Gentechnikfreies Oberfranken – wie lange
noch?
MdB Dr. Toni Hofreiter diskutiert in
Bamberg Gentechnik in der Landwirtschaft
Gentechnikfreiheit auf unseren Feldern ist
keineswegs nur eine Frage der menschlichen Gesundheit und der
Ökologie, sondern für die fränkischen und bayerischen Bauern auch
eine Frage des wirtschaftlichen Überlebens. Diese – für manche
überraschende – Feststellung traf Dr. Toni Hofreiter,
Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90 / Die Grünen und Biologe,
bei einer Diskussionsveranstaltung der GAL am 12. Mai in der
Brauerei Spezial.
"Gentechnik birgt ein unkalkulierbares
Risiko", so Hofreiter. "Während Spritzmittel im Boden und
in der Luft zwar Schaden anrichten, aber zumindest im Lauf der Zeit
langsam abgebaut werden, vermehren sich gentechnisch 'eingebaute'
Pflanzen- und Insektengifte selbständig und können sogar auf
Wildpflanzen 'überkreuzen'." Im Grunde sei das auch der
CDU/CSU bekannt: Denn alle ihre Bemühungen, die von Renate Künast
in Anlehnung an EU-Verträge geschaffenen Haftungsregelungen des
deutschen Gentechnikgesetzes aufzubrechen, seien bisher daran
gescheitert, dass niemand bereit ist, die Risiken des Anbaus
gentechnisch veränderter Organismen zu versichern: Weder die
Versicherungswirtschaft, noch die Saatgutproduzenten und schon gar
nicht der Finanzminister wollen die sicher zu erwartenden
Entschädigungsansprüche bezahlen. Nach dem deutschen
Gentechnikgesetz werden Entschädigungen fällig, wenn sich etwa
gentechnisch veränderter Mais über Ackergrenzen in gentechnikfreie
Felder ausbreitet. "Man denke auch an die Drohungen der Firma
Hipp", erinnerte Hofreiter, "zukünftig Zutaten für die
Babynahrung in Österreich zu kaufen, wenn Bayern keine
Gentechnikfreiheit mehr garantieren kann. Der wirtschaftliche
Schaden für die Bauern wäre immens, die Entschädigungsansprüche
ebenso."
Gentechnik, so war man sich in der Diskussion einig,
rentiere sich nur für Großbetriebe zwischen 500 und 1000 Hektar
und schaffe zudem unangenehme Abhängigkeiten der Landwirte von den
Saatgutherstellern.
Erfahrungen in USA und Kanada, berichtete Hofreiter
weiter, zeigten mittlerweile deutlich den Rückgang der
Artenvielfalt in Folge des Anbaus von Gen-Mais. Wissenschaftliche
Versuche hätten überzeugend nachgewiesen, dass bei Mäusen
unkalkulierbare Blutbildreaktionen nach dem Verzehr gentechnisch
veränderten Futters auftreten.
Gentechnisch veränderte Nahrungsmittel sind in
Deutschland kennzeichnungspflichtig. Man kann als Verbraucher also
ein deutliches Zeichen gegen Gentechnik setzen, und wer außerdem
Produkte will, für die auch kein gentechnisch verändertes
Futtermittel, wie etwa Gen-Soja, verwendet wurde, der kaufe beim
Biobauern, so die Empfehlung eines Vertreters des Biolandbaus.
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