von Wolfgang Grader, Vorsitzender der
GAL-Fraktion
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr
geehrter Herr Bürgermeister,
liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte
Damen und Herren!
Genau vor einem Jahr stand zu Beginn der
Haushaltsreden die Frage im Raum, wer denn nun, wenn wir die
Stadt Bamberg mit einem Zug vergleichen, der Lokführer sein
wird. Diese Frage ist nun hinlänglich entschieden, das
Zugpersonal wurde teilweise erneuert und der Zug um den Waggon
Bürgermeisteramt verlängert. Nächstes Jahr um diese Zeit
wird man sich Gedanken machen, wie viele schwarze, grüne,
rote, orange, und bunte Waggons der Zug haben wird. So können
wir heute, noch ohne Wahlkampfgeplänkel, wenn wir wollen,
gemeinsam Zeichen setzen, wohin denn die Reise für die Stadt
Bamberg gehen wird.
Wir haben zwar einen neuen Haushalt vorgelegt
bekommen (schließlich steht ja auch 2007 und nicht mehr 2006
darüber), aber es ist kein anderer Haushalt geworden. Der
Oberbürgermeister und während der Haushaltsberatungen auch
die SPD-Sprecherin im Finanzsenat, haben davon gesprochen,
dass dieser Haushalt 2007 die Handschrift des neuen
Oberbürgermeisters tragen würde. Wenn dem so ist, dann
unterscheidet sich die Handschrift des neuen OB nicht im
geringsten von der Handschrift seines Amtsvorgängers und zwar
weder im Schriftbild, noch in der Größe, noch im
"Schwung".
Ich weiß, dass wir in den ersten sechs
Monaten nicht große Veränderungen erwarten können, viele
Altlasten mussten ja abgearbeitet werden. Klar, es war auch
nicht unbedingt zu erwarten, dass der Entwurf dieses Haushalts
besonders grün werden wird, aber ein bisschen mehr rot, oder
soll ich sagen orange, ein bisschen mehr Soziales hätten wir
schon erwartet.
Die GAL ging in die Haushaltsberatung mit dem
Ziel, dem von OB und Verwaltung vorgelegten Entwurf ein
bisschen mehr rote und grüne Farbe zu verabreichen. Wir
wollten sicherlich den Haushalt nicht gänzlich umkrempeln.
Dafür sind zu viele Ausgabepositionen festgeschrieben und der
Spielraum ist nicht allzu groß, aber die ein oder andere
Duftmarke, den ein oder anderen grünen Akzent hätten wir
gerne verwirklicht. Wenn auch die meisten unserer Anträge mit
großer Mehrheit abgelehnt wurden, so konnte doch der eine
oder andere grüne Pinselstrich während der Beratungen
angebracht werden um den Haushalt ökologischer und sozialer
zu gestalten.
Welche Ziele hat die GAL mit ihren Anträgen
verfolgt:
Genau wie die Verwaltung wollte auch die GAL:
Das Erwirtschaften der Pflichtzuführung vom
Verwaltungshaushalt zum Vermögenshaushalt in Höhe von 3,6
Mio gelingt nicht aus eigener Kraft des Verwaltungshaushaltes.
Die Rücklagen müssen angegriffen werden (aber letztendlich
wurden sie in weiser Voraussicht genau zu diesem Zweck
gebildet)
Die GAL versuchte mit ihren Vorschlägen
trotzdem, Ausgaben im Verwaltungshaushalt weiter zu reduzieren
und Potenziale für Einnahmensteigerungen zu nutzen.
Unsere Ausgabekürzungsvorschläge im
Verwaltungshaushalt beinhalteten eine Kürzung der
Entschädigungen für Stadträte (-10%), eine Kürzung bei
Repräsentation und Ehrungen, eine Verschlankung in der
Presseabteilung des Oberbürgermeisters, die mit 5 Planstellen
eine Spitzenstellung in Bayern einnimmt, beim
Dienstleistungsentgelt für den EBB zum Straßenunterhalt
(-5%) und sofort. Diese Kürzungsvorschläge ergäben eine
Gesamthöhe von 443.800 Euro.
