Wandern war schneller als Bus fahren
Grüne machten Ausflugstest mit dem ÖPNV
im Umland – Bequem aber lückenhaft
Dass es gar nicht so einfach ist, mit dem ÖPNV im
Landkreis einen Samstagsausflug zu machen, das stellten die Grünen
aus Bamberg-Stadt und –Land fest. Sie fordern daher baldmöglichst
einen echten Verkehrsverbund zwischen Stadt und Landkreis und halten
ein verbessertes, bedarfsgerechtes Angebot im Umland für dringend
nötig.
Ziel des "grünen ÖPNV-Testausflugs" war
Schesslitz, von wo man eine Wanderung zur Giechburg machen und dort
zu Mittag essen wollte. Damit hatten sich die Grünen eine des
bestbedienten Buslinien im Landkreis ausgesucht, obwohl auch auf
dieser Strecke (Bamberg-Schesslitz) samstags nur ca. alle zwei
Stunden ein Bus fährt. Treffpunkt für alle TeilnehmerInnen war der
Bamberger Bahnhof, da praktisch alle Umlandlinien von und nach
Bamberg führen, wo der ÖPNV-Knotenpunkt für alle
Umsteigemöglichkeiten liegt.
Während es für die Bamberger Grünen kein Problem
war, mit dem gut ausgebauten Stadtbussystem zum Bahnhof zu kommen,
hatten die Land-Grünen da schon ihre Schwierigkeiten. Kreisrat
Rudolf Volke hätte von Litzendorf aus bereits um 8.10 Uhr losfahren
müssen, um zur gemeinsamen Abfahrt nach Schesslitz um 11.13 Uhr
rechtzeitig zu kommen. Eine Rückfahrt von Bamberg nach Litzendorf
nach Ende des Ausflugs um halb fünf wäre ihm mit dem ÖPNV gar
nicht mehr möglich gewesen. Volke musste sich daher notgedrungen
"motorisiert" unterwegs zu seinen KollegInnen gesellen.
Nicht viel besser erging es Gemeinderat Bernd
Fricke. Mit der Stadtbus-Linie 12 hätte er um 8.26 Uhr in
Stegaurach losfahren müssen, um dann eine Wartezeit von beinahe
zwei Stunden am Bamberger Bahnhof zu verbringen. Fricke entschloss
sich deshalb, von Stegaurach aus direkt zur Giechburg zu laufen –
und er war tatsächlich schneller als mit dem Bus.
Grünen-Kreisvorstandssprecher Eugen Kügler
resümierte nach dem ÖPNV-Test: "Es gibt zwar einige
Hauptlinien im Landkreis, die gut bedient sind, aber leider keine
Querverbindungen zwischen ihnen. Praktikable Umsteigemöglichkeiten
und bedarfsgerechte Verbindungen fehlen vor allem abends und am
Wochenende, wenn der Schülerverkehr wegfällt. Von einem wirklichen
ÖPNV-Netz kann leider nicht die Rede sein." Die Gundelsheimer
Kreisrätin Gerlinde Fischer forderte mehr Angebote für Freizeit
und Tourismus, die man entsprechend bewerben müsse. Sie stellte
fest: "Die Verbindung von Bamberg nach Schesslitz war
pünktlich, bequem und schnell. Vergleichbare ausgebaute Angebote zu
Ausflugszielen würden den Freizeitwert des Landkreises stärken,
was ja auch ein Wirtschaftsfaktor ist. Unsere attraktiven Ziele
sollten auch mit dem ÖPNV erreichbar sein."
Gemeinderat Guido Kremitzl aus Bischberg merkte an,
dass auch die Stadt Bamberg touristisch und beim Verkehrsaufkommen
von einem funktionierenden Verkehrsverbund profitieren würde.
Unisono hielten die Grünen aus Stadt und Land es für dringend
geboten, die weitmaschigen Lücken im regionalen ÖPNV-Netz zu
schließen, "auch wenn das finanziell zunächst immer ein
Zuschussgeschäft sein wird".
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