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Pressemitteilung vom 22. März 2004

Hartz VI bietet auch Chancen für die Stadt

GAL und MdB Sowa beharren aber auf versprochener Entlastung für Kommunen

 

"Fachlich bietet Hartz IV Stoff für attraktive Entwicklungen - finanziell müssen Land und Bund aber nachbessern", so beurteilte der sozialpolitische Sprecher der GAL, Wolfgang Budde, die Folgen des Hartz-IV-Gesetzes aus der Sicht der Stadt Bamberg. Bei einer gemeinsamen Sitzung mit der Bamberger Bundestagsabgeordneten Ursula Sowa forderten die GAL-Stadträte und –rätinnen, dass die Kommunen durch die Neuregelungen auf keinen Fall finanzielle Nachteile erleiden dürften.

"Meine Fraktion verteidigt vehement die versprochenen 5 Milliarden Euro, die den Kommunen als Entlastung zugesagt wurden", berichtete Ursula Sowa aus Berlin und stellte sich damit auf die Seite des deutschen Städtetags. Sollte es sich in den Berechnungen tatsächlich herausstellen, dass diese Summe nicht erreicht wird, müsse man dafür einen Ausgleich finden. Sowa bezeichnete es als einen Kernpunkt des Problems, dass die Bundesländer die Mittel, die sich aus der Neuordnung der Wohngeldfinanzierung ergeben, an die Kommunen durchreichen. "Alle Länder haben den Kompromiss im Vermittlungsausschuss mitgetragen und müssen sich nun an die Abmachungen halten", so Sowa.

GAL-Stadtrat Wolfgang Budde, selbst Sozialarbeiter, sieht in Hartz IV "hoch interessante Möglichkeiten" für eine wirksamere Unterstützung für Bürger und Bürgerinnen, die bis dato Arbeitslosenhilfe oder Sozialhilfe beziehen. Dazu gab er eine kurze Analyse der aktuellen Situation. Nach seiner Erfahrung gibt es viele Facetten von Armut in Familien: zu niedriges Familieneinkommen, Arbeitslosigkeit eines Elternteils, unzureichende Wohnung, schlechte Ausbildungschancen der Kinder. "Wenn Menschen in einer solchen Situation heute öffentliche Unterstützung brauchen, dann haben sie alle Hände voll zu tun: beim Arbeitsamt, beim Sozialamt, beim Wohnungsamt, beim Jugendamt."

Mit Hartz IV bestehe nun die Chance für die Kommunen, diese Hilfen "aus einer Hand" anzubieten. Leistungen, die früher vom Arbeitsamt erbracht wurden, könnte das Sozialamt übernehmen. Wenn dann die Zuständigkeit der MitarbeiterInnen nicht mehr nach Buchstabengruppen sondern nach Stadtteilzuständigkeiten organisiert würde, wäre auch noch eine enge Verknüpfung mit der Arbeit des Jugendamtes möglich. Konkret stellt Budde sich das so vor: "Mein Ziel wäre ein Amt für soziale Dienste, das alle Leistungen in enger Kooperation und stadtteilbezogen anbietet. Und das ist viel mehr als nur konzentrierte Verwaltung von Notlagen." Auch das Programm "Soziale Stadt" mit dem darin vorgesehenen Quartiersmanagement könnte mit einbezogen werden.

Buddes Fazit: Vorausgesetzt, dass die Hartz-IV-Neuregelungen von Bund und Ländern ausreichend finanziert werden, könnte eine innovationsfreudige Stadtverwaltung daraus sinnvolle Strukturen entwickeln, um die bestehenden Angebote für erwerbslose und anderweitig unterstützungsbedürftige BürgerInnen erheblich zu verbessern.