Durch die Hintertür organisiert
"Schulhausinterne
Erziehungshilfe" an Bamberger Hauptschulen
Eine Art "Erfolgsprojekt im Schatten der
Bildungspolitik" könnte man sie nennen, die
"Schulhausinterne Erziehungshilfe" – kurz SEH, die es in
Stadt und Landkreis Bamberg an 12 Hauptschulen gibt. Die SEH war
Thema eines Gesprächs der beiden Grünen-Landtagsabgeordneten
Margarete Bause und Ulrike Gote mit der Leiterin des Staatlichen
Schulamts Bamberg, Gisela Bauernschmitt.
Erstmals gab es die SEH in Bamberg vor acht Jahren.
Im Schulamt war man überzeugt, dass an den Hauptschulen eine
sozialarbeiterische Betreuung nötig sei, doch dafür standen keine
Ressourcen zur Verfügung. Deshalb griff Gisela Bauernschmitt zu
einer pragmatischen Lösung: "Wir haben für die SEH fünf
Wochenstunden pro an der Sozialarbeit engagierter Schule aus der
Mobilen Reserve genommen, die eigentlich eingesetzt wird, um
Lehrkräfte im Krankenstand zu vertreten", berichtete die
Schulamtsleiterin. "Von diesem Modell konnten wir die
beteiligten Ministerien nicht zuletzt überzeugen, weil wir keine
zusätzlichen Kosten verursachen, sondern im Rahmen unserer
Möglichkeiten Veränderungen erzeugen wollten."
So gibt es derzeit an 12 Hauptschulen einen Lehrer
oder eine Lehrerin aus dem Kollegium, die sich fünf Stunden die
Woche sowohl um individuelle Probleme einzelner Schüler und
Schülerinnen kümmert, als auch soziale Projekte mit den
Jugendlichen betreut, z.B. Schüler-Café, Schüler-Radio,
Basketball-Training, Schulungen zum Konfliktmanagement,
Berufsvorbereitung usw. Zusätzlich sorgt eine beim Schulamt
angesiedelte Koordinatorin für eine Vernetzung mit
Schulpsychologen, Polizei, Berufsberatung und Jugendamt.
Wie Simone Pelikan und Eugen Kügler, beide in der
SEH tätige Lehrkräfte, bekräftigten, bessert sich dadurch das
Schulklima merklich, Konflikte werden entschärft und der Unterricht
ebenso wie die Kollegen und Kolleginnen entlastet. Gisela
Bauernschmitt lobte ausdrücklich das "über die Maßen große
Engagement" aller SEH-Lehrkräfte.
Soziales Engagement, so führte Bauernschmitt aus,
sei die wichtigste Ressource auch im Rahmen der SEH-Lehrkräfte.
"Die kleine Gruppe der SEH-Fachleute kann nur im Rahmen ihrer
geringen Zahl auf Fortbildungsmittel zurückgreifen. Wir nutzen
lokale Ressourcen, wie Sozialtrainings – z.B. im Hochseilgarten
– in Verbindung mit anderen Sozialträgern."
MdL Ulrike Gote und MdL Margarete Bause bedauerten,
dass die "Schulhausinterne Erziehungshilfe" ein
Schattendasein führt: "Es ist bezeichnend für das bayerische
Schulsystem, dass für solche Projekte keine eigenen Mittel bzw.
Wochenstunden zur Verfügung gestellt werden, sondern dass man
soziales Engagement durch die Hintertür organisieren muss."
Dass die Bildungspolitik der CSU die Hauptschulen
wie "Stiefkinder" behandelt, kritisierten der
schulpolitische Sprecher der Grün-Alternativen Stadtratsfraktion
Wolfgang Grader und sein SPD-Kollege Klaus Zachert, beide
Hauptschullehrer: "Daher auch der geringe Bekanntheitsgrad der
SEH und die verhaltene Begeisterung im Kultusministerium: Man will
dem Druck entgehen, die SEH irgendwann doch institutionalisiert zu
sehen und reguläre Mittel bereitstellen zu müssen."
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