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Pressemitteilung vom 28. Oktober 2004

Der Islam wird von Menschen oft missbraucht

 

"Der Islam wurde, wie alle Religionen, von Menschen gelebt, transportiert und als Machtwaffe benutzt", schreibt Nacéra Rech. Im Rahmen der Interkulturellen Tage las die algerische Journalistin auf Einladung der GAL Bamberg in der Galerie am Stephansberg aus ihrem neuen Buch. Kopftuchstreit, Terrorismus und der Islam in Europa waren die Themen, bei denen die gläubige Muslime in der anschließenden Diskussion um einen Dialog der Kulturen warb.

"Terroristen fallen nicht vom Himmel. Sie sind ein politisches Produkt", leitete Nacéra Rech die Lesung ein. Ihr neues Buch heißt "Allahs Tränen". Es beschreibt mit autobiografischen Elementen den Wandel der Sichtweisen und Wahrnehmungen vom Islam, über den Islamismus, bis zur Islamophobie im Westen. In Algerien geboren, lebt Nacéra Rech seit fast 28 Jahren in Deutschland. Aufgewachsen ist Rech im multikulturellen Milieu der Stadt Algier. "Die Ausübung des islamischen Kultes war zu diskret, um von uns Kindern wahrgenommen zu werden", schreibt sie. Die religiöse Erziehung ruhte auf dem Einprägen sozialer Regeln. Erst mit der Unabhängigkeit Algeriens hielt die Religion Einzug an den Schulen: "Immer mehr Mädchen trugen längere Röcke, lehnten die Sportstunde ab und besuchten den Gebetssaal des Gymnasiums", beschreibt Rech den Wandel. Auch sie lernte damals viel von ihren Lehrerinnen über den Islam, seine Regeln, das Leben des Propheten und über die Erklärung des Korans. "Der Islam ist eine einfache vernünftige Religion mit Gott als Übermacht, ohne Opfer, ohne Priestertum und ohne Götzen", so Rechs Überzeugung. Aber aus Eigennutz hätten Menschen den Islam als Werkzeug missbraucht. "Er hatte keine Instanzen, die ihn hätten schützen können. Dafür kann die Religion nicht schuldig erklärt werden", schreibt die Muslime. Konservativen Tendenzen im Islam steht sie kritisch gegenüber: "Die dynamische, anpassungsfähige und tolerante Religion wurde durch die Endgültigkeit des menschlichen Gesetzbuches, der Scharia, zu einer monolithischen Rigidität verwünscht." An die in Europa lebenden Moslems appelliert sie zu zeigen, dass der Islam missbraucht werde, und dass das Zusammenleben aller Konfessionen nicht durch den Glauben, sondern durch den Terror gefährdet sei. "Der Kompromiss und der Dialog sind eine gegenseitige Notwendigkeit", so die algerische Journalistin.