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Pressemitteilung vom 19. Januar 2007

Berufsausbildung muss flexibler werden

Diskussionsabend der Grünen – Freistaat könnte Ausbildungsmarkt besser fördern

 

Sturm "Kyrill" am Donnerstag Abend ließ auch die geplante Podiumsdiskussion der Bamberger Grünen zum Dualen System der Berufsausbildung auf ein Fachgespräch schrumpfen. Immerhin hatte es der grüne Landtagsabgeordnete Eike Hallitzky am Nachmittag noch geschafft, mit dem Zug nach Bamberg zu kommen. Er diskutierte mit Berthold Gehlert, Leiter der Berufsschule I in Bamberg und Bundesvorsitzender der Lehrer und Lehrerinnen an beruflichen Schulen. "Ein personell reduziertes Podium, aber eine dichte Diskussion", wie Moderator und GAL-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Grader meinte.

Ob das Duale System – das Zusammenwirken von staatlicher Berufsschule und Ausbildungsplatz im Betrieb – überholt sei, lautete die Frage des Abends. Berthold Gehlerts Antwort darauf: "Zumindest muss es stark reformiert werden." Nach seiner Meinung ist derzeit das duale System zu sehr auf Abschottung und Bewahrung alter Strukturen ausgerichtet.. Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass neben der klassischen Berufsausbildung auch Berufsfachschulen im Verbund mit Betriebspraktika die herkömmliche Lehre erfolgreich ersetzen können. Außerdem werde zunehmend diskutiert, die Berufsausbildung zu modularisieren, d.h. Ausbildungsinhalte auf einzelne Lernabschnitte zu verteilen. "Erfolgreich absolvierte Lernpakete sollten zertifiziert werden, damit der Auszubildende sich Stück für Stück voranarbeiten kann und nicht am Ende der Ausbildungszeit und einer misslungenen großen Abschlussprüfung mit leeren Händen dazustehen", sagte Gehlert. "Berufsschulen sind bei der Zertifizierung von solchen Teilqualifikationen selbstverständlich einzubeziehen. Im Übrigen müssten die unbestreitbaren Stärken des systematischen Lernens an Berufsfachschulen stärker anerkannt werden. Bei theorielastigen Berufen macht es Sinn, den Schwerpunkt in die Schule zu verlegen." Nach seiner Meinung krankt das System an zu wenig Offenheit gegenüber diesen Neuerungen. Insbesondere Kammern und Fachverbände müssten flexibler reagieren und neue Ausbildungswege besser anerkennen und integrieren. In Österreich würde ein solches Nebeneinander gut funktionieren.

Dieselbe Erfahrung äußerte MdL Eike Hallitzky, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag: "Wir brauchen hier eine Revolution in den Köpfen, organisatorisch müsste man gar nicht so viel ändern." Hallitzky kritisierte, dass vor allem kleinere Unternehmen ausbilden, die größeren sich aber oft verweigern. "Und ausgerechnet der Freistaat, der immer wieder Appelle an die Unternehmer richtet, ist hier im Hintertreffen. Die Ausbildungsquote in Behörden des Landes Bayern liegt bei unter 2% - das ist nicht einmal die Hälfte des Landesdurchschnitts."

Hallitzky forderte, Ausbildungsbetriebe bei der Vergabe öffentlicher Aufträge bevorzugt zu behandeln. "Die rechtliche Möglichkeit hat sich das Land Bayern vor ein paar Jahren geschaffen, aber bisher noch kein einziges Mal genutzt, wie wir aufgrund einer Anfrage erfahren haben." Außerdem schlug er vor, mehr für Verbundausbildungen zu werben, d.h. dass mehrere Betriebe sich einen Auszubildenden teilen. Er verwies zudem auf die Betriebe von Migranten, in denen ausgebildet werden könnte, das aber kaum geschieht: "Hier brauchen wir mehr Werbung und Information."