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Pressemitteilung vom 1. März 2000

Spagat zwischen Protest und Diplomatie

Neue Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg besuchte die GAL-Fraktion

 

Ein "Balanceakt" wird die zukünftige Arbeit der Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg werden. Das wurde deutlich, als die neue Vorsitzende Gabriele Pfeff-Schmidt ihren Antrittsbesuch bei der GAL-Stadtratsfraktion machte.

In mehrfacher Hinsicht müsse die Schutzgemeinschaft, die sich den Denkmalschutz im Weltkulturerbe zur Aufgabe gemacht habe, ihre Positionen ausbalancieren, so Pfeff-Schmidt. Alte Baudenkmäler und neue Architektur müssten zusammengebracht werden. "Jede Generation hat das Recht, an ihrer Stadt weiterzubauen." Es dürfe deshalb für die Schutzgemeinschaft auch keine von vorneherein festgelegten "Gut-Böse-Kategorien" geben. Denkmalschutz sei ein Prozess, und der Denkmalbegriff müsse immer wieder neu diskutiert und weiterentwickelt werden.

Gabriele Pfeff-Schmidt blickte auf die Entstehungsgeschichte der Schutzgemeinschaft zurück und resümierte: "Wir haben als reine Bürgerprotestbewegung angefangen und sind heute ein renommiertes Bindeglied zwischen Bürgerschaft, Politik und öffentlichen Institutionen." 

Als so genannter Träger öffentlicher Belange werde die Schutzgemeinschaft heute bei denkmalschutzrelevanten Bauvorhaben offiziell um ihre Meinung gefragt. Auch bei ihrer Arbeitsstrategie als Vorsitzende, so Gabriele Pfeff-Schmidts Konsequenz, müsse sie also einen "Spagat" aushalten zwischen Protest und Diplomatie.

GAL-Stadtrat Gerhard C. Krischker, langjähriges Mitglied der Schutzgemeinschaft und zeitweise im "Ausschuss" aktiv, warnte allerdings davor, den auch heute noch notwendigen Protest einer sanften Diplomatie-Politik zu opfern. "Mit einem Florett gegen die Abrissbirne zu fechten, war - das hat die Vergangenheit bewiesen - die falsche Taktik."

Die GAL-Fraktionsvorsitzende und baupolitische Sprecherin Ursula Sowa nannte die Überparteilichkeit der Schutzgemeinschaft "eine Chance". Ein solcher gesellschaftlich anerkannter Verein könne integrierend wirken, im Streitfall zwischen den unterschiedlichen Parteien und Positionen vermitteln.

Pfeff-Schmidt äußerte allerdings den Wunsch, dann als Träger öffentlicher Belange noch weiter beteiligt zu werden. In die Details von Bauprojekten erhalte die Schutzgemeinschaft nämlich keinen Einblick. "Dabei sind beispielsweise gerade die verwendeten Materialien enorm wichtig für die Qualtität eines Baues", betonte die selbständige Architektin.