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Pressemitteilung vom 20. Februar 2004

Gesundheit contra Wirtschaftslobby

Mobilfunk war Thema beim Polit-Rondo mit MdB Sowa und GAL

 

Mehrere Vertreter und Vertreterinnen von Bürgerinitiativen gegen Mobilfunkanlagen nutzten die Gelegenheit, beim jüngsten Polit-Rondo mit MdB Ursula Sowa und GAL-Stadtrat Peter Gack Bündnispartner für ihre Anliegen zu suchen. Gerhard Brehm von der Bürgerinitiative Konzerthallle schilderte die Situation: Ängste und Gesundheitsbeeinträchtigungen der Menschen würden nicht ernst genommen, man würde nur mit weiteren Forschungen hingehalten und die Konzerne könnten sich hinter Grenzwerten und baurechtlichen Vorschriften verstecken. Hauptkritik an der Politik: "Wirtschaftliche Interessen haben Vorrang vor unserer Gesundheit – das darf nicht sein!"

Sieben örtliche Gruppierungen sind inzwischen miteinander vernetzt: die Bürgerinitiativen Michaelsberg, Konzerthalle, Weidendamm, Hain, Wildensorg, Stegaurach und Oberhaid. Sie alle wurden durch konkrete Pläne für Neuanlagen auf den Plan gerufen und haben nach Aussagen der anwesenden Vertreterinnen und Vertreter jeweils schon mehrere hundert bis über tausend Unterschriften gesammelt.

Konkret verlangte Mechthild Westiner (BI Michaelsberg) ein Moratorium für die Aufstellung der neuen UMTS-Sendeanlagen. Zuerst müsse die Unschädlichkeit der Strahlung bewiesen sein, dann könne man geeignete Standorte suchen, so die Forderung der engagierten Bürger. "Im Moment läuft das umgekehrt: ein Lebendversuch am Menschen."

GAL-Stadtrat Peter Gack stimmte dem zu und stellte fest: "Die rotgrüne Bundesregierung hätte sich nicht in dieses fatale Dilemma begeben dürfen, in dem sie sich nach dem teuren Verkauf der UMTS-Lizenzen jetzt befindet. Denn wenn die Mobilfunkkonzerne diese Lizenzen nicht nutzen könnten, kämen Geldforderungen in Milliardenhöhe auf den Bund zu."

Wie die Bamberger Bundestagsabgeordnete Ursula Sowa berichtete, hatten die bündnisgrüne Fraktion und der grüne Umweltminister Trittin bereits vor Jahren versucht, eine Forderung vieler Mobilfunkkritiker umzusetzen, nämlich die Strahlungs-Grenzwerte mindestens auf Schweizer Niveau zu senken. "Doch dann hat sehr schnell Bundeskanzler Schröder die Angelegenheit dem Umweltministerium entzogen und zur Chefsache gemacht – damit war dieser Weg gekappt." Weitere Initiativen in der Koalition seien seither immer auf den Widerstand der SPD gestoßen.

Die Selbstverpflichtung, die 2001 von den Mobilfunkanbietern unterzeichnet wurde, war nach Einschätzung Sowas immerhin eine Chance: "Das ist aber offensichtlich gescheitert." Die versprochene allen zugängliche Information über alle Anlagenstandorte funktioniere bis heute nicht und die zugesagte Kooperation der Konzerne mit den Gemeinden und Anwohnern sei eher die Ausnahme als die Regel. "Leider hängt dies auch wesentlich davon ab, inwieweit die Bürgermeister vor Ort eine solche Zusammenarbeit einfordern, und ob sie sich auf die Seite der Menschen stellen oder der starken Wirtschaftslobby nachgeben", so Sowas Erfahrung.

Peter Gack ermunterte die engagierten BI-Mitglieder, weiterhin öffentlichen Druck zu machen auf ihrem Recht auf Gesundheit zu beharren: "Nur so kann auch in der Politik wieder etwas in Bewegung kommen." Ursula Sowa versprach, innerhalb ihrer Fraktion das Thema "wieder ins Blickfeld zu rücken", sie will es außerdem im Ausschuss für Forschung, Bildung und Technologiefolgenabschätzung, in dem sie Mitglied ist, wieder auf die Tagesordnung bringen. Im Hinblick auf die deutschlandweit exisitierenden und vernetzten Bürgerinitiativen regte sie den Weg über eine Petition an und sagte zu, hier als grüne Vertreterin im Petitionsausschuss behilflich zu sein.