Die Einnahmenmehrungen erfolgen durch die
Einbuchung des versprochenen höheren Bundeszuschuss für die
Kosten der Unterkunft (Hartz IV) sowie durch Erhöhung der
Parkgebühren (+20%). Da wir jetzt durch das neue
Parkleitsystem sehen, dass viele Parkhäuser leer stehen,
könnten wir durch die Erhöhung den Verkehr weiter umlenken
und einige Stellen vom Parkplätzen befreien. Ich denke da vor
allem an die Promenade, die noch viel Potenzial besitzt, um
die Attraktivität der Innenstadt zu steigern.
Die Mehrausgaben der GAL im
Verwaltungshaushalt in bescheidenem Umfang hätten nach
unseren Willen vor allem in den Bereichen
-
Ausweitung der Schulsozialarbeit,
-
Einrichtung einer 19. Klasse in der
Wirtschaftsschule,
-
Förderung der Tagespflege,
-
Freiwilligenmanagement und
Bürgerbeteiligung
-
und bei dem dringend notwendigen höheren
Erhaltungsunterhalt bei den städt. Wohn- und
Geschäftsgrundstücken
erfolgen sollen.
Wir bedauern sehr, dass diese in unseren Augen
wichtigen und sinnvollen Anträge keine Mehrheit gefunden
haben.
Wir freuen uns aber, dass die anderen
Fraktionen unserem Antrag gefolgt sind, nach einer jahrelang
zurückliegenden Kürzung nun endlich wieder die freiwilligen
Leistungen für die Jugendarbeit um moderate 5 % zu erhöhen.
Damit wird u. E. wieder ein Zeichen gesetzt, ehrenamtliche
Tätigkeit und bürgerschaftliches Engagement anzuerkennen und
verstärkt von städtischer Seite zu stützen.
Gefreut hat uns natürlich auch, dass nach
unserem vergeblichen Anlauf im vergangen Jahr, heuer nunmehr
doch die Notwendigkeit von allen anderen Fraktionen erkannt
wurde, das Personal für die offene Jugendarbeit in den
Einrichtungen im Jugendzentrum und Filterlos durch die
Neueinstellung eines Sozialarbeiters bzw. einer
Sozialarbeiterin zu ergänzen. Damit kann vorläufig die
Aufrechterhaltung beider Einrichtungen gewährleistet werden.
Die Alternative wäre gewesen, eine Einrichtung zu schließen,
was wir von der GAL mit allen Kräften verhindern wollten.
Insgesamt hätte sich der Verwaltungshaushalt
– wären die Kolleginnen und Kollegen unseren Vorschlägen
gefolgt - um ca. 800.000 Euro verbessert.
Mit dieser Verbesserung im Verwaltungshaushalt
wollten wir neue Investitionen im Vermögenshaushalt
anschieben, insbesondere einen höheren großen
Sonderbauunterhalt bei den städtischen Schulen und den
längst überfälligen Einstieg in die Neugestaltung des
Bahnhofsvorplatzes als Entree in die Stadt.
Wir wollen ein klares Signal setzen:
Das bedeutet Aufwertung von Bamberg-Ost durch
die Fußgängeruntertunnelung Bahnhof-Brennerstraße und den
Bau des P+R-Platzes an der Brennerstraße. Wir freuen uns,
dass wir die Kolleginnen und Kollegen mit unseren Anträgen
zur Bahnsteigunterführung, zum P+R-Platz an der
Brennerstraße und letztlich zur Umgestaltung des
Bahnhofsvorplatzes soweit sensibilisieren konnten, dass mit
allen Kräften versucht werden soll, diese Maßnahmen im
kommenden Jahr anzupacken. Der Herr Oberbürgermeister hat
zugesichert, dass wir uns im Frühjahr, spätestens nach
Feststellung des Rechnungsergebnisses 2006 verabreden werden
und über die weiteren Maßnahmen entscheiden werden. Die
Mittel für den notwendigen Grundstückskauf werden vorläufig
aus dem Haushaltstitel für städtische Grundstückskäufe
gesichert und zurückgestellt.
