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               Gericht soll entscheiden, ob alle
              Unternehmen der Sozialstiftung einen Betriebsrat erhalten 
                
              Die Sozialstiftung Bamberg mausert sich immer mehr
              zum Großkonzern in der Region. Erst jüngst geriet sie in die
              Schlagzeilen, weil sie als örtlicher Krankenhausträger nun
              vermehrt Kassenarztplätze in der Umgebung aufkauft und
              Medizinische Versorgungszentren MVZ gründet. Die
              "Konkurrenten" auf dem Gesundheitsmarkt – sprich frei
              niedergelassene Ärzte, aber auch die Träger anderer Kliniken
              sowie ihre politischen Verantwortlichen – riefen zum Protest auf
              und sprachen von "feindlicher Übernahme". 
              Während sich die Sozialstiftung also von
              unternehmerischer Seite massiv ausbreitet und überall vernetzt,
              um Einfluss zu gewinnen, versucht sie auf der anderen Seite, genau
              dies herunterzuspielen und die Zusammenhänge ihrer
              Firmenneugründungen klein zu reden. Denn das Personal der
              Sozialstiftung und all ihrer Subunternehmen schickt sich an, einen
              Gesamtbetriebsrat für alle Betriebe zu gründen – und dagegen
              wehrt sich die Leitung der Sozialstiftung. 
              Hintergrund ist die Veränderung des
              Personalstatus seit Gründung der Sozialstiftung im Jahr 2004. Bis
              zu diesem Zeitpunkt waren die Beschäftigten Angestellte der Stadt
              und wurden deshalb durch einen Personalrat vertreten. Nun sind sie
              Angestellte der Sozialstiftung und ihrer Subunternehmen. Den
              Personalrat gibt es auch heute noch – er vertritt alle, die bei
              Gründung der Sozialstiftung schon in den Betrieben fest
              angestellt waren. Die seither neu eingestellten Beschäftigten im
              Bereich Service (z. B. Reinigung, Hauswirtschaft) haben
              derzeit keine Personalvertretung. 
              Deshalb will ver.di zusammen mit dem bestehenden
              Personalrat einen Betriebsrat gründen, der alle Beschäftigten
              gleichermaßen vertreten soll. Die Geschäftsführung wehrt sich
              dagegen mit der Begründung, die Sozialstiftung und die zu ihr
              gehörigen einzelnen Betriebe (siehe Kasten) seien deutlich
              voneinander abgegrenzt, selbständig tätig und verantwortlich –
              insbesondere in Personalfragen. Kooperationen zwischen den
              Teilunternehmen gebe es nur durch gegenseitige Verträge und
              Dienstleistungen sowie durch unternehmensstrategischen Austausch. 
              Die Gewerkschaftsvertreter hingegen sehen klar
              einen einheitlichen Konzern Sozialstiftung. Sie wollen sich nicht
              mit vielen kleinen Betriebsräten abspeisen lassen, die sie in
              jedem einzelnen Betrieb gründen könnten, deren Zusammenwirken in
              der Praxis aber schwer umsetzbar ist. Vielmehr wollen sie einen
              schlagkräftigen und einflussreichen Betriebsrat für den gesamten
              Konzern. Überdies hat ein Betriebsrat nach dem
              Betriebsverfassungsgesetz mehr Kompetenzen und
              Einflussmöglichkeiten, als der bisher bestehende Personalrat. 
              Mittlerweile ist der Streitfall vor Gericht
              gelandet – die Gewerkschaft ver.di strengte eine Klage gegen die
              Sozialstiftung an. Im Mai gab es die erste Verhandlung, im Oktober
              2009 geht es weiter. 
              sys 
              
                
              Sozialstiftung Bamberg – was alles dazu
              gehört 
              Die Sozialstiftung Bamberg wurde 2004 gegründet,
              um im Auftrag der Stadt die städtischen Kliniken und Altenheime
              zu betreiben: Klinikum am Bruderwald, Klinikum am Michelsberg
              (ehemals St. Getreu), Antonistift, Bürgerspital. Zuvor wurden
              diese Betriebe in Eigenregie der Stadt geführt. Inzwischen hat
              die Sozialstiftung mehrere Subunternehmen gegründet bzw.
              übernommen, die ihr zu 100% gehören: 
              • Medizinisches Versorgungszentrum MVZ Dr.
              Schellerer GmbH und Klinik Dr. Schellerer GmbH ---
              Neugründung 2006 in der ehemaligen Privatklinik Schellerer,
              Gebäude zu diesem Zweck gepachtet; von diesem MVZ gehen die
              Aufkäufe von Kassenarztplätzen in der Region aus 
              • Akadiemie GmbH ---  zur Ausbildung
              für Hebammen und Krankenpflege, zur Ausbildung für Altenpflege 
              • Medizinisches Versorgungszentrum MVZ am
              Bruderwald GmbH --- Ärztezentrum in einem Neubau beim
              Klinikum, dazugehörig Hotel Somnia zur Unterbringung von
              Patientenangehörigen 
              • Saludis GmbH --- ambulantes Reha- und
              Therapiezentrum im gleichen Gebäude wie MVZ am Bruderwald 
              • Service GmbH --- über diese GmbH
              erfolgen Einstellungen von Personal in jedem Bereich (von
              ÄrztInnen über Küchen- und Reinigungskräfte bis zu
              Vewaltungsbeschäftigten) 
              • Energiemanagement GmbH --- gegründet
              für den Einkauf von Energie für alle Betriebe unter dem Dach der
              Sozialstiftung 
              
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