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Pressemitteilung vom 16. Mai 2006

Gentechnikfreies Oberfranken – wie lange noch?

MdB Dr. Toni Hofreiter diskutiert in Bamberg Gentechnik in der Landwirtschaft

 

Gentechnikfreiheit auf unseren Feldern ist keineswegs nur eine Frage der menschlichen Gesundheit und der Ökologie, sondern für die fränkischen und bayerischen Bauern auch eine Frage des wirtschaftlichen Überlebens. Diese – für manche überraschende – Feststellung traf Dr. Toni Hofreiter, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90 / Die Grünen und Biologe, bei einer Diskussionsveranstaltung der GAL am 12. Mai in der Brauerei Spezial.

"Gentechnik birgt ein unkalkulierbares Risiko", so Hofreiter. "Während Spritzmittel im Boden und in der Luft zwar Schaden anrichten, aber zumindest im Lauf der Zeit langsam abgebaut werden, vermehren sich gentechnisch 'eingebaute' Pflanzen- und Insektengifte selbständig und können sogar auf Wildpflanzen 'überkreuzen'." Im Grunde sei das auch der CDU/CSU bekannt: Denn alle ihre Bemühungen, die von Renate Künast in Anlehnung an EU-Verträge geschaffenen Haftungsregelungen des deutschen Gentechnikgesetzes aufzubrechen, seien bisher daran gescheitert, dass niemand bereit ist, die Risiken des Anbaus gentechnisch veränderter Organismen zu versichern: Weder die Versicherungswirtschaft, noch die Saatgutproduzenten und schon gar nicht der Finanzminister wollen die sicher zu erwartenden Entschädigungsansprüche bezahlen. Nach dem deutschen Gentechnikgesetz werden Entschädigungen fällig, wenn sich etwa gentechnisch veränderter Mais über Ackergrenzen in gentechnikfreie Felder ausbreitet. "Man denke auch an die Drohungen der Firma Hipp", erinnerte Hofreiter, "zukünftig Zutaten für die Babynahrung in Österreich zu kaufen, wenn Bayern keine Gentechnikfreiheit mehr garantieren kann. Der wirtschaftliche Schaden für die Bauern wäre immens, die Entschädigungsansprüche ebenso."

Gentechnik, so war man sich in der Diskussion einig, rentiere sich nur für Großbetriebe zwischen 500 und 1000 Hektar und schaffe zudem unangenehme Abhängigkeiten der Landwirte von den Saatgutherstellern.

Erfahrungen in USA und Kanada, berichtete Hofreiter weiter, zeigten mittlerweile deutlich den Rückgang der Artenvielfalt in Folge des Anbaus von Gen-Mais. Wissenschaftliche Versuche hätten überzeugend nachgewiesen, dass bei Mäusen unkalkulierbare Blutbildreaktionen nach dem Verzehr gentechnisch veränderten Futters auftreten.

Gentechnisch veränderte Nahrungsmittel sind in Deutschland kennzeichnungspflichtig. Man kann als Verbraucher also ein deutliches Zeichen gegen Gentechnik setzen, und wer außerdem Produkte will, für die auch kein gentechnisch verändertes Futtermittel, wie etwa Gen-Soja, verwendet wurde, der kaufe beim Biobauern, so die Empfehlung eines Vertreters des Biolandbaus.