Pressemitteilung vom 24.6.2002 Auch Bamberg muss nachbessern GAL-Plenum beschäftigte sich mit städtischer Schulpolitik Was die aktuelle Debatte um Schulpolitik auch für Bamberg bedeutet, war Thema beim jüngsten Plenum der GAL. Stadtrat Wolfgang Budde sieht die Stadt als Schulaufwandsträgerin und Verantwortliche für drei städtische Schulen (Graf-Stauffenberg-Real- und Wirtschaftssschule und Eichendorff-Gymnasium) in der Pflicht, insbesondere angesichts zu wenig und zu großer Klassen in den genannten Schulen. Auch wenn Bayern im Ländervergleich der PISA-Studie mit an der Spitze der deutschen Bundesländer stehe, müsse dennoch an wesentlichen Stellen nachgebessert werden, stellte Budde fest. Das bayerische Schulsystem sei zu sehr auf die Bildung einer relativ kleinen Elite angelegt. Hier würden für jeden Grund- und Hauptschüler jährlich nur 3000 Euro ausgegeben, im übrigen Deutschland liege der Schnitt bei 4000 Euro. Mehr Geld investiere man hingegen in Bayern in die Gymnasien, wobei der Anteil von SchulabgängerInnen mit Hochschulreife mit 19% in Bayern ziemlich gering ausfalle (in Deutschland 27%, andere Staaten 50% bis 70%). Demgegenüber verließen jedoch überdurchschnittlich viele bayerische Jugendliche die Schule ohne Schulabschluss oder nur mit Hauptschulabschluss. "Die Folge ist eine Verfestigung sozialer Benachteiligungen", bewertete Budde diese Zahlen. Belegt würde dies statistisch auch bei Jugendlichen aus ausländischen Familien: Ihr Anteil an den SchülerInnen ohne jeden Abschluss ist in Bayern im Vergleich zu den anderen Bundesländern besonders hoch. "Ein eindeutiges Zeichen, dass wir hier noch viel mehr Bemühungen zur Integration im Schulsystem brauchen." Wolfgang Budde bezeichnete es deshalb als eine "fatale Entwicklung in die völlig verkehrte Richtung", dass die Bamberger Jakobsschule, eine Schule für Kinder aus Aussiedlerfamilien, demnächst schließen wird. "Es wäre die Pflicht der Stadt, einen Träger so weit zu unterstützen, dass die Jakobsschule weiter arbeiten kann." Noch in weiteren Punkte sieht Budde Handlungsbedarf: Eine Untersuchung der GEW habe gezeigt, dass die Klassen in Bayern sehr groß seien. "Das verursacht Massenpädagogik, gleichförmige Regelungen und bürokratischen Lehrbetrieb – Lehrkräfte können angesichts dieser Überforderung gar nicht mehr gegensteuern." Auf individuelle Bedürfnisse könne oft nicht mehr eingegangen werden. Dies habe beispielsweise vor zwei Jahren auch zu der hohen Sitzenbleib- Quote in einer 8. Klasse in der städtischen Realschule geführt. "Um Schüler mit Problemen angemessen zu fördern, brauchen wir kleinere Klassen – das sollte auch die Stadt Bamberg als Schulträgerin lernen." Ein Schlusslicht ist Bayern laut einer Studie der Universität Essen außerdem bei den Schulpsychologischen Diensten. Kindern und Eltern stünden relativ wenige Möglichkeiten zur Verfügung, sich professionelle Hilfe zu holen. Auch die Stadt Bamberg könnte mehr Angebote von Schulsozialarbeit fördern, so Budde. Dabei sei es auch wichtig, die Eltern mit einzubeziehen und sie als Kooperationspartner der Schule zu begreifen.