Jahren offen gehalten. Nach der aktuellen und von der GAL abgelehnten Beschlusslage wird das Stiftungsvermögen jedoch bereits jetzt mit 7,66 Mio Euro von der Stadt gespeist und soll die gesamte Kulturpolitik abdecken.

"Das sind 73% des heute frei zur Verfügung stehenden Wertpapiervermögens der Stadt, welches einst für außerordentliche Investitionsvorhaben aufgespart wurde," betonte Gack. "Wenn man bedenkt, dass möglicherweise die übrigen 27% gebraucht werden, um den Haushalt 2004 auszugleichen, dann steht die Stadt danach ohne jeglichen Rückhalt da und lebt von der Hand in den Mund".

Das Vorgehen bezeichnete Peter Gack als "Haushaltstrick". Die Stadt mache sich ärmer als sie ist und hoffe dadurch auf mehr Unterstützung durch öffentliche Gelder. "Jeden Sozialhilfe-Empfänger, der diesen Trick anwendet, würde die Verwaltung der gezielten Entreicherung bezichtigen."

Problematisch fanden es die GAL-Stadträte und –rätinnen, dass mit dem Vorgehen der gesamte Kulturbereich der demokratischen Kontrolle entzogen sei. Nach Worten von Fraktionschefin Petra Friedrich werden wahrscheinlich ein Stiftungsrat und ein Kuratorium, die nicht direkt von den Wählern und Wählerinnen legitimiert sind, in nicht öffentlichen Sitzungen über die Zuschüsse an Kultureinrichtungen entscheiden. Für den ursprünglich vorgesehenen Stiftungszweck - die Vergabe von Fördermitteln im Rahmen des Bamberger Wegs - sei das angemessen gewesen, die gesamte Kulturpolitik zu "entdemokratisieren" sei jedoch ein Armutszeugnis. "Bei dem zu erwartenden Zuschuss-Gemauschel und Gelder-Auskarten werden kleine Kulturinitiativen ohne gute Stiftungs-Lobby unweigerlich auf der Strecke bleiben", befürchtet Friedrich.

Dass das Geld der Stiftung ausschließlich für Kultur und Weltkulturerbe eingesetzt wird, sei für die GAL zwar Verlockung, letztlich aber Grund für die Ablehnung gewesen, erklärte Peter Gack. Einerseits könne die Stadtratsmehrheit dieses Geld erfreulicherweise z.B. nicht mehr für den Bau neuer Straßen verschleudern, andererseits sei es aber auf alle Zeiten für Kultur festgelegt. "Einrichtungen aus den Bereichen Soziales, Sport und Jugend werden darunter zu leiden haben, weil sie künftig fast als einzige den Kopf für die Sparmaßnahmen der Stadt hinhalten müssen."

Der Sprecher der GAL im Senat für Wirtschaft und Finanzen sowie im Jugendhilfeausschuss, Wolfgang Budde, bekräftigte dies. Gerade habe die Stadt soziale Einrichtungen informiert, dass sie nur 60% der Zuschüsse auszahlen könne. "Das kann noch dieses Jahr das Aus für die EIBA, das Mütterzentrum Känguruh und wichtige Angebote des Kinderschutzbundes bedeuten. Sie erhalten nichts, weil die freigegebenen Mittel an Einrichtungen gehen, mit denen feste Verträge bestehen." Auch Verbände der offenen Jugendarbeit (St. Urban, St. Anna) und das Spielmobil sind nach Buddes Einschätzung existentiell bedroht.