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Pressemitteilung vom 14. März 2005

Wie verändert Hartz IV den Arbeitsmarkt?

Betroffene berichteten MdB Sowa und GAL über ihre Erfahrungen mit Hartz IV

 

Viele Bürger und Bürgerinnen nutzten die Gelegenheit, beim Polit-Rondo der Bamberger Bundestagsabgeordneten Ursula Sowa ihre persönlichen Erfahrungen mit den Hartz-Reformen zu schildern. Die Grünen-Politikerin hatte explizit dazu eingeladen, weil sie wissen will, wie sich die Neuerungen im Einzelfall auswirken und ob bzw. welche Nachbesserungen auf politischer Ebene nötig sind.

Aus den Berichten der Betroffenen ging vor allem hervor, wie angespannt die Lage auch in der Bamberger Arge (Arbeitsgemeinschaft aus Stadt Bamberg und Arbeitsagentur) ist. Verunsicherte und verärgerte Hilfesuchende treffen auf gestresste und überlastete Arge-MitarbeiterInnen, für die die Bewältigung der Reformen eine ebenso große persönliche Anstrengung darstellt wie für die Hartz-Betroffenen selbst.

Ein allein erziehender Vater berichtete, dass er derzeit durch die Arge in Form eines Zusatzjobs (1-Euro-Job) im Klinikum arbeitet, dadurch aber gezwungen war, seine Kinder für die Mittagsbetreuung in der Schule anzumelden. "Das bisschen zusätzliche Geld, dass ich bei dem Job verdient hätte, wäre großenteils durch die Bezahlung der Mittagsbetreuung wieder drauf gegangen", so der Vater. Er habe erst bei mehreren Amtsstellen darum kämpfen müssen, dass diese Kosten vom Staat übernommen werden, worauf er, wie auch MdB Sowa feststellte, selbstverständlich ein Recht habe. "Aber ich wurde erst hin und her verwiesen und musste überall wieder neu Schlange stehen, bis ich zu meinem Recht kam", ärgert sich der Betroffene noch heute.

Als Vertreter der GAL-Stadtratsfraktion bat Wolfgang Budde um Verständnis für die Arge-Beschäftigten, "die derzeit unter kaum zumutbaren Bedingung arbeiten". Sein ernüchternder Kommentar: "Im Moment ist Hartz IV nicht mehr als Armutsverwaltung. Doch auch wenn 5 Mio Stellen fehlen, dürfen wir die Lösung dieses Problems auf keinen Fall in Billigjobs, einem immer löchrigeren sozialen Netz und einer Arbeitsmarktpolitik wie in den USA suchen."

Nach den Erfahrungen der Rondo-BesucherInnen wirkt sich Hartz IV am Arbeitsmarkt jedoch eher zum Nachteil der Erwerbslosen aus: "Die Arbeitgeber drücken ihr Lohnangebot, sobald sie mitkriegen, dass man ALG II-Empfänger ist, weil sie davon ausgehen, dass man als solcher alles schluckt. Man bekommt unmögliche Arbeitsbedingungen angeboten. Und oft fordert ein Chef sogar zwei Monate Probearbeitszeit, in denen er gar keinen Lohn zahlen will", so war zu hören.

Eine solche Entwicklung bezeichnete Ursula Sowa als gefährlich: "Die Arbeitsmarktreformen sollen Betroffene fördern und fordern, aber nicht unterschwellig Ausbeutungsmechanismen etablieren." Unzumutbare Einstellungsbedingungen sollten der Arge gemeldet werden und dürften keinesfalls dazu führen, dass Erwerbslose bestraft würden, wenn diese sie ablehnen. Sowa bot an, weiterhin in Kontakt zu bleiben und nach Möglichkeit für Abhilfe zu sorgen.