Die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes ist
nach Ansicht der GAL städtebaulich und verkehrspolitisch
dringend geboten und eine wichtige Weichenstellung:
1. Bahnhofsvorplatz als Entree in die Stadt
(muss spätestens zur Landesgartenschau fertig sein)
2. Der nördliche Bereich des
Bahnhofsvorplatzes, der jetzt noch als Parkplatz für
Bahnreisende und Bahnbedienstete genutzt wird, wird dringend
benötigt, um die Verkehrsströme und Umsteigebeziehungen
der Busse aus dem Landkreis mit den Stadtbussen neu zu
ordnen. Notwendig ist hier ein Zentraler Omnibusbahnhof für
die Überlandbusse mit direkter Anbindung an die Stadtbusse.
3. Um diesen Platz für diese Nutzung frei
zu bekommen, ist der P+R östlich der Bahnlinie in der
Brennerstraße notwendig.
4. Um diesen P+R-Platz zu erreichen und um
Bamberg-Ost besser fußläufig an den Bahnhof und an den
ZOB/Überlandbusse anzubinden, brauchen wir Verlängerung
der Bahnsteigunterführung – und zwar bis auf den
Bahnhofsvorplatz, ggf. bis zum Postgebäude auf der
westlichen Seite der Ludwigstraße.
Während der Haushaltsberatungen war es unser
Ziel, wieder Mittel für die Umsetzung des
Verkehrsentwicklungsplans bereitzustellen, um hier Planbarkeit
für die Verwaltung zu erreichen. Wir freuen uns, dass unser
Antrag eine Stadtratsmehrheit gefunden hat.
Ich bin auch zuversichtlich, dass unsere
Anträge zum Schulunterhalt in den kommenden Jahren ihre
Mehrheiten finden werden, denn Bildungspolitik haben sich
viele Parteien auf die Fahne geschrieben. Lassen Sie
Sonntagsreden nun auch Taten folgen!
Es ist aber äußerst bedauerlich, dass im
Stadtrat und in der Verwaltung nach wie vor zu wenig innerer
Druck zu herrschen scheint, um die strukturellen Defizite im
Verwaltungshaushalt anzugehen. Dies kann u. E. nur gelingen,
wenn sich Stadtrat und Verwaltung endlich zusammensetzen und
in Form einer Aufgaben- und Ausgabenkritik alle disponiblen
Bereiche durchforsten. Dazu gehört Mut und Bereitschaft zur
konstruktiven Auseinandersetzung. Wird es einmal eine
interfraktionelle Arbeitsgruppe in diese Richtung geben? Herr
Oberbürgermeister? Wir sind zu einer Mitarbeit gerne bereit.
Ein großer Teil kommunaler Aufgaben wird
mittlerweile nicht im Kameralhaushalt, sondern in den
städtischen Beteiligungen erbracht. Das ist eine Entwicklung,
die wir von Anfang an nicht unbedingt für gut befunden haben,
weil den Bürgerinnen und Bürgern und in vielen Teilen auch
den Stadtratskollegen die demokratische Kontrolle entzogen
wird und es keine Transparenz bei den Entscheidungen gibt, die
hinter den verschlossenen Türen der Aufsichtsratsgremien
fallen. Wir hoffen, dass die Türen geöffnet werden können.
Ein diesbezüglicher Antrag der GAL-Fraktion harrt seit langem
einer – hoffentlich positiven – Behandlung.
Umso erfreuter waren wir, als in diesem Jahr
erstmalig der neue Oberbürgermeister unsere Anregung
aufgriff, die Zielvereinbarungen mit den städtischen
Beteiligungen in einem Workshop vorzuberaten. Das war sicher
ein qualitativer Sprung, und als erster Ansatz zu mehr
Transparenz akzeptabel. Doch dürfen wir auf dieser Stufe
nicht stehen bleiben.
