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Pressemitteilung vom 7. März 2005

Mangelhafte Personalausstattung belastet Bürger

GAL-Fraktion informierte sich bei Arge über Umsetzung von Hartz IV – Management für Notfälle

 

Die Reformfront der Agenda 2010 ist in Bamberg in der Schildstraße zu finden. Dort ist die Arbeitsgemeinschaft (Arge) aus Stadt und Arbeitsagentur beheimatet, die Hartz IV umsetzt und das neue Arbeitslosengeld II bewilligt. Dort war nun ein Teil der Stadtratsfraktion der Grün-Alternativen Liste (GAL) zu Gast und fragte nach der konkreten Situation in Bamberg.

Wie der Geschäftsführer der Arge, Georg Hofmann, darstellte, sind die 38 MitarbeiterInnen der Arge bemüht, die Antragsflut seit Beginn des Jahres möglichst rasch zu bearbeiten – und das trotz unzähliger Überstunden seit Oktober, großer psychischer Belastung, Urlaubssperre und zu kleinen sowie zu wenig Räumen (der FT berichtete). Zu den 3000 ALG II-Fällen, mit denen man bis zur Jahresmitte rechnet, kommen derzeit monatlich 200 bis 250 dazu, die vom ALG I ins ALG II wechseln. Erwartet hatte man laut Bundesagentur für Arbeit nur knapp 2000 Fälle.

Die Grünen-Stadträte Peter Gack und Wolfgang Budde wollten konkret wissen, wie und ob trotz Anfangsschwierigkeiten die Auszahlungspraxis funktioniert. "Wie wird zum Beispiel vermieden, dass ALG II-Berechtigte so lange auf ihr Geld warten müssen, dass sie in Mietrückstand geraten und Gefahr laufen, ihre Wohnung zu verlieren?" fragte der sozialpolitische GAL-Sprecher Wolfgang Budde. Laut Dieter Schierbaum, zuständig für den Arge-Bereich Leistung, versuchen die MitarbeiterInnen dringliche Fälle auszufiltern. Diese würden dann von einer gesonderten Stelle bevorzugt behandelt. "Wer uns seinen Notfall deutlich macht, kann auf unsere Hilfe zählen", so Schierbaum, "leider haben wir aber keine Trefferquote von 100%, weil es oft schwierig ist, echte Notfälle tatsächlich zu erkennen."

Die GAL-Stadträte fragten auch nach den Zusatz-Jobs (den sogenannten 1-Euro-Jobs) und danach, wie die Arge darauf achtet, dass die Zusätzlichkeit gewährleistet ist und nicht etwa Arbeitgeber auf diese Weise vollwertige Arbeitsplätze einsparen. Eberhard Kutzera, Leiter des Arge-Bereichs Integration, berichtete, dass derzeit 120 ALG II-Empfänger in Zusatzjobs beschäftigt sind, das Ziel seien 200. Die Zusätzlichkeit muss sich nach seinen Worten aus einer genauen Stellenbeschreibung ergeben. "Wir warten aber auch auf Signale aus der dortigen Belegschaft und der Arbeitnehmervertretung und greifen bei Missbrauch sofort ein." Wie Kutzera betonte, werde bei Zusatzjobs darauf geachtet, die Menschen mit Aufgaben zu beschäftigen, die eine Reintegration in den Arbeitsmarkt fördern. "Für eine Erzieherin macht es nur Sinn in einer sozialen Einrichtung mitzuarbeiten und nicht irgendwo Rasen zu schneiden."

Ob es zu Wohnungsumzügen aufgrund der Hartz IV-Neuerungen kommen wird, wie GAL-Stadtrat Peter Gack fragte, ist laut Georg Hofmann erst Mitte des Jahres abzuschätzen. Die Entscheidung, welche Mieten angemessen sind und über Wohngeld übernommen werden, liegt hier allein bei der Stadt. Hofmann rechnet allerdings nicht mit großen Umwälzungen. Er betonte außerdem, dass im Einzelfall geprüft wird, ob z.B. aufgrund von Krankheit oder Behinderung auch eine höhere Miete angemessen sein kann.

Als konkrete Forderung äußerten Hofmann, Schierbaum und Kutzera deutlich mehr Personal. Denn der gesetzlich vorgegebene Betreuungsschlüssel, wonach ein Fallmanager 150 Hilfsbedürftige betreuen soll (75 bei unter 25-Jährigen), sei mit dem jetzigen Bestand keinesfalls zu bewerkstelligen. Derzeit liegt der Schlüssel laut Arge bei 1:500 bzw. 1:200. Wie Wolfgang Budde feststellte: "Ein für beide Seiten unzumutbarer Zustand." Gefragt ist hier aber vor allem der Bund bzw. die Bundesagentur für Arbeit. "Die Stadtverwaltung kann nicht mehr Personal bereitstellen", machte der Arge-Geschäftsführer deutlich, "was wir brauchen, sind finanzielle Mittel, um qualifiziertes Personal neu einzustellen." Dieser Wunsch wird sicher auch im Zentrum eines Gesprächs mit der Bamberger Grünen-MdB Ursula Sowa stehen, das demnächst in der Schildstraße ansteht.