Bamberg erstarrt in barocker Glückseligkeit?
GAL lud zu spannender Diskussion über
Nachkriegsbauten ein
"Die Architektur einer Epoche zeigt Wünsche
und Hoffnungen einer Generation", so GAL- Vorstandsmitglied
Ralf Dischinger in seiner Moderation. Und eben die Bauten der
Wirtschaftswunderzeit seien unter diesem Gesichtspunkt interessant.
Die GAL wolle mit dieser Veranstaltung einmal weiterdenken als bis
zu Barock und Mittelalter.
Konkret drehte es sich an dem Abend um zwei Objekte:
Die beginnend mit dem Jahr 1952 erbaute Berufsschule II und III in
der Dr.-v.-Schmitt Straße, die kurz vor der Aufnahme in die
bayerische Denkmalliste steht und das 1964 erbaute Hallenbad am
Margeretendamm, das bereits dieses Jahr in die Liste aufgenommen
wurde.
Zu Gast waren Stadtheimatpflegerin Dr. Karin
Dengler-Schreiber, Dr. Gabriele Pfeff-Schmidt, Leiterin der
Bauabteilung des Landkreises Bamberg, und aus dem Stadtrat mit Petra
Friedrich ein Mitglied des Bausenats. Außerdem anwesend waren die
Architekten aus den Büros Jung + Reich, des Ingenieurbüros Sieben
und des Ingenieurbüros Sauer, die eine Arbeitsgemeinschaft für das
Projekt "Sanierung" der Berufsschule bilden.
In ihrer Begeisterung für die Architektur der
fünfziger und sechziger Jahre waren sich alle Anwesenden einig.
Sarah Wenzlaff, Studentin der Denkmalpflege, zeigte
in einem Vortrag, wie viel Wert man damals auf die Gestaltung legte.
Sie hatte hierzu die Berufsschule, das Finanzamt am Heinrichsdamm
und das Hallenbad am Margeretendamm ausgewählt. Wandmosaiken,
Schmetterlingstürgriffe, gewundene Wendeltreppen und feine
Holzvertäfelungen, sind Ausdruck der "fetten" Jahre.
Aber Wenzlaff einte die Runde nicht nur, sondern
polarisierte auch mit ihrem Vortrag über die Berufsschulen II und
III. Sie kritisierte geplante Umbauten an der Schule, welche die
Struktur des Baudenkmals beschädigen würden.
Das konnte Pfeff-Schmidt, die mit diesem Projekt
befasst ist, sowie die ausführenden Architekten der
Arbeitsgemeinschaft Berufsschule II und III, nicht auf sich sitzen
lassen.
Eine Sanierung sei billiger als die laufenden
Reparaturen, insbesondere fehle dem Gebäude ein Haupteingang, so
die Architekten. Unter anderem ist im Gespräch, die Verwaltung der
Schule zu verlegen und die Pausenräume zu erweitern.
Dengler-Schreiber wähnte das Projekt in "guten
Händen", andere Anwesende blieben skeptisch, ob dem Denkmal
genüge getan werde. Insbesondere der mangelnde Informationsfluss
seitens der Stadt wurde von GAL-Stadträtin Petra Friedrich beklagt.
Friedrich setzt sich auch vehement für einen Erhalt
des Hallenbads am Margaretendamm ein. Man müsse politische
Mehrheiten jenseits des Stadtrates finden, um ein Denkmal zu
erhalten und die zentrale Versorgung in der Stadt zu gewährleisten,
so Friedrich.
"Das Gebäude darf man nicht abreißen!",
erregte sich auch Pfeff-Schmidt.
Dass grundsätzlich ein Kapazitätsproblem besteht,
und ein Erhalt des Bades mit einer Umrüstung verbunden sein
müsste, stellte die Runde einhellig fest. GAL-Vorstandsmitglied
Peter Zorn konnte aus eigener Erfahrung sagen, im Hallenbad sei
"mehr Fleisch als Wasser" zu sehen.
Am Ende herrschte also wieder Konsens: Einmalige
Zeugnisse aus früheren Zeiten müssen geschützt werden.Und das
auch und gerade in "Zeiten knapper Kassen".
Ob die solide Bauweise der Aufbrauchszeit einmal
wiederkehrt ist fraglich. Für einmalig
erklärte Pfeff-Schmidt die sanitären Anlagen der
Berufsschule: "Die Klos sind so sauber, dass man darauf essen
kann".
Für Interessierte noch eine Information:
In Bamberg hat sich ein Architekturtreff gegründet,
der seinen Schwerpunkt unter anderem auf die Architektur der
Nachkriegszeit legt. Kontakt: a.baier@transform-online.de.
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