Der Islam wird von Menschen oft missbraucht
"Der Islam wurde, wie alle Religionen, von
Menschen gelebt, transportiert und als Machtwaffe benutzt",
schreibt Nacéra Rech. Im Rahmen der Interkulturellen Tage las die
algerische Journalistin auf Einladung der GAL Bamberg in der Galerie
am Stephansberg aus ihrem neuen Buch. Kopftuchstreit, Terrorismus
und der Islam in Europa waren die Themen, bei denen die gläubige
Muslime in der anschließenden Diskussion um einen Dialog der
Kulturen warb.
"Terroristen fallen nicht vom Himmel. Sie sind
ein politisches Produkt", leitete Nacéra Rech die Lesung ein.
Ihr neues Buch heißt "Allahs Tränen". Es beschreibt mit
autobiografischen Elementen den Wandel der Sichtweisen und
Wahrnehmungen vom Islam, über den Islamismus, bis zur Islamophobie
im Westen. In Algerien geboren, lebt Nacéra Rech seit fast 28
Jahren in Deutschland. Aufgewachsen ist Rech im multikulturellen
Milieu der Stadt Algier. "Die Ausübung des islamischen Kultes
war zu diskret, um von uns Kindern wahrgenommen zu werden",
schreibt sie. Die religiöse Erziehung ruhte auf dem Einprägen
sozialer Regeln. Erst mit der Unabhängigkeit Algeriens hielt die
Religion Einzug an den Schulen: "Immer mehr Mädchen trugen
längere Röcke, lehnten die Sportstunde ab und besuchten den
Gebetssaal des Gymnasiums", beschreibt Rech den Wandel. Auch
sie lernte damals viel von ihren Lehrerinnen über den Islam, seine
Regeln, das Leben des Propheten und über die Erklärung des Korans.
"Der Islam ist eine einfache vernünftige Religion mit Gott als
Übermacht, ohne Opfer, ohne Priestertum und ohne Götzen", so
Rechs Überzeugung. Aber aus Eigennutz hätten Menschen den Islam
als Werkzeug missbraucht. "Er hatte keine Instanzen, die ihn
hätten schützen können. Dafür kann die Religion nicht schuldig
erklärt werden", schreibt die Muslime. Konservativen Tendenzen
im Islam steht sie kritisch gegenüber: "Die dynamische,
anpassungsfähige und tolerante Religion wurde durch die
Endgültigkeit des menschlichen Gesetzbuches, der Scharia, zu einer
monolithischen Rigidität verwünscht." An die in Europa
lebenden Moslems appelliert sie zu zeigen, dass der Islam
missbraucht werde, und dass das Zusammenleben aller Konfessionen
nicht durch den Glauben, sondern durch den Terror gefährdet sei.
"Der Kompromiss und der Dialog sind eine gegenseitige
Notwendigkeit", so die algerische Journalistin.
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