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Pressemitteilung vom 7. Juni 2005

Stadt Fürth wuchs um 5000 Einwohner

GAL und MdB Sowa informierten sich in Fürth über Konversionsflächen – Ca. 80 Gewerbebetriebe konnten erweitern und neu ansiedeln

 

Über Risiken und Schwierigkeiten, aber auch über Chancen und Erfolge nach einem Abzug der US-Truppen informierten sich vor kurzem die StadträtInnen der GAL und MdB Ursula Sowa in Fürth. Zusammen mit dem dortigen Stadtbaurat Joachim Krauße und den Fürther Grünen-KollegInnen besichtigten sie mehrere Konversionsflächen.

Joachim Krauße bewertete die Fürther Umwandlung der US-Flächen als sozialpolitischen und zum größten Teil auch als städtebaulichen Erfolg. Ende des Jahres 1994 war die vollständige Auflösung des Militärstandortes klar. 15.000 Soldaten zogen auf ein Mal ab, obwohl gerade erst zwei große US-Einkaufszentren neu errichtet bzw. renoviert worden waren. Weit über 1000 Wohnungen wurden mit einem Schlag frei, während in ganz Fürth sich ohnehin 3000 Wohnungen im Bau befanden.

Wie Joachim Krauße berichtete, schaffte es die Fürther Stadtverwaltung aus eigener Kraft, das riesige Gebiet von 280 Hektar, verteilt auf 10 Areale im Stadtgebiet, städtebaulich umzugestalten und neu zu nutzen. Es wurde eine rathausinterne, referatsübergreifende Arbeitsgruppe unter Federführung des Baureferates eingerichtet, aber keine zusätzliche Arbeitsstelle geschaffen. Heute, nach zehn Jahren, habe man bis auf wenige Restflächen die Konversion umgesetzt.

Nach Kraußes Worten befanden sich nach dem Truppenabzug alle Flächen im Eigentum des Bundes, der sich sehr kooperativ zeigte. "Denn wir haben von Anfang an deutlich gemacht, dass die Stadt sich keinen finanziellen Gewinn erhofft." Die Arbeitsgruppe im Rathaus habe zusammen mit den Vertretern des Bundes die Planungen für die jeweiligen Flächen erarbeitet, die in städtebaulichen Verträgen zwischen Stadt und Bund festgelegt wurden. In diesem festen Rahmen verkaufte dann der Bund die Flächen und Gebäude an Bauträger oder Privatleute.

Lediglich in einem Fall, so bedauerte Krauße, wurde von dem Prinzip des städtebaulichen Vertrags abgewichen: Die Stadt stimmte dem Verkauf der Johnson-Kaserne im Süden an einen Großinvestor zu. Erst danach kam ein städtebaulicher Vertrag zwischen Stadt und Investor zustande. Der Investor hatte allerdings auf ein großes Einkaufszentrum spekuliert, das die Stadt Fürth städtebaulich ablehnte. "Die Folge der privaten Verfügung über das Gelände ist", so Krauße, "dass nach 10 Jahren von den 42 Hektar immer noch 6 Hektar ungenutzt sind."

Besonderes Engagement zeigte die Stadt bei der sogenannten Kalbsiedlung: eine Housing Area für amerikanische Familien mit 1234 Wohnungen. Die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft kaufte das gesamte Areal auf. Krauße betonte, dass es auch hier zwei Angebote von Großinvestoren gab, der Stadt die Kalbsiedlung im Ganzen abzukaufen und selbst zu vermarkten. "Aber zum Glück hat die Stadtspitze diesen Versuchungen widerstanden". Nach Darstellung des Stadtbaurats war das vor allem ein sozialpolitischer Erfolg. Nach der Sanierung wurde der größte Teil als Eigentumswohnungen verkauft, vorrangig an Selbstnutzer, eine kleinere Anzahl sind heute Miet- und Sozialwohnungen. "Auf diese Weise konnten wir die soziale Zusammensetzung dieses großen neuen Wohngebietes steuern und vielen Familien Wohneigentum ermöglichen, die sonst finanziell nie dazu in der Lage gewesen wären. Ein kommerzieller Investor hätte nicht nach solchen sozialpolitischen Kriterien gehandelt." Dieser Erfolg sei auch nicht in Frage gestellt worden durch das Auftreten von – inzwischen weitgehend sanierten - Altlasten im Wohnungsbestand und durch gerichtliche Auseinandersetzungen um Baumängel.

Die Bilanz der Fürther Bevölkerungsentwicklung ist laut Krauße entsprechend positiv: Seit dem Truppenabzug gibt es 5000 EinwohnerInnen mehr. "Viele sind vom Umland in die Stadt zurück gezogen." Dazu trug auch der neue Wohnraum auf dem Südstadt-Kasernengelände bei, ein 42 Hektar großes Areal mit 1200 Wohnungen. Auf die Frage von GAL-Stadtrat Gack nach den Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt, sagte Krauße: "Das Mietpreisniveau ist nicht wesentlich gesunken. Allerdings war der Eigentumsmarkt für gebrauchte Wohnungen über Jahre hinweg tot."

Für ca. 80 Gewerbebetriebe, die laut Krauße 1994 händeringend nach Ansiedlungs- und Erweiterungsflächen suchten, war der US-Truppenabzug ebenfalls ein Segen. Ihnen konnte endlich auf Stadtgebiet neuer Raum - und zwar für günstige Preise - angeboten werden.

MdB Ursula Sowa betonte, dass die Erfahrungen mit der Konversion in Fürth nicht pauschal auf Bamberg übertragen werden könnten, dass aber jede Stadtverwaltung bei den Verhandlungen mit Bund und Investoren einen sehr langen Atem und viel Geschick brache. Deshalb hält es die GAL für nötig, dass spezifisch für Bamberg eine ämterübergreifende Gesamtbetrachtung erstellt wird. Dazu gehören laut Fraktionsvorsitzendem Wolfgang Grader u.a. eine Bestandserhebung über die Wohnungen, deren Größe, Zuschnitt und Zustand, sowie über öffentliche Gebäude (Schulen, Kindergarten, Einkaufszentren usw.), eine Bestandsaufnahme über die US-Flächen und deren Altlastenvorkommen und eine Nachfrage bei ansässigen Betrieben über deren Erweiterungsbedarf. "Wir müssen uns vor allem einen Überblick verschaffen, um Konzepte zu erarbeiten."