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Pressemitteilung vom 28. Dezember 2000

GAL: Lauer spielt "Wohnopoly"

Folgen eines Stadtbau-Verkaufs sollen genau geprüft werden

 

Skeptisch beurteilte die GAL-Fraktion bei ihrer letzten Sitzung die Pläne von Oberbürgermeister Herbert Lauer, die Stadtbau GmbH an die Joseph-Stiftung zu verkaufen. "Wenn es Lauer nur darum geht, Handlungsspielräume für weitere Großprojekte zu gewinnen, ohne an sozial- und haushaltspolitische Aufgaben zu denken, wird er dieses Wohnopoly-Spiel nur gegen die Stimmen der GAL durchsetzen können", so die einmütige Entscheidung der Fraktion.

"Mit der Stadtbau wird nach den Stadtwerken erneut städtisches Tafelsilber auf den Markt getragen - viel bleibt nicht mehr", warnte Peter Gack, Sprecher der GAL im Finanz- und Wirtschaftssenat. Wenn man die wenig erfolgreiche Geschäftspolitik der Stadtbau ansehe, zum Beispiel angesichts der ausgebliebenen Sanierungsmaßnahmen an städtischen Denkmalen in der Königstraße, so könne die Stadtbau und der von CSU und SPD dominierte Aufsichtsrat sicher fachliche Unterstützung von außen vertragen.

Generell ist der Verkauf stadteigenen Wohneigentums nach Einschätzung von Wolfgang Budde kritisch zu sehen. Immerhin verzichte die Stadt damit auf einen wesentlichen Bereich kommunaler Gestaltungshoheit. Diese Gestaltungsmöglichkeiten seien in der Vergangenheit im Interesse einer sozialen Vermiet- und Mietpreispolitik genutzt worden, wenn auch in letzter Zeit abnehmend, unterstrich der sozialpolitische Sprecher der GAL. Zwar sei die Sozialbilanz der Joseph-Stiftung positiv, vor einem Verkauf müsse jedoch langfristig sicher gestellt werden, dass sich dies auch zukünftig nicht verändere, so Budde weiter.

In diesem Zusammenhang kritisierte GAL-Stadtrat Gerhard C. Krischker die "Wohnungsbeschaffungsmaßnahmen" einzelner Stadträte und besonders einer Fraktion, die eine wirkliche Chancengleichheit bei der Wohnungssuche in Bamberg "verbauten": "Kennst an Stodtrot, kriegst anna, kennst kann, kriegst kanna."

Einem Verkauf der Stadtbau könne von Seiten der GAL auch dann nicht zugestimmt werden, wenn der Erlös für die Finanzierung von Großprojekten genutzt werden solle. "Sicherlich sind die Sanierung des Kaliko-Gebäudes und die Verbindung zwischen Bahnhofsvorplatz und Brennerstrasse sinnvolle Projekte. Aber diese Maßnahmen müssen aus dem Haushalt heraus finanziert werden", forderte GAL-Stadträtin Petra Friedrich. "OB Lauer hat schon früher als Haushaltssanierer keine überzeugende Figur gemacht. Im Stadtrat sollte sich eine Mehrheit finden, die Herrn Lauer davor schützt, städtisches Vermögen zu verkaufen und das Geld gleich wieder auszugeben."

Bevor sinnvoll über eine Veräußerung der 3800 städtischen Wohnungen entschieden werden kann, sind nach Überzeugung von GAL-Fraktionssprecherin Ursula Sowa verschiedene Fragen zu klären. In anderen Städten sei die Erfahrung gemacht worden, dass möglicherweise städtische Wohnungsunternehmen durch Aufhebung von Dividendenbeschränkungen erst verkaufsfähig gemacht werden müssten. Diese Aufhebung habe langfristig eben doch zu Mieterhöhungen geführt, so Sowa.

Nach Überzeugung der GAL ist zudem zu prüfen, ob geeignete Siedlungsbestände nicht auch an BewohnerInnen-Genossenschaften übertragen werden könnten. Eine Umwandlung der Stadtbau in eine Genossenschaft bzw. ein Börsengang mit MieterInnen- und BürgerInnenaktien könnten zum einen Geld in die städtischen Kassen spülen, würden zum anderen aber die sozialpolitischen Leistungen der Stadtbau nicht gefährden. Sowa abschließend: "Wie so oft fehlt es der Stadtspitze an Phantasie."