Zurück zur Titelseite

 

Pressemitteilung vom 23. September 2008

Ausbildung ist gesellschaftliche Aufgabe

GAL hatte den Publizisten Uwe Britten als Experten zum Thema Jugendarbeitslosigkeit eingeladen

 

Jugendarbeitslosigkeit war das Thema der Grün-Alternativen Liste GAL beim jüngsten Plenum. Als Fachmann war der Publizist Uwe Britten, Herausgeber der Ratgeberreihe "Jugend&Erziehung", gekommen, der sich seit über fünf Jahren in Forschung und Büchern mit dem Thema "Berufsausbildung" beschäftigt.

Bei seinem allgemeinen Blick auf das deutsche Ausbildungssystem betonte er, dass das duale Ausbildungssystem, aufgeteilt in Theorie an der Schule und Praxis im Betrieb, sich bewährt habe. Bei einer Langzeitbefragung unter 150 Auszubildenden eines Berufschulzentrums gaben 80% der Befragten an, dass sie den richtigen Beruf gewählt hätten. Die Schwächen liegen vielmehr in der mangelnden Vernetzung zwischen Berufsschule und Ausbildungsplatz, dem Zeitdruck und dem Bildungssystem.

Die Statistik der Jugendarbeitslosenzahlen lassen laut Uwe Britten die Lage besser aussehen als sie eigentlich ist. Grundsätzlich müsse man zwischen der Statistik und der realen Arbeitslosigkeit-Situation unter Jugendlichen unterscheiden. In etwa 500.000 junge Menschen unter 25 Jahren sitzen laut Britten in der sogenannten "Warteschleife" fest und tauchen somit nicht in der Arbeitslosenstatistik auf. Er sprach von einem in diesem Sinne gut funktionierenden Auffangsystem, dass die Jugendlichen durch alternative berufsvorbereitende Maßnahmen oder Übergangsprogramme aus der Statistik nimmt.

Britten formulierte einige Anregungen an Politik und Wirtschaft. Unter anderem wünsche er sich Investitionen in das Bildungssystem, den Erhalt der Qualität von Ausbildung im Gegensatz zur Schmalspurausbildung im Sinne kurzfristiger Wirtschaftsinteressen. Außerdem müssten auch die Betriebe erkennen, dass die Ausbildung eine kulturelle und gesellschaftliche Aufgabe für sie darstelle: "Arbeiten bedeutet nicht nur Gewinne erzielen". Besonders wichtig sei auch das positive Fordern in der Schule. Der Weg müsse hin zu positiven Anreizen und weg von Kontrolle und Strafen führen.

Im Anschluss an den Vortrag diskutierten die Anwesenden mit Uwe Britten über Strukturprobleme, individuelle, auch geschlechterspezifische Probleme wie zum Beispiel die Diskrepanz zwischen Abschlussnote und Chance auf einen Arbeitsplatz. Britten gab an diesem Abend einen durchaus optimistischen, wenn auch mitunter kritischen, Einblick in die Arbeitssituation Jugendlicher und kam somit seiner Motivation, die negative Einstellung gegenüber jungen Erwachsenen zu überdenken, nach.