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Pressemitteilung vom 24. Juni 2006

Bamberg erstarrt in barocker Glückseligkeit?

GAL lud zu spannender Diskussion über Nachkriegsbauten ein

 

"Die Architektur einer Epoche zeigt Wünsche und Hoffnungen einer Generation", so GAL- Vorstandsmitglied Ralf Dischinger in seiner Moderation. Und eben die Bauten der Wirtschaftswunderzeit seien unter diesem Gesichtspunkt interessant. Die GAL wolle mit dieser Veranstaltung einmal weiterdenken als bis zu Barock und Mittelalter.

Konkret drehte es sich an dem Abend um zwei Objekte: Die beginnend mit dem Jahr 1952 erbaute Berufsschule II und III in der Dr.-v.-Schmitt Straße, die kurz vor der Aufnahme in die bayerische Denkmalliste steht und das 1964 erbaute Hallenbad am Margeretendamm, das bereits dieses Jahr in die Liste aufgenommen wurde.

Zu Gast waren Stadtheimatpflegerin Dr. Karin Dengler-Schreiber, Dr. Gabriele Pfeff-Schmidt, Leiterin der Bauabteilung des Landkreises Bamberg, und aus dem Stadtrat mit Petra Friedrich ein Mitglied des Bausenats. Außerdem anwesend waren die Architekten aus den Büros Jung + Reich, des Ingenieurbüros Sieben und des Ingenieurbüros Sauer, die eine Arbeitsgemeinschaft für das Projekt "Sanierung" der Berufsschule bilden.

In ihrer Begeisterung für die Architektur der fünfziger und sechziger Jahre waren sich alle Anwesenden einig.

Sarah Wenzlaff, Studentin der Denkmalpflege, zeigte in einem Vortrag, wie viel Wert man damals auf die Gestaltung legte. Sie hatte hierzu die Berufsschule, das Finanzamt am Heinrichsdamm und das Hallenbad am Margeretendamm ausgewählt. Wandmosaiken, Schmetterlingstürgriffe, gewundene Wendeltreppen und feine Holzvertäfelungen, sind Ausdruck der "fetten" Jahre.

Aber Wenzlaff einte die Runde nicht nur, sondern polarisierte auch mit ihrem Vortrag über die Berufsschulen II und III. Sie kritisierte geplante Umbauten an der Schule, welche die Struktur des Baudenkmals beschädigen würden.

Das konnte Pfeff-Schmidt, die mit diesem Projekt befasst ist, sowie die ausführenden Architekten der Arbeitsgemeinschaft Berufsschule II und III, nicht auf sich sitzen lassen.

Eine Sanierung sei billiger als die laufenden Reparaturen, insbesondere fehle dem Gebäude ein Haupteingang, so die Architekten. Unter anderem ist im Gespräch, die Verwaltung der Schule zu verlegen und die Pausenräume zu erweitern.

Dengler-Schreiber wähnte das Projekt in "guten Händen", andere Anwesende blieben skeptisch, ob dem Denkmal genüge getan werde. Insbesondere der mangelnde Informationsfluss seitens der Stadt wurde von GAL-Stadträtin Petra Friedrich beklagt.

Friedrich setzt sich auch vehement für einen Erhalt des Hallenbads am Margaretendamm ein. Man müsse politische Mehrheiten jenseits des Stadtrates finden, um ein Denkmal zu erhalten und die zentrale Versorgung in der Stadt zu gewährleisten, so Friedrich.

"Das Gebäude darf man nicht abreißen!", erregte sich auch Pfeff-Schmidt.

Dass grundsätzlich ein Kapazitätsproblem besteht, und ein Erhalt des Bades mit einer Umrüstung verbunden sein müsste, stellte die Runde einhellig fest. GAL-Vorstandsmitglied Peter Zorn konnte aus eigener Erfahrung sagen, im Hallenbad sei "mehr Fleisch als Wasser" zu sehen.

Am Ende herrschte also wieder Konsens: Einmalige Zeugnisse aus früheren Zeiten müssen geschützt werden.Und das auch und gerade in "Zeiten knapper Kassen".

Ob die solide Bauweise der Aufbrauchszeit einmal wiederkehrt ist fraglich. Für einmalig

erklärte Pfeff-Schmidt die sanitären Anlagen der Berufsschule: "Die Klos sind so sauber, dass man darauf essen kann".

Für Interessierte noch eine Information:

In Bamberg hat sich ein Architekturtreff gegründet, der seinen Schwerpunkt unter anderem auf die Architektur der Nachkriegszeit legt. Kontakt: a.baier@transform-online.de.