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Pressemitteilung vom 20. Juli 2004

Schlag ins Gesicht der Betroffenen

Bürgergespräch mit MdB Sowa und GAL zu Hartz-Reformen

 

Brechend voll war es diesmal im kleinen Rondo-Café am Schönleinsplatz, als die Bamberger Bundestagsabgeordnete und die GAL-Stadtratsfraktion zum Polit-Rondo eingeladen hatten. Die Hartz-Reformen waren das Thema, und viele Bürger und Bürgerinnen machten ihrer Enttäuschung und ihrem Ärger Luft. Womit sie bei den Grünen-Politikern allerdings auf wenig Widerspruch stießen.

Für Ursula Sowa sind die aktuell beschlossenen Einschränkungen beim Arbeitslosengeld II ebenfalls ein "harter Brocken, an dem ich schwer zu kauen habe". Leider seien sehr viele Ansätze für Einsparungen an anderer Stelle gescheitert - sowohl in der Koalition als auch am Widerstand der Opposition -, dass schließlich nur noch der Sozialhaushalt selbst übrig blieb. Mögliche Streichungen, die sie unterstützt hatte, wären laut Sowa die Abschaffung der Eigenheimzulage gewesen, ein milliardenschweres Einsparpotential, oder der Subventionsabbau bei der Steinkohle.

"Die Hartz-Reformen als Instrument am Arbeitsmarkt sind eine neue Basis", versuchte Ursula Sowa, die aktuellen Beschlüsse von Rot-Grün und Opposition zu verteidigen. "Denn es macht Sinn, staatliche Hilfen zusammenzulegen, um Betreuung und mögliche Wiedereingliederung aus einer Hand zu organisieren." Aber auch das gab sie zu: "Das Niveau und die Bedingungen für das Arbeitslosengeld II ist ganz klar ein harter Eingriff. Ich verstehe die große Enttäuschung." Dass die Grünen mit ihren weitergehenden Forderungen bei Zumutbarkeit und Mindestlohn im Moment noch keinen großen Erfolg haben, bedauert Ursula Sowa, hofft aber auf Einsicht bei SPD und Union.

Auch für GAL-Stadtrat Peter Gack ist ein Teil der Hartz-Neuerungen ein harter Schlag ins Gesicht der Betroffenen, beispielsweise bei der Vermögensanrechnung: "Die Ersparnisse, die man sich in einem jahrzehntelangen Berufsleben erarbeitet hat, werden angegriffen und aufgezehrt, sobald man in das Arbeitslosengeld II fällt." Die Freibetäge, die auf Druck der Grünen immerhin noch höher ausgefallen seien als von den anderen Parteien geplant, sind nach seiner Meinung immer noch zu gering.

Die Frage eines Bürgers, ob die Kommunen nicht die Dummen seien, wenn sie sich nun auch noch die Arbeitslosen aufbürden ließen, verneinten Sowa und Gack. Auch das sei ein sinnvoller Ansatz, weil auf diese Weise die Kompetenzen vor Ort besser genutzt werden könnten. Dass hier schon einiges geleistet würde, sei an den vielen kommunalen Beschäftigungsprojekten zu erkennen. Diese Projekte sind laut Sowa weiterhin gesichert. "Der Druck, die Kommunen hier zu beteiligen, kam sogar vom Deutschen Städtetag, und dieses Verantwortungsbewusstsein für die Bürger und Bürgerinnen vor Ort ist sehr zu begrüßen."

Dass Arbeitsvermittlung, Weiterbildung, Betreuung und Hilfeleistung künftig durch die Zusammenarbeit von Kommunen und Arbeitsagenturen besser und effizienter werden, diese Hoffnung halten Sowa und Gack für berechtigt. "Aber neue Arbeitsplätze werden damit noch nicht geschaffen, das muss man ehrlich sagen", räumte Gack ein. Die Reformpolitik könne deshalb noch nicht zu Ende sein, bekräftigte auch Sowa. Aber die nächsten Reformen dürften auf keinen Fall zu Lasten einer einzigen Bevölkerungsschicht gehen.