Droht ein "Billig-ÖPNV" durch
Liberalisierung?
Grüne aus Stadt und Land fordern
Fortschreibung der Nahverkehrspläne
Die anstehende Fortschreibung der Nahverkehrspläne
ist aus Sicht der Kreisverbände von Bündnis 90/DIE GRÜNEN in
Stadt und Landkreis Bamberg eine große Chance, die notwendigen
Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) durchzusetzen. Im
Rahmen eines gemeinsamen Plenums der beiden Kreisverbände
referierten die ÖPNV-Sprecher der grünen Kreistags- und der
GAL-Stadtratsfraktion, Bernd Fricke und Peter Gack.
Trotz einiger echter Fortschritte – Fricke nannte
für den Landkreis die Einführung der Umwelt- und Familienkarte
sowie die kostenlose Radmitnahme in der Bahn – gibt es beim ÖPNV
im Raum Bamberg ihrer Auffassung nach immer noch erhebliche
Defizite. Dazu zählen v.a. das Fehlen einer einheitlichen
Tarifstruktur für alle ÖPNV-Angebote, die unzureichende
Verknüpfung zwischen Stadt- und Regionalverkehren sowie dringend
notwendige Verbesserungen in der Angebotsstruktur (Taktverkehr,
Schnellbus-Linien). Kreisrat Fricke kritisierte das immer noch
mangelnde finanzielle Engagement des Landkreises in Sachen ÖPNV:
"Der Landkreis gibt pro Bürger im Jahr rund 1 bis 2 DM an
Eigenmitteln für den ÖPNV aus. Das ist – im Vergleich mit
anderen Landkreisen und den Ausgaben für den Straßenbau –
verschwindend gering."
Stadtrat Gack machte deutlich, dass eine
Fortschreibung der Nahverkehrspläne jetzt dringend nötig sei, um
die Qualität des ÖPNV zu sichern: "Im Nahverkehrsplan können
wir z.B. den Einsatz von Niederflurbussen oder bestimmte
Taktfrequenzen festschreiben, die dann bei der Konzessionsvergabe im
liberalisierten Wettbewerb berücksichtigt werden müssen." Nur
so könne verhindert werden, dass Billiganbieter mit unzureichendem
Wagenmaterial und schlecht ausgebildetem Personal den Zuschlag
bekämen. In der Zukunft gelte es, so Gack, die vorhandenen knappen
Finanzmittel effizient und optimal einzusetzen. Der
"Besitzstand" der beteiligten Busunternehmen könne
gewahrt und gleichzeitig eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots
erreicht werden.
Gack und Fricke erstellten einen Maßnahmenkatalog:
Der Raum Bamberg braucht nach Meinung der Grünen einheitliche
Tarifstrukturen für alle ÖPNV-Angebote und eine bessere
Verknüpfung des Stadt- und Regionalverkehrs Für dünn besiedelte
Gemeinden sollten bedarfsgesteuerte ÖPNV-Angebote wie etwa die
Anrufsammeltaxis im Nachbarlandkreis Forchheim eingeführt werden.
Schnellbus-Linien könnten eine echte Alternative zum Auto bieten.
Schließlich müsse der Disco- und Freizeitbus neu konzipiert
werden.
Einig war man sich beim Plenum, dass auch die Stadt
Bamberg endlich ihre "Hausaufgaben" machen müsse. Dazu
gehöre v.a. die Einrichtung von Busspuren, damit die gewünschten
Schnellbusse aus dem Landkreis nicht im Bamberger Stau stecken
bleiben, und ein atttraktiver und bequemer Verknüpfungspunkt
zwischen Stadt- und Regionalbussen. Die Grünen aus dem Landkreis
erwarten zudem eine kooperativere Haltung von den Bamberger
Verkehrsbetrieben. Die Kostenrechnungen für die Gemeinden seien zu
wenig transparent, so klagten einige grüne Gemeinderätinnen. Und
für die am Morgen extrem überfüllten Busse aus Stegaurach und
Gundelsheim müsse ebenfalls eine Lösung gefunden werden.
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