Ein Workshop weniger ausgewählter
Stadtratsmitglieder hinter verschlossenen Türen ersetzt nicht
die öffentliche politische Auseinandersetzung über Ziele,
die wir, der Gesamtstadtrat, mit unseren Gesellschaften
vereinbaren wollen. Wir wünschen uns auch hier mehr
Transparenz und Öffnung für die Bürgerinnen und Bürger:
Öffentliche Diskussion und Entscheidungsfindung im
Beteiligungscontrolling, und mehr Öffentlichkeit bei den
Aufsichtsratsitzungen.
Wir haben in diesem Jahr - angesichts der
Übungssituation in der wir uns befinden – darauf
verzichtet, im Nachgang nochmals klare und quantifizierbare
Zielformulierungen zu beantragen. Dies geschah nicht zuletzt
aus der Hoffnung heraus, dass wir im kommenden Jahr beim
Beteiligungscontrolling in zwei Schritten ein Stück
vorankommen werden. Das ist zum einen die frühzeitige
politische Diskussion im Stadtrat oder im Senat für Finanzen,
Wirtschaft und städt. Beteiligung. Diese Diskussion –
zumindest über die strategischen Ziele - sollte spätestens
im Juni/Juli 2007 erfolgen und von den direkten
Haushaltsberatungen abgekoppelt werden.
Während des Schreibens dieser Haushaltsrede
kam die ausgezeichnete Nachricht, dass die
Schlüsselzuweisungen für die Stadt Bamberg im Jahr 2007 um
166,7 % steigen werden. Das macht 3 567 000 € mehr aus, als
im Haushalt veranschlagt. Das weckt sicherlich
Begehrlichkeiten, doch zeigt es uns, dass 2007 mehr geht als
geplant.
Für uns wäre nun die Möglichkeit neu
gegeben eine kräftige Botschaft in die Bevölkerung Bambergs
zu geben:
-
Stärkung der Schullandschaft,
-
Einstieg in den Bau der
Bahnhofsuntertunnelung,
-
Reduzierung der städtischen Schulden.
Für die Bürgerinnen und Bürger Bambergs
erhoffen wir Nachbesserungen in diese Richtung beim
Nachtragshaushalt.
Der Haushalt unterscheidet sich, wie eingangs
erwähnt, nicht wesentlich vom vergangenen Haushalt. Die
Stadtratsmehrheit hat so entschieden. Mit einer intensiven
Auseinandersetzung wäre eine Akzentverschiebung in Richtung
Schwerpunkt Schule und Jugend möglich gewesen. So bleibt
unsere Zustimmung heute verwehrt.
Wir sind in vielen Punkten zäh,
diskussionsfreudig und stellen häufig Anfragen und Anträge.
Aber, Sie geben mir sicherlich recht, sehen wir unsere Politik
als ein ehrliches Ringen um eine nachhaltige und
zukunftsfähige Entwicklung einer wunderbaren Stadt und ihrer
Bewohner an. Wir sind weiterhin zuversichtlich, dass grüne
Ideen und Visionen sich positiv für das Klima und das Leben
in dieser Stadt auswirken werden.
Ich möchte mich an dieser Stelle bedanken
für die konstruktive und teilweise lebendige Zusammenarbeit
– quer durch die Fraktionen -, und wünsche uns weiterhin,
eine lebhafte politische Auseinandersetzung, Freude an der
Gestaltung von Bambergs Zukunft und ein menschliches,
ehrliches Miteinander im Sitzungssaal, bei Veranstaltungen,
Begegnungen und kommenden Wahlkämpfen.
So bleibt mir noch, den Bambergerinnen und
Bambergern, Ihnen Herr Oberbürgermeister Starke, Ihnen Herr
Bürgermeister Hipelius, den Referenten, den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern von Stadtverwaltung und städtischen
Beteiligungen sowie Ihnen, werte Kolleginnen und Kollegen des
Bamberger Stadtrates, ein gesegnetes, geruhsames
Weihnachtsfest und vor allem ein gesundes neues Jahr zu
wünschen.
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