Durchgangsverkehr tödlich für Luitpoldeck
Anwohner und Geschäftsleute diskutierten
mit GAL über Zukunft des Viertels – Bald verfallenes
Bahnhofsviertel?
Schnell kam ein überraschender Konsens zustande,
als Gäste mit auf den ersten Blick unterschiedlichsten Interessen
bei einer öffentlichen Fraktionssitzung der GAL in der Brauerei
Spezial diskutierten. Thema war die Zukunft des Viertels um das
Luitpoldeck – und der Konsens lautete klar: "Der
Durchgangsverkehr muss raus!"
Ted Neumann, selbst Geschäftsmann und Vorsitzender
der Interessengemeinschaft Luitpoldstraße/Königstraße,
prophezeite viele leerstehende Geschäfte, wenn alles so bleibe wie
bisher. Hausbesitzer bekämen trotz preisgünstiger Mieten
Ladenräume und Wohnungen nicht los – schuld sei der immense
Durchgangsverkehr von beispielsweise 20.000 Fahrzeugen täglich
allein in der Königstraße. Damit in Verbindung stünden
folgenschwere Firmenaufgaben wie von Witt und Hergenröder, durch
die eine wichtige Kundenschicht weggebrochen sei. Bei vielen
mittelständischen Firmeninhabern stelle sich in der nächsten Zeit
die Nachfolge-Frage, so Ted Neumann, aber es sei schon heute
abzusehen, dass deren Kinder unter den gegebenen Umständen kaum die
Geschäfte übernehmen werden.
Neumann übte harsche Kritik an den
kommunalpolitisch Verantwortlichen: "Die Politik muss endlich
Farbe bekennen und aufhören, um den heißen Brei herumzureden. Die
Leute hier wollen und müssen endlich wissen, woran sie sind."
Sonst werde die Gegend rund ums Luitpoldeck über kurz oder lang
verfallen und als typisches Bahnhofsviertel enden.
Christian Merz von der Brauerei Spezial erklärte,
dass er wegen des Verkehrsaufkommens Schwierigkeiten habe, seine
Gästezimmer zu vermieten. Auch in seinem Lokal beschwerten sich
immer wieder Gäste, weil man kein Fenster öffnen könne, ohne von
Lärm und Gestank belästigt zu werden. Der Gastwirt forderte unter
anderem Tempo 30 als einen sinnvollen Schritt hin zu der notwendigen
Verkehrsberuhigung.
Mehrere Anwohner aus Steinweg, Nürnberger, König-
und Luitpoldstraße machten ebenfalls den Verkehr dafür
verantwortlich, dass die Wohnqualität stark nachgelassen habe. Die
Lösung könne nur eine massive Verkehrsberuhigung bringen, so der
einhellige Tenor, allein schon die überhöhten Messwerte für Ruß
und Benzol in diesen Straßen ließen keine andere Wahl. Horst Hauck
von der neugegründeten Interessengemeinschaft "Nadelöhr
Memmelsdorfer Straße" fand deutliche Parallelen zu seiner
eigenen Wohngegend: "Es wurden lange genug Reden geschwungen,
jetzt müssen gezielte und konsequente Maßnahmen getroffen
werden", verlangte er.
City-Manager Stefan Pruschwitz vom
Stadtmarketing-Verein forderte, dass "endlich Zeichen gesetzt
werden", um den Leuten hier ein Signal zu geben. Für das
Witt-Gelände müsse baldmöglichst eine neue Nutzung gefunden
werden. Mit Neumann war er sich einig, dass dort nur kleinteilige
Angebote, auch in den Bereichen Freizeit und Dienstleistungen, ein
Gewinn für den umliegenden Einzelhandel seien. Hingegen würde ein
Großprojekt mit dem entsprechenden Verkehrsaufkommen das Viertel
"im Verkehr ersticken" lassen. Allerdings plädierten
beide für mehrere Hundert zusätzliche Parkplätze an dieser
Stelle, "um den gewünschten Zielverkehr ordentlich
abzuwickeln". Daraufhin kam wiederum von seiten der GAL der
Einwand, dass dies einer Verkehrsberuhigung eher zuwiderlaufen
würde.
In der weiteren Diskussion kamen noch weitere Ideen
auf, wie das Luitpoldeck-Viertel wieder aufgewertet werden könnte.
Elisabeth Barth, eine Anwohnerin der Königstraße, sah in dem
Übergang Kettenbrücke eine wahre Hemmschwelle. "Der Übergang
sollte attraktiver sein als eine zum Parkplatz degradierte Brücke,
es muss Spaß machen, da hinüberzugehen." GAL-Stadtrat Peter
Gack brachte die Idee einer kostenlosen City-Buslinie ein, die
Parkhäuser und City verbindet, so dass den Innenstadt-Besuchern
keine langen Fußwege entstehen. Stefan Pruschwitz will mit den
Verantwortlichen die Einführung einer Linie City-Laubanger
überprüfen, um die dortigen Parkplätze als "quasi
kostenlosen Park&Ride-Platz für die Innenstadt zu nutzen".
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