Sonntagsöffnung wünschen nicht alle
GAL: Kleinbetriebe im Nachteil – Kritik
an Lobbyarbeit von Stadtmarketing
Während die Stimmung bei den übrigen Fraktionen zu
kippen scheint, bleibt die GAL bei ihrem Standpunkt: Die
GAL-Stadträte und –rätinnen ebenso wie der GAL-Vorstand wollen
keinen zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntag, wie er vom
Stadtmarketing-Verein kürzlich beantragt wurde.
"Die Argumente überzeugen uns nicht",
fasste GAL-Fraktionsvorsitzende Petra Friedrich bei der jüngsten
Fraktionssitzung die Meinung der GAL zusammen. "Durch mehr
verkaufsoffene Sonntage wird die Kaufkraft der Bevölkerung, die
durch die lahmende Konjunktur derzeit geschwächt ist, nicht
gesteigert." Auch ihre Kollegin Ulrike Heucken gab zu bedenken:
"Eine Inflation von verkaufsoffenen Sonntagen allerorten macht
diese nicht attraktiver: Die viel beschworene Anziehungskraft wird
dadurch eher noch geringer." GAL-Vorstandsmitglied Ralf
Dischinger betonte die kulturelle Bedeutung eines kommerzfreien
Sonntags: "Bamberg gewinnt seine einzigartige Attraktivität
ganz sicher nicht dadurch, dass fragwürdige Allerweltsevents
inszeniert werden."
Stadtrat Peter Gack zog vehement in Zweifel, ob
überhaupt ein Großteil der Bamberger Einzelhändler den Wunsch
habe, am Sonntag ihr Geschäft zu öffnen. "Vor allem
mittelständische und Familienbetriebe öffnen zwar, um mithalten zu
können, haben aber nur einen großen Aufwand und keine relevanten
Einnahmen. Gewinne machen nur Ketten und große Häuser, die mit
billigen Arbeits- und Aushilfskräften planen können." Einen
überzeugenden Nachweis für das angeblich von allen getragene
Interesse an verkaufsoffenen Sonntagen habe der
Stadtmarketing-Verein bisher nicht erbracht.
"Selbst wenn man ein wie weit auch immer
verbreitetes Interesse an Sonntagsöffnung anerkennt, stehen dem die
Nachteile für die Angestellten gegenüber, die vor allem Frauen und
ihre Familien betreffen", stellte der sozialpolitische Sprecher
der GAL, Wolfgang Budde, fest. "Und bei diesem
Interessenkonflikt entscheidet sich die GAL für die Familien, auch
wenn alle anderen politischen Kräfte im Stadtrat hier offenbar
neuerdings anders gewichten."
Als "enttäuschend und ernüchternd"
bezeichnete Petra Friedrich, dass der Stadtmarketing-Verein
überhaupt diesen Vorstoß unternommen habe. "Entgegen eigener
Ankündigungen agiert der Stadtmarketing-Geschäftsführer immer
noch als reiner Einzelhandelsvertreter und betreibt entsprechende
Lobbyarbeit." Eigentlich sei es Aufgabe des Vereins, auch die
Interessen der Anwohner und Anwohnerinnen zu vertreten, aber gerade
die habe man in dieser Frage wieder einmal völlig übergangen.
"Dass ein Verband die Interessen seiner Lobby vertritt, ist
okay – es ist aber sehr zweifelhaft, wenn für diese
Lobbytätigkeit der Steuerzahler aufkommen muss", so Friedrich
mit Verweis darauf, dass die Stadt Bamberg den Stadtmarketing-Verein
mit rund 70.000 Euro pro Jahr bezuschusst.
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