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Pressemitteilung vom 16. September 2004

Sonntagsöffnung wünschen nicht alle

GAL: Kleinbetriebe im Nachteil – Kritik an Lobbyarbeit von Stadtmarketing

 

Während die Stimmung bei den übrigen Fraktionen zu kippen scheint, bleibt die GAL bei ihrem Standpunkt: Die GAL-Stadträte und –rätinnen ebenso wie der GAL-Vorstand wollen keinen zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntag, wie er vom Stadtmarketing-Verein kürzlich beantragt wurde.

"Die Argumente überzeugen uns nicht", fasste GAL-Fraktionsvorsitzende Petra Friedrich bei der jüngsten Fraktionssitzung die Meinung der GAL zusammen. "Durch mehr verkaufsoffene Sonntage wird die Kaufkraft der Bevölkerung, die durch die lahmende Konjunktur derzeit geschwächt ist, nicht gesteigert." Auch ihre Kollegin Ulrike Heucken gab zu bedenken: "Eine Inflation von verkaufsoffenen Sonntagen allerorten macht diese nicht attraktiver: Die viel beschworene Anziehungskraft wird dadurch eher noch geringer." GAL-Vorstandsmitglied Ralf Dischinger betonte die kulturelle Bedeutung eines kommerzfreien Sonntags: "Bamberg gewinnt seine einzigartige Attraktivität ganz sicher nicht dadurch, dass fragwürdige Allerweltsevents inszeniert werden."

Stadtrat Peter Gack zog vehement in Zweifel, ob überhaupt ein Großteil der Bamberger Einzelhändler den Wunsch habe, am Sonntag ihr Geschäft zu öffnen. "Vor allem mittelständische und Familienbetriebe öffnen zwar, um mithalten zu können, haben aber nur einen großen Aufwand und keine relevanten Einnahmen. Gewinne machen nur Ketten und große Häuser, die mit billigen Arbeits- und Aushilfskräften planen können." Einen überzeugenden Nachweis für das angeblich von allen getragene Interesse an verkaufsoffenen Sonntagen habe der Stadtmarketing-Verein bisher nicht erbracht.

"Selbst wenn man ein wie weit auch immer verbreitetes Interesse an Sonntagsöffnung anerkennt, stehen dem die Nachteile für die Angestellten gegenüber, die vor allem Frauen und ihre Familien betreffen", stellte der sozialpolitische Sprecher der GAL, Wolfgang Budde, fest. "Und bei diesem Interessenkonflikt entscheidet sich die GAL für die Familien, auch wenn alle anderen politischen Kräfte im Stadtrat hier offenbar neuerdings anders gewichten."

Als "enttäuschend und ernüchternd" bezeichnete Petra Friedrich, dass der Stadtmarketing-Verein überhaupt diesen Vorstoß unternommen habe. "Entgegen eigener Ankündigungen agiert der Stadtmarketing-Geschäftsführer immer noch als reiner Einzelhandelsvertreter und betreibt entsprechende Lobbyarbeit." Eigentlich sei es Aufgabe des Vereins, auch die Interessen der Anwohner und Anwohnerinnen zu vertreten, aber gerade die habe man in dieser Frage wieder einmal völlig übergangen. "Dass ein Verband die Interessen seiner Lobby vertritt, ist okay – es ist aber sehr zweifelhaft, wenn für diese Lobbytätigkeit der Steuerzahler aufkommen muss", so Friedrich mit Verweis darauf, dass die Stadt Bamberg den Stadtmarketing-Verein mit rund 70.000 Euro pro Jahr bezuschusst.