Ausbildung ist gesellschaftliche Aufgabe
GAL hatte den Publizisten Uwe Britten als
Experten zum Thema Jugendarbeitslosigkeit eingeladen
Jugendarbeitslosigkeit war das Thema der
Grün-Alternativen Liste GAL beim jüngsten Plenum. Als Fachmann war
der Publizist Uwe Britten, Herausgeber der Ratgeberreihe
"Jugend&Erziehung", gekommen, der sich seit über
fünf Jahren in Forschung und Büchern mit dem Thema
"Berufsausbildung" beschäftigt.
Bei seinem allgemeinen Blick auf das deutsche
Ausbildungssystem betonte er, dass das duale Ausbildungssystem,
aufgeteilt in Theorie an der Schule und Praxis im Betrieb, sich
bewährt habe. Bei einer Langzeitbefragung unter 150 Auszubildenden
eines Berufschulzentrums gaben 80% der Befragten an, dass sie den
richtigen Beruf gewählt hätten. Die Schwächen liegen vielmehr in
der mangelnden Vernetzung zwischen Berufsschule und
Ausbildungsplatz, dem Zeitdruck und dem Bildungssystem.
Die Statistik der Jugendarbeitslosenzahlen lassen
laut Uwe Britten die Lage besser aussehen als sie eigentlich ist.
Grundsätzlich müsse man zwischen der Statistik und der realen
Arbeitslosigkeit-Situation unter Jugendlichen unterscheiden. In etwa
500.000 junge Menschen unter 25 Jahren sitzen laut Britten in der
sogenannten "Warteschleife" fest und tauchen somit nicht
in der Arbeitslosenstatistik auf. Er sprach von einem in diesem
Sinne gut funktionierenden Auffangsystem, dass die Jugendlichen
durch alternative berufsvorbereitende Maßnahmen oder
Übergangsprogramme aus der Statistik nimmt.
Britten formulierte einige Anregungen an Politik und
Wirtschaft. Unter anderem wünsche er sich Investitionen in das
Bildungssystem, den Erhalt der Qualität von Ausbildung im Gegensatz
zur Schmalspurausbildung im Sinne kurzfristiger
Wirtschaftsinteressen. Außerdem müssten auch die Betriebe
erkennen, dass die Ausbildung eine kulturelle und gesellschaftliche
Aufgabe für sie darstelle: "Arbeiten bedeutet nicht nur
Gewinne erzielen". Besonders wichtig sei auch das positive
Fordern in der Schule. Der Weg müsse hin zu positiven Anreizen und
weg von Kontrolle und Strafen führen.
Im Anschluss an den Vortrag diskutierten die
Anwesenden mit Uwe Britten über Strukturprobleme, individuelle,
auch geschlechterspezifische Probleme wie zum Beispiel die
Diskrepanz zwischen Abschlussnote und Chance auf einen Arbeitsplatz.
Britten gab an diesem Abend einen durchaus optimistischen, wenn auch
mitunter kritischen, Einblick in die Arbeitssituation Jugendlicher
und kam somit seiner Motivation, die negative Einstellung gegenüber
jungen Erwachsenen zu überdenken, nach.
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