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Pressemitteilung vom 20. Februar 2008

Thema Klimaschutz ist auch in der Kommunalpolitik angekommen

Im Rahmen ihres Wahlkampfs lud die Grün-Alternative Liste GAL zum Grünen Filmmittwoch ein und zeigte Al Gores "Eine unbequeme Wahrheit" – Besucher zeigten sich beeindruckt und erwarten von der Stadt mehr Anstrengungen gegen den Klimawandel

 

Dass das Thema Klimaschutz im Kommunalwahlkampf so zieht, hat selbst die Bamberger Grünen überrascht. Sie hatten wieder einmal zum "Grünen Filmmittwoch" ins Kino Lichtspiel eingeladen und zeigten diesmal den preisgekrönten Film von Al Gore "Eine unbequeme Wahrheit", der schildert, wie die Erde auf eine globale Klimakatastrophe zusteuert.

Obwohl der oscar-prämierte Streifen des ehemaligen US-Vizepräsidenten schon 2006 wochenlang in Bamberg im Kino lief, zeigte sich das Thema offenbar nach wie vor zugkräftig. Die Sitzreihen waren bis auf den letzten Platz gefüllt, so dass sogar noch zusätzliche Klappstühle aufgestellt werden mussten, um alle Interessierten unterzubringen.

Von "aufrüttelnd" und "beängstigend" bis hin zu "halt typisch amerikanisch" und "sehr auf Show getrimmt" lauteten die anschließenden Kommentare der Kino-Besucher. In jedem Falle aber zeigten sich alle beeindruckt davon, wie dringlich doch die Gefahr ist und wie knapp unsere Lebensgrundlagen davor stehen, irreparablen Schaden zu nehmen.

Die regen Debatten nach dem Film versuchte die Grün-Alternative Liste mit der anschließenden Diskussionsrunde im Roten Salon auf die Kommunalpolitik zuzuspitzen. Die GAL hatte dazu den Energieexperten des Bundes Naturschutz, Dr. Ludwig Trautmann-Popp, eingeladen. Gefragt nach seiner Meinung zum Film selbst, äußerte er sich positiv. "Wissenschaftlich sind einige Kleinigkeiten ungenau und nicht ganz korrekt, aber das sind Marginalien – die grundlegende Aussage stimmt. Neueste Zahlen belegen sogar, dass der Klimawandel noch schneller fortschreitet als im Film dargestellt."

Zunächst auf Skepsis stieß Trautmann-Popps Appell, kompromisslos nur die verbrauchsärmsten Autos mit dem geringsten CO2-Ausstoß zu kaufen, auch wenn dies Hybrid-Autos aus Japan seien. Ob man damit nicht die heimische Wirtschaft schädige, kam als Einwand aus dem Publikum. Trautmann-Popps Antwort: "Die deutschen Automobilhersteller werden sich nur umstellen, wenn Druck entsteht, wenn die Verbraucher also umweltfreundliche Autos nachfragen. Und natürlich ist es nötig, dass endlich umweltschädliche Autos auch mehr Steuern zahlen müssen und dass Autobahn-Tempolimits die Produktion von schnellen Autos mit hohem Schadstoffausstoß unsinnig machen."

Auf allen Ebenen dem Klimawandel entgegenzuwirken und Druck zu machen, dafür plädierten GAL-Stadtrat Peter Gack und GAL-Listenerste Ursula Sowa: "Stand-by-Schaltungen an Elektrogeräten umgehen, zu einem Ökostrom-Anbieter wechseln, Produkte aus der Region kaufen, auf Flugreisen verzichten – all das und viel mehr können wir in unserem Alltag umsetzen." Als Kommunalpolitiker warben Gack und Sowa freilich auch für eine konsequente Klimaschutzpolitik im Stadtrat und verwiesen auf den "Masterplan 2035", mit dem die GAL-Fraktion im vergangenen Jahr ein ausführliches Antragspaket vorlegte.

Vom Publikum "nach konkreten Fortschritten oder auch Misserfolgen" gefragt, hatte Peter Gack einiges zu berichten. Das Potenzial an Fernwärme wird nach seinen Worten in der Stadt bei weitem nicht ausgeschöpft. So konnte es die GAL beispielsweise nicht erreichen, dass die Fernwärmeleitungen bei der Sanierung der Sandstraße neu mitverlegt wurden. "Es wäre nämlich sinnvoll, für ein späteres umfassendes Fernwärmenetz schon jetzt Leitungen überall dort zu verlegen, wo ohnehin Straßenbauarbeiten stattfinden", so Gack. Auch dass das ehemalige Stadtbad (demnächst Unterkunft für den Tourismus- und Kongress-Service) künftig entgegen den Bemühungen der GAL nicht mehr mit Fernwärme, sondern mit einer Elektrowärmepumpe versorgt wird, bezeichnete er als "Rückschritt". An anderer Stelle gibt es laut Gack aber doch Fortschritte in Sachen Fernwärme: Auf die ERBA-Insel soll diese Technologie Einzug halten.

Aus dem politischen Nähkästchen geplaudert, hatte Peter Gack noch zwei weitere GAL-Erfolge zu verbuchen – unter der Rubrik: "Wo GAL zwar nicht drauf steht, wohl aber drin steckt". Dass die städtischen Liegenschaften künftig komplett auf Ökostrom umsteigen, entspricht einem GAL-Antrag vom Dezember 2007, freute sich Gack. Gleiches gilt für den Anschluss der städtischen Homepage an eine bundesweite Mitfahrzentrale. "Politik im Hintergrund – macht kein Tamtam, schafft dafür aber Tatsachen", kommentierte er schmunzelnd.

In der weiteren Diskussion kritisierte Ursula Sowa, dass die Verkehrspolitik der Stadtratsmehrheit immer noch am Ziel der "Plafondierung" festhalte, also daran, die Anteile der einzelnen Verkehrsarten unverändert zu lassen. "Das bedeutet, dass wir in absoluten Zahlen noch mehr Autoverkehr, also mehr CO2-Ausstoß, mehr Ruß, Benzol und Feinstaub in Kauf nehmen." Dass dies das Ziel Bamberger Verkehrsplanung sein solle, schockierte den Großteil des Publikums regelrecht. "Man müsste den gesamten Stadtrat geschlossen dazu verdonnern, wöchentlich einen Dokumentarfilm über den Klimawandel anzusehen", so der trockene Kommentar einer Besucherin.