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Pressemitteilung vom 16. Dezember 2005

GAL wollte "Schultafeln statt Straßenteer"

Kritik am Haushalt: zu großer Vermögensverzehr und zu viel Investitionen in Straßenbau

 

"Der Haushalt 2006 zehrt weiter das Vermögen der Stadt auf und greift unseren Notgroschen an." Diesen Vorwurf macht die Grün-Alternative Stadtratsfraktion GAL dem beschlossenen Etat für das kommende Jahr und verweigerte deshalb ihre Zustimmung. GAL-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Grader betonte: "Das Prinzip dieses Haushalts ist, aktuell populäre Projekte auf Kosten unserer Kinder zu finanzieren."

Grader spielte damit auf den Bau der Kronacher Straße an, den die GAL für verkehrspolitisch unsinnig und finanzpolitisch untragbar hält: "Eine Entlastung für die Memmelsdorfer Straße von nur 15% Autoverkehr rechtfertigt nicht städtische Investitionen in Höhe von 3,5 Mio Euro in den nächsten Jahren." Das könnte man nach Ansicht der GAL schneller und günstiger durch verkehrslenkende und -beschränkende Maßnahmen erreichen. Grader richtete seine direkte Kritik auf die OB-Kandidaten Neller und Starke: "Sie haben der Bevölkerung aus Prestigegründen Versprechungen gemacht. Finanzieren müssen diese Wahltaktik nun langfristig unsere Kinder." Denn sogar die Folgekosten für den Erhalt der neuen Straße seien nach Einschätzung des Finanzreferats mit jährlich 200.000 Euro beträchtlich.

Der finanzpolitische GAL-Sprecher Peter Gack sieht die Kronacher Straße als symptomatisch für den Haushalt 2006. Es sei zwar positiv, dass es die Stadt in Zeiten kommunaler Finanzschwierigkeiten schafft, 19,6 Mio Euro zu investieren, in Bamberg geschehe das aber großteils beim Straßenbau.

Der Ansatz der GAL für 2006 wäre ein anderer gewesen, erklärte GAL-Fraktionschef Wolfgang Grader und nannte als Schlagwort: "Schultafeln statt Straßenteer". Mehr Geld hatten die Grünen z.B. für die Fußgänger-Bahnuntertunnelung beantragt, ebenso wie für den weiteren behindertengerechten Ausbau der Fußgängerzone, für eine Sanierung der Turnhalle Domschule und energetische Maßnahmen an städtischen Gebäuden. "Die GAL wollte mit einer zusätzlichen Klasse an der Wirtschaftsschule, mehr Mitteln für den Bauunterhalt an Schulen und Schulsozialpädagogen-Stellen, mehr Personal in der Jugendhilfe, Förderung von Ehrenamtlichen-Management und Maßnahmen zur Bürgerbeteiligung klare soziale Akzente setzen."

Für all diese Vorschläge, so betonte Peter Gack, habe die GAL Einsparpotentiale in Höhe von über 2,1 Mio Euro vorgelegt (von einem Verzicht auf das Parkleitsystem über höhere Parkgebühren bis hin zu weniger Gutachter- und Repräsentationskosten). Davon wäre laut Gack sogar noch die Hälfte zur Verfügung gestanden, um die Rücklagen zu schonen und den Vermögensverzehr zu verringern. Letzteres kritisierte Gack übrigens scharf. Die Stadtratsmehrheit verantworte derzeit eine leicht von der Hand gehende, aber für die Zukunft fatale Haushaltspolitik: Es würden seit Jahren zunehmend städtische Liegenschaften und Vermögenswerte veräußert, ohne dafür einen Ausgleich zu schaffen, und auch der Substanzerhalt städtischer Gebäude würde straflich vernachlässigt. "Ohne dass die Bürger und Bürgerinnen es bemerken, zehren wir von dem, was wir haben, also von unserem Erbe, und setzen damit auch Perspektiven für die Zukunft aufs Spiel", so Gack.

Die OB-Kandidatin der GAL, Ursula Sowa, forderte, dass durch gut organisierte Informationen und Beteiligungsmaßnahmen künftig "die Bamberger und Bambergerinnen den städtischen Haushalt mit erarbeiten können". Außerdem hält sie strukturelle Veränderungen grundsätzlich für nötig: "In Zukunft sollten die Fachsenate mehr Kompetenz erhalten. Es ist nicht sinnvoll, wenn sich praktisch fast alles, was finanzpolitisch in Bamberg passiert, auf nur drei Tage Haushaltsberatung des Finanz- und Wirtschaftssenats konzentriert."