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Pressemitteilung vom 8. August 2005

Stadtratsmehrheit leistet sich teuren Spaßbadbau

GAL: Hallenbadsanierung wäre nachhaltiger – Erhalt der Gaustadter Freibads unwahrscheinlich

 

"Der Stadtrat mit seinen Spaß(bad)machern geht nicht nachhaltig mit städtischem Geld um. Der Hallenbadneubau ist ein populistisches Prestigeprojekt, zielt auf kurzfristige Stimmungsmache, und wird seine Opfer an anderer Stelle fordern und dort die Lebensqualität empfindlich schädigen." So kommentieren die Grünen-Stadträte und –rätinnen jetzt den jüngsten Beschluss der Stadtrats, am Stadion für 19 Mio Euro ein neues Hallenbad zu errichten.

Mit "Opfer" meinen die Grün-Alternativen das Gaustadter Freibad, dessen Sanierung und Betrieb ihrer Prognose nach im Anschluss an das Großprojekt nicht mehr zu finanzieren sein wird. Sie schenken damit den wortgewaltigen Bekundungen aus allen anderen Fraktionen, das Gaustadter Bad auf jeden Fall erhalten zu wollen, keinen Glauben. "Die Sanierung wird vorerst aufgeschoben und wenn es in ein paar Jahren soweit ist, wird alles Geld für den Hallenbadneubau aufgebraucht sein. Die vollmundigen Versprechungen von heute wird man dann finanziellen Sachzwängen unterordnen", prophezeite der Gaustadter Stadtrat Peter Gack, der eine Schließung des Bades am Michelsberger Wald für wahrscheinlich hält.

Im Gegensatz zu allen anderen Fraktionen sprach sich die GAL für einen Erhalt des Hallenbads am Margaretendamm und für eine gleichzeitige Sanierung des Gaustadter Freibads als Naturbad aus, um die Freizeit- und Lebensqualität auch in der Innenstadt und in Gaustadt zu erhalten. Eine zentralisierte Bäderlandschaft am Stadtrand ist nach Ansicht von GAL-Stadträtin Ulrike Heucken nicht mehr wohnort- und alltagsnah, sie baut auf kurzlebige und teure Spaßtrends, verschwendet Ressourcen und ist nicht familien- und kinderfreundlich. "Keine Mutter wird ihre Kinder quer durch die Stadt alleine ins Bad gehen lassen. Auch ältere Bürger schätzen kleinere, ruhige, überschaubare und kostengünstige Anlagen", so Heucken.

Die Grünen kritisieren auch, dass mit einem Gefälligkeitsgutachten "die Sanierung des Hallenbads am Margaretendamm kaputt gerechnet wurde", wie die baupolitische GAL-Sprecherin Petra Friedrich formulierte. Diesen Vorwurf begründet die GAL mit einem 1998 erstellten Gutachten, in dem die Kosten für eine Sanierung des Hallenbads mit 18,5 Mio DM (!) angegeben wurden. Darin enthalten war eine deutliche Attraktiviätatssteigerung durch zusätzliches Becken, Sonnenterrasse und Liegewiese, Sauna mit Saunagarten, Warmwasseraußenbecken, Bistro, Großwasserrutsche u.a. Doch aktuell beziffert die Stadtverwaltung diese Kosten auf 14 Mio Euro (!) – also um die Hälfte höher. Mit einer Preissteigerung sei dies aber nicht zu begründen, so Friedrich, denn die in beiden Gutachten angegebenen Kosten für eine Sanierung des Gaustadter Freibads hätten sich von 1998 bis heute nicht verändert.

Fazit der GAL: Die Sanierungskosten des Hallenbads sind "künstlich hoch gerechnet worden", um zu begründen, dass es besser ist, gleich eine neue Anlage am Stadion zu bauen. "Hier wiederum hat man aber sehr großzügig kalkuliert," so Heucken. Man habe z.B. auf eine übliche Sicherheitsspanne von 10% verzichtet, keine Grundstückskosten berechnet, 50% mehr Besucher angesetzt und nicht näher bezifferte Synergieeffekte eingerechnet. "Die Stadtratsmehrheit hat nun wieder einmal einen kostspieligen Beschluss gefasst, dessen Finanzierung völlig ungeklärt ist und dessen Konsequenzen verschleiert werden", so die GAL. "Die Spaß(bad)macher sonnen sich heute im kurzlebigen Beifall der badefreudigen BürgerInnen und kümmern sich nicht um die langfristigen Finanzlasten und den nachhaltigen Schaden in der Stadtentwicklung."

Insbesondere warnt die GAL-Fraktion davor, dass Gelder aus dem Programm "Soziale Stadt" für den Hallenbadbau "quasi missbraucht" werden. Diese Finanzmittel des Bundes seien dafür gedacht, die Wohnsituation und sozialen Gegebenheiten innerhalb eines Stadtviertels zu verbessern, betonte Petra Friedrich, und nicht, um überregionale Erlebnisbäder zu finanzieren. "Die Menschen im Malerviertel würden zwar auch von dem Bad profitieren, aber an der Struktur und den Problemen bei ihnen vor Ort würde das nichts ändern. Sie wären die Betrogenen in diesem Spiel."