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Pressemitteilung vom 24. September 2004

Hartz derzeit richtiges Instrument

MdB Sowa beim GAL-Plenum: Langfristig müssen Visionen entwickelt werden

 

Die Hartz-Reformen standen im Mittelpunkt der Diskussion beim jüngsten GAL-Plenum, zu dem die Bamberger Bundestagsabgeordnete Ursula Sowa gekommen war. Dabei musste sich die Grünen-Politikerin auch Vorwürfe anhören, die Politik ihrer Fraktion steuere auf eine soziale Schieflage zu und ginge auf Kosten sozial Benachteiligter.

Ursula Sowa stellte sich den einzelnen Kritikpunkten, verteidigte aber im Großen und Ganzen die Politik der Bundesregierung: "Die Richtung der Hartz-Reformen stimmt. Es wird die alte grüne Idee einer Grundsicherung verwirklicht. Und Grundsicherung bedeutet nicht, dass mit Hilfe von Steuergeldern ein Lebensstandard aufrechterhalten wird, der vorher wegen eines guten Einkommens eventuell höher war." Deshalb sei das neue Arbeitslosengeld II eine gerechtfertigte Maßnahme.

Dass sie sich für das ALG II höhere Beträge gewünscht hätte, gab Sowa unumwunden zu. "Aber bei den Verhandlungen mit SPD und Union konnte meine Fraktion nicht mehr erreichen". Auch bei der Anrechnung des Partnereinkommens – ein Nachteil besonders für Frauen - und bei der Zumutbarkeit neuer Arbeitsstellen hätten die Grünen sich letztlich nicht durchsetzen können. "Man muss ganz klar sagen, dass eine reine rot-grüne Reform nicht so verschärft ausgefallen wäre. Die Union hat die Schrauben immer noch fester gezogen", stellte Sowa fest.

Ungeachtet dessen, dass sie die Arbeitsmarktreformen als Mitglied der Regierungskoalition mitträgt, möchte Ursula Sowa auch weiterhin "das Ohr am Bürger" haben: "Es ist für die Politik wichtig zu erfahren, wo es Härtefälle gibt, wo Maßnahmen unerwartete Auswirkungen haben oder über das Ziel hinausschießen." Gerade bei Hartz IV müssten alle Politiker und Politikerinnen ab Januar 2005 sehr hellhörig sein.

Ursula Sowa wies in der Diskussion auch auf die fortschrittlichen Maßnahmen am Arbeitsmarkt hin: "Die Hartz-Reformen bedeuten auch, dass Arbeitslose durch mehr Beschäftigte in den Arbeitsagenturen besser betreut werden, dass die Verwaltungen in den Kommunen beteiligt sind und Maßnahmen vor Ort wirksamer gestaltet werden können, dass bisherige Sozialhilfeempfänger mit sehr geringem Einkommen sich finanziell verbessern, dass Menschen in Förder- und Weiterbildungsmaßnahmen kommen, die davon vorher ausgeschlossen waren." Sowa warnte eindringlich vor Stimmungsmache, Hetze und Neiddebatten, wie sie von den Parteien am äußeren politischen Rand geschürt würden: "Hier wird polarisiert und Angstmacherei betrieben, die für unsere Demokratie gefährlich sein können."

In der Plenumsdiskussion wurde vielfach auf die entstehende Gerechtigkeitslücke hingewiesen, die sich zwischen Arbeitgebern und Besserverdienenden auf der einen Seite und Arbeitnehmern und sozial Schwachen auf der anderen Seite auftue. Hartz IV schaffe noch keine neuen Arbeitplätze, sondern verhindere sie eher durch die Schwächung der Binnennachfrage. Und der Druck in den Firmen hin zu längerer Arbeitszeit und schlechteren Arbeitsbedingungen nehme zu, während gleichzeitig dieselben Unternehmen Rekordgewinne einfahren und noch weniger Steuern zahlen.

Diese Entwicklung wollte auch Ursula Sowa nicht leugnen: "In unserer globalisierten Welt sitzt tatsächlich die Wirtschaft derzeit am längeren Hebel." Als aktuell wirksame Reform hält sie die Politik der rot-grünen Bundesregierung dennoch für angemessen. Dass langfristig auch neue Wirtschaftsmodelle diskutiert werden müssten – über deutsche Grenzen hinaus -, diese Einschätzung teilte sie mit den Anwesenden beim Plenum. "Unter dem derzeitigen Handlungsdruck der Tagespolitik kommen langfristige Visionen im Moment eindeutig zu kurz", räumte sie ein.