Stadtmarketing-Verein ist Interessenverband
Deshalb sieht GAL-Fraktion keine
Berechtigung für städtischen Zuschuss von 71.500 Euro
Eine kritische Auseinandersetzung mit der bisherigen
Tätigkeit und den Erfolgen des Stadtmarketing-Vereins will die
Grünen-Stadtratsfraktion. Deshalb beantragte GAL-Stadtrat Peter
Gack jetzt, neun Jahre nach Gründung des Vereins, darüber zu
diskutieren, ob der Verein die "ursprüngliche
Zielsetzung" des Stadtrats tatsächlich in die Praxis umgesetzt
hat.
Gack zitiert in seinem Antrag an OB Lauer aus einem
Positionspapier der Stadtverwaltung von 1995. Demnach sollte der
Stadtmarketing-Verein ein "Gesamtkonzept zur Steigerung der
Attraktivität und Lebensqualität" erarbeiten, "Barrieren
zwischen verschiedenen Interessengruppen abbauen" und
"Betroffene integrieren". Als Zielgruppen und Akteure habe
der Stadtrat damals neben Einzelhändlern und Gastronomen auch
Bürger und Bürgerinnen, Kultur- und Bildungseinrichtungen, Vereine
und Initiativen gesehen. Für diesen Zweck zahlte die Stadt seither
einen jährlichen Zuschuss von 71.500 Euro, der die Stelle des
City-Managers mitfinanzierte.
Nach Analyse der GAL wurden die gesetzten Ziele vom
Stadtmarketing-Verein bisher nicht erreicht. Vereinsmitglieder seien
fast ausschließlich Einzelhändler und Gastwirte, und der Verein
und sein Geschäftsführer bemühten sich vor allem um kommerzielle
Werbung für die Einkaufsstadt Bamberg und um eine gute
Kundenfrequenz. "Der Stadtmarketing-Verein hat damit nahezu
vollständig die typischen Aktivitäten eines Einzelhandelsverbands
übernommen und wird auch in der Öffentlichkeit damit
identifiziert", stellte Gack fest.
Die GAL-Kandidatin zur Oberbürgermeisterwahl,
Ursula Sowa, räumte eine, dass die Arbeit des
Stadtmarketing-Vereins durchaus ihre Berechtigung und ihren Wert
für die Geschäftswelt der Innenstadt habe. "Aber in der
Praxis handelt es sich eindeutig um einen Interessenverband von
Einzelhandel und Gastronomie. Zum Maßstab sind allein die
Geschäftsumsätze geworden. Die ursprünglich erwünschte
Moderationsrolle, die auch BürgerInnen und andere relevante
Instititionen einbezieht, erfüllt der Stadtmarketing-Verein nicht.
Da wäre eine grundlegende Neuausrichtung nötig."
Das Fazit der GAL daraus ist eindeutig: Mit
städtischen Geldern dürfen künftig keine einseitigen
Interessenlagen mehr unterstützt werden. Die Finanzmittel von
71.500 Euro sollen künftig auf anderem Wege eine integrierte, gut
moderierte und bürgernahe Weiterentwicklung der Bamberger
Innenstadt erreichen.
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