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Pressemitteilung vom 17. Mai 2004

GAL-Fraktion landete in Katastrophenschutzräumen

Radtour zur 20-jährigen Geschichte der GAL-Stadtratsfraktion – Anfänge waren turbulent

 

E-Werk-Besetzung und Gerichtsverfahren, Denkmalschutz und Baumschutzverordnung – das sind einige Stationen in der Geschichte der nunmehr 20-jährigen GAL-Stadtratsfraktion. Und sie markierten auch Haltepunkte bei der unterhaltsamen Radtour "20 Jahre Abstrampeln", zu der die GAL anlässlich ihres Jubiläums eingeladen hatte.

In der ehemaligen Gaststätte Geyer am Spiegelgraben beispielsweise fand die erste Aufstellungsversammlung der Grün-Alternativen Liste GAL statt, wie der ehemalige GAL-Stadtrat Dr. Gerd Rudel vor Ort berichtete: "Die Zeugung der GAL war ein anstrengender Akt." Die zu bewerkstelligende Vereinigung des Kreisverbands der Grünen-Partei und der losen Vereinigung "Bamberger Alternative", die noch heute mit dem A im Namen "GAL" deutlich wird, sei nämlich keineswegs einfach und unumstritten gewesen. Von Seiten der Grünen beanspruchte Gottfried Karl einen der Spitzenplätze auf der Liste. Zahlreiche BA-Mitglieder, darunter viele Frauen, sprachen sich aber kategorisch gegen ihn aus, weil er als Rechtsanwalt kurz zuvor einen wegen Vergewaltigung Angeklagten vor Gericht verteidigt hatte. "Nach aufgeregten Redeschlachten, zermürbenden Sitzungsunterbrechungen und endlosen Kampfabstimmungen landete Karl schließlich doch auf Platz 3 und die Gründung der Grün-Alternativen Liste war vollzogen."

Tatsächlich zogen 1984 überraschend drei GALier in den Stadtrat eingezogen, mittlerweile sind sie zu einer sechsköpfigen Fraktion angewachsen. "Jede Wahlperiode ein Mandat mehr", brachte die amtierende GAL-Fraktionsvorsitzende diese Erfolgsgeschichte auf den Punkt. Ein Mann der ersten Stunde ist auch heute wieder mit dabei: Peter Gack.

Doch in der Bamberger kommunalpolitischen Szene Fuß zu fassen, war nicht so einfach, wie die heutige GAL-Fraktionsgeschäftsführerin Sylvia Schaible berichtete. Für die unerwartet in den Stadtrat gewählte GAL-Fraktion hatte die Stadtspitze im neu renovierten Fraktionshaus am Grünen Markt 7 kein Büro vorgesehen. Auch als die drei GALier auf Gleichberechtigung pochten, wurden sie vom damaligen OB Paul Röhner hingehalten und ihnen allenfalls ein Büro außerhalb angeboten. Durch Zufall erfuhr die GAL jedoch bald, dass im Fraktionshaus zwei Räume für das Amt für Katastrophenschutz bereit standen, von diesem aber gar nicht genutzt wurden. Als die GAL-Stadträte daraufhin mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht drohten, machte der OB ganz schnell eine Kehrtwende und wies zwei Tage später die Katastrophenschutzräume der GAL zu.

Dass die GAL vor allem in den frühen Jahren als unbequemes politisches Element wahrgenommen wurde, stellte Gerd Rudel bei seinen Berichten von mehreren Gerichtsverfahren dar. Wegen "Verunglimpfung des Freistaates Bayern" in der von der GAL herausgegebenen Zeitung leitete beispielsweise Ende der 80er Jahre der Staatsanwalt ein Verfahren ein. Doch die dort abgedruckte Karikatur einer Auseinandersetzung zwischen Polizei und Wackersdorf-Demonstranten stellte nach Ansicht des Bamberger Amtsgerichts eine zulässsige Kritik dar - und auch in der zweiten Instanz, beim Landgericht Bamberg, behielt die GAL Recht und wurde nicht verurteilt. Einer der damaligen Richter hieß übrigens Heinz Kuntke ist heute ein Stadtratskollege der GAL in der SPD-Fraktion.

Und erst im vergangenen Jahr war die Grün-Alternative Zeitung "gaz" nach Worten Rudels wieder Stein rechtlichen Anstoßes. Aufgrund eines auch per Internet veröffentlichten krtitischen Artikels drohte ein Bauinvestor der GAL mit hohen Geldforderungen wegen Geschäftsschädigung.

Dass die GAL im Stadtrat in den vergangenen 20 Jahren nicht nur für Turbulenzen sorgte, sondern auch viel Positives erreicht hat, darauf verwiesen Peter Gack, Gertrud Leumer und Ulrike Heucken: Das Abfallwirtschaftskonzept, die Frauenkommission, der Ausländerbeirat, Initiativen für Verkehrsberuhigung und Alternative Energien oder die Anerkennung freier Kindergärten sind nach ihren Worten maßgeblich auf grün-alternative Vorstöße zurückzuführen.