| 
               | 
              
              
               Von 
              Dr. Helmuth Jungbauer 
                
              25 Jahre GAL-Fraktion im Bamberger Stadtrat –
              eigentlich hat man das Gefühl, die sind schon wesentlich länger
              am Werk. Schließlich sind ihre Gene ja unstrittig auf die 68-er
              zurückzuführen, als Bamberg ein bemerkenswertes Zentrum der
              außerparlamentarischen Opposition war, wo so manche progressive
              Rakete mit unkonventionellen Ideen gezündet wurde, auf die man
              heute so oft vergeblich wartet. Ist der alte Schwung etwa dahin? 
              Sicher ist in den zurückliegenden 25 Jahren von
              diesen GAL-liern viel bewegt worden. Manches, worauf wir heute
              stolz sind, gäbe es ohne sie nicht, und einiges ist uns
              vielleicht erspart geblieben, was wir ohne ihren lästigen
              Widerstand aufs Auge bekommen hätten. Dafür Respekt – und
              "Danke!" 
              Heute aber kommt die GAL im Bamberger Stadtrat ein
              wenig bürgerlich, fast kleinbürgerlich daher. Listig und
              trickreich sind sie schon – insofern echte Gallier –, aber
              ihre Stärke war doch der Esprit, der provozierende,
              unkonventionelle Gedanke, die Querdenkerei, die Erschließung von
              kommunalpolitischem Neuland. Diese Tugenden sind in den
              Tretmühlen der täglichen Stadtratsarbeit offensichtlich ein
              wenig unter die Räder gekommen. 
              Gerade in jüngster Zeit sitzen die Bamberger
              GAL-lier eher im Bremserhäuschen als vorne auf der Lok. Das
              "qualifizierte Nein", mit dem sonst im politischen
              Geschäft meist der Finanzminister das Fallbeil über Ideen,
              Vorschläge und Projekte auslöst, kommt in Bamberg regelmäßig
              zuerst aus dem gallischen Haufendorf. Peter Gack, ihr Zucht- und
              Zinsmeister, einer der besten Köpfe überhaupt – und das in
              jeder Hinsicht –, der profunde Kenner des kommunalen
              Finanzsystems bis in die feinsten Verästelungen hinein, wacht mit
              biblischer Strenge über das Bamberger Haushaltsgebaren. 
              Wo aber bleibt das Konstruktive? Wo ist denn das
              Verkehrkonzept, das den Autofahrer nicht als den geborenen
              Verbrecher einstuft und das beim Stichwort "Ring" nicht
              gleich zum Exorzismus aufruft? Wann dürfen wir denn mit dem
              konkreten Vorschlag der Gallier zur Sanierung jenes schlimmen
              innerstädtischen Hinterhofes zwischen der Langen Straße und dem
              Metznergelände rechnen, der dem Anspruch einer Stadt, die
              Welterbe sein will, wahrlich nicht gerecht wird? 
              Also, liebe GAL-lier, versammelt Euch zum
              25-jährigen Jubiläum in der Dorfmitte, am Maxplatz, dort, wo
              Bamberg am trostlosesten ist. Legt die Filzpantoffeln und die
              Scheuklappen ab, tut den allzu scharfen Spitzer für den
              Rechenstift beiseite – und lasst endlich wieder einmal eine
              Ideenrakete steigen, die den finsteren Bamberger Himmel
              ausleuchtet. 
              Das wünsch` ich mir – und Euch – zum
              Jubiläum. 
              
 
               |