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Pressemitteilung vom 16. November 2000

Droht ein "Billig-ÖPNV" durch Liberalisierung?

Grüne aus Stadt und Land fordern Fortschreibung der Nahverkehrspläne

 

Die anstehende Fortschreibung der Nahverkehrspläne ist aus Sicht der Kreisverbände von Bündnis 90/DIE GRÜNEN in Stadt und Landkreis Bamberg eine große Chance, die notwendigen Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) durchzusetzen. Im Rahmen eines gemeinsamen Plenums der beiden Kreisverbände referierten die ÖPNV-Sprecher der grünen Kreistags- und der GAL-Stadtratsfraktion, Bernd Fricke und Peter Gack.

Trotz einiger echter Fortschritte – Fricke nannte für den Landkreis die Einführung der Umwelt- und Familienkarte sowie die kostenlose Radmitnahme in der Bahn – gibt es beim ÖPNV im Raum Bamberg ihrer Auffassung nach immer noch erhebliche Defizite. Dazu zählen v.a. das Fehlen einer einheitlichen Tarifstruktur für alle ÖPNV-Angebote, die unzureichende Verknüpfung zwischen Stadt- und Regionalverkehren sowie dringend notwendige Verbesserungen in der Angebotsstruktur (Taktverkehr, Schnellbus-Linien). Kreisrat Fricke kritisierte das immer noch mangelnde finanzielle Engagement des Landkreises in Sachen ÖPNV: "Der Landkreis gibt pro Bürger im Jahr rund 1 bis 2 DM an Eigenmitteln für den ÖPNV aus. Das ist – im Vergleich mit anderen Landkreisen und den Ausgaben für den Straßenbau – verschwindend gering."

Stadtrat Gack machte deutlich, dass eine Fortschreibung der Nahverkehrspläne jetzt dringend nötig sei, um die Qualität des ÖPNV zu sichern: "Im Nahverkehrsplan können wir z.B. den Einsatz von Niederflurbussen oder bestimmte Taktfrequenzen festschreiben, die dann bei der Konzessionsvergabe im liberalisierten Wettbewerb berücksichtigt werden müssen." Nur so könne verhindert werden, dass Billiganbieter mit unzureichendem Wagenmaterial und schlecht ausgebildetem Personal den Zuschlag bekämen. In der Zukunft gelte es, so Gack, die vorhandenen knappen Finanzmittel effizient und optimal einzusetzen. Der "Besitzstand" der beteiligten Busunternehmen könne gewahrt und gleichzeitig eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots erreicht werden.

Gack und Fricke erstellten einen Maßnahmenkatalog: Der Raum Bamberg braucht nach Meinung der Grünen einheitliche Tarifstrukturen für alle ÖPNV-Angebote und eine bessere Verknüpfung des Stadt- und Regionalverkehrs Für dünn besiedelte Gemeinden sollten bedarfsgesteuerte ÖPNV-Angebote wie etwa die Anrufsammeltaxis im Nachbarlandkreis Forchheim eingeführt werden. Schnellbus-Linien könnten eine echte Alternative zum Auto bieten. Schließlich müsse der Disco- und Freizeitbus neu konzipiert werden.

Einig war man sich beim Plenum, dass auch die Stadt Bamberg endlich ihre "Hausaufgaben" machen müsse. Dazu gehöre v.a. die Einrichtung von Busspuren, damit die gewünschten Schnellbusse aus dem Landkreis nicht im Bamberger Stau stecken bleiben, und ein atttraktiver und bequemer Verknüpfungspunkt zwischen Stadt- und Regionalbussen. Die Grünen aus dem Landkreis erwarten zudem eine kooperativere Haltung von den Bamberger Verkehrsbetrieben. Die Kostenrechnungen für die Gemeinden seien zu wenig transparent, so klagten einige grüne Gemeinderätinnen. Und für die am Morgen extrem überfüllten Busse aus Stegaurach und Gundelsheim müsse ebenfalls eine Lösung gefunden werden.