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Pressemitteilung vom 22. August 2005

Übernahme der Schellerer-Klinik nicht notwendig

GAL: Zu hohe Investition angesichts Sparmaßnahmen und Kurzarbeit im Klinikum – Kritik an Doppelrolle eines Stadtrats

 

Als "sehr zweifelhaften Erfolg" bezeichnete die Grünen-Stadtratsfraktion (GAL) die Übernahme der Klinik "Dr.Schellerer" durch die Bamberger Sozialstiftung. "Das ist eine Investition, deren Notwendigkeit absolut nicht überzeugend ist", sagte GAL-Stadträtin Ulrike Heucken, die als Mitglied im Stiftungsrat im Vorfeld gegen den Vertrag gestimmt hatte.

Denn die Privatklinik am Heinrichsdamm ist aus Sicht der GAL unrentabel und keineswegs ein lukrativer Fang. "Die Klinik mag in den vergangenen Jahrzehnten eine Institution für Bamberg gewesen sein, inzwischen aber ist sie veraltet und stellt im heutigen Gesundheitswesen keinen Gewinn mehr dar. Das war ja nach eigenen Aussagen auch der Grund der Brüder Schellerer, ihre Klinik aufzugeben", so Heucken.

Der Begründung von Stiftungsgeschäftsführer Frauenknecht für die Übernahme können Heucken und ihre FraktionskollegInnen von der GAL deshalb nicht folgen. Einziges Ziel sei es gewesen, zu verhindern, dass die Klinik an den Landkreis fällt, denn der hätte dann Patientenströme an seine Einrichtungen im Umland leiten und so der Bamberger Sozialstiftung Konkurrenz machen können. Die Konsequenz aus diesem Vormachtgerangel ist nach Ansicht Heuckens nun, dass die Brüder Schellerer Stadt und Landkreis gegeneinander ausspielen und auf diese Weise den Preis in die Höhe treiben konnten. "Das Schnäppchen haben die bisherigen Eigentümer gemacht, zahlen werden es die Bamberger SteuerzahlerInnen", so Heucken. "Eine weitsichtige und nachhaltige Gesundheitspolitik wäre es gewesen, wenn Stadt und Landkreis gemeinsam ihren Verzicht auf die Schellerer-Klinik erklärt hätten." Hier werde erneut deutlich, wie wichtig und dringend nötig eine Kooperation im Krankenhausbereich sei.

Die GAL hält nicht nur deshalb die Entscheidung für falsch. Sie verweist daneben auf die beträchtlichen Investitionen, welche die Sozialstiftung für die nächsten Jahre schon beschlossen hat: Neubau eines Parkhauses, Neubau eines Gesundheitsszentums, Bau einer Zentralküche sowie weitere Sanierungsmaßnahmen. "Und das alles, während im Klinikum an allen Ecken und Enden gespart wird und viele Beschäftigte Kurzarbeit leisten. Das ist für mich eine nicht mehr nachvollziehbare Geschäftspolitik", stellte Ulrike Heucken fest.

Auch die Entscheidungsfindung des Stiftungsrats geriet der gesundheitspolitischen Grünen-Sprecherin "zu dürftig". Die Stiftungsratsmitglieder wurden erst kurz vor den Ferien über das Geschäft informiert, "als das Angebot bei Schellerer sozusagen schon auf dem Tisch lag". Die Diskussion über Sinn und Nutzen der Klinikübernahme fand nach Heuckens Worten nur unter Zeitdruck statt. "Vor allem wurde dieser Schritt nicht im Stadtrat diskutiert, obwohl dies aus meiner Sicht nötig wäre, denn immerhin werden die Defizite der Stiftungsbetriebe aus dem städtischen Haushalt begeglichen."

Einen Spagat zustande bringen musste nach Einschätzung der GAL-Stadträte wohl ein Stadtrat, der Mitglied im Stiftungsrats ist und gleichzeitig rechtsanwaltlicher Vertreter eines Schellerer-Bruders fungierte. "Der Kollege musste also aus der einen Perspektive einen möglichst niedrigen, aus der anderen Perspektive einen möglichst hohen Preis erzielen wollen. Wie er diesen Interessenkonflikt bewältigt hat, bleibt allerdings sein Geheimnis", kommentierte Heucken. Die GAL Fraktion hat sich für den Herbst vorgenommen, derartige Interessenskonflikte im Stadtrat zur Diskussion zu stellen.