Nachbarn fühlen sich übergangen
Heftige Kritik an Informationsmangel bei
FLG-Erweiterung – GAL will Ausgleich
Zwischen enttäuscht, resigniert und erbost war die
Stimmung der Anwohnenden von Franz-Ludwig-Straße und Luisenstