Auch Bamberg muss nachbessern
GAL-Plenum beschäftigte sich mit
städtischer Schulpolitik
Was die aktuelle Debatte um Schulpolitik auch für
Bamberg bedeutet, war Thema beim jüngsten Plenum der GAL. Stadtrat
Wolfgang Budde sieht die Stadt als Schulaufwandsträgerin und
Verantwortliche für drei städtische Schulen
(Graf-Stauffenberg-Real- und Wirtschaftssschule und
Eichendorff-Gymnasium) in der Pflicht, insbesondere angesichts zu
wenig und zu großer Klassen in den genannten Schulen.
Auch wenn Bayern im Ländervergleich der PISA-Studie
mit an der Spitze der deutschen Bundesländer stehe, müsse dennoch
an wesentlichen Stellen nachgebessert werden, stellte Budde fest.
Das bayerische Schulsystem sei zu sehr auf die Bildung einer relativ
kleinen Elite angelegt. Hier würden für jeden Grund- und
Hauptschüler jährlich nur 3000 Euro ausgegeben, im übrigen
Deutschland liege der Schnitt bei 4000 Euro. Mehr Geld investiere
man hingegen in Bayern in die Gymnasien, wobei der Anteil von
SchulabgängerInnen mit Hochschulreife mit 19% in Bayern ziemlich
gering ausfalle (in Deutschland 27%, andere Staaten 50% bis 70%).
Demgegenüber verließen jedoch überdurchschnittlich viele
bayerische Jugendliche die Schule ohne Schulabschluss oder nur mit
Hauptschulabschluss. "Die Folge ist eine Verfestigung sozialer
Benachteiligungen", bewertete Budde diese Zahlen.
Belegt würde dies statistisch auch bei Jugendlichen
aus ausländischen Familien: Ihr Anteil an den SchülerInnen ohne
jeden Abschluss ist in Bayern im Vergleich zu den anderen
Bundesländern besonders hoch. "Ein eindeutiges Zeichen, dass
wir hier noch viel mehr Bemühungen zur Integration im Schulsystem
brauchen." Wolfgang Budde bezeichnete es deshalb als eine
"fatale Entwicklung in die völlig verkehrte Richtung",
dass die Bamberger Jakobsschule, eine Schule für Kinder aus
Aussiedlerfamilien, demnächst schließen wird. "Es wäre die
Pflicht der Stadt, einen Träger so weit zu unterstützen, dass die
Jakobsschule weiter arbeiten kann."
Noch in weiteren Punkte sieht Budde Handlungsbedarf:
Eine Untersuchung der GEW habe gezeigt, dass die Klassen in Bayern
sehr groß seien. "Das verursacht Massenpädagogik,
gleichförmige Regelungen und bürokratischen Lehrbetrieb –
Lehrkräfte können angesichts dieser Überforderung gar nicht mehr
gegensteuern." Auf individuelle Bedürfnisse könne oft nicht
mehr eingegangen werden. Dies habe beispielsweise vor zwei Jahren
auch zu der hohen Sitzenbleib-Quote in einer 8. Klasse in der
städtischen Realschule geführt. "Um Schüler mit Problemen
angemessen zu fördern, brauchen wir kleinere Klassen – das sollte
auch die Stadt Bamberg als Schulträgerin lernen."
Ein Schlusslicht ist Bayern laut einer Studie der
Universität Essen außerdem bei den Schulpsychologischen Diensten.
Kindern und Eltern stünden relativ wenige Möglichkeiten zur
Verfügung, sich professionelle Hilfe zu holen. Auch die Stadt
Bamberg könnte mehr Angebote von Schulsozialarbeit fördern, so
Budde. Dabei sei es auch wichtig, die Eltern mit einzubeziehen und
sie als Kooperationspartner der Schule zu begreifen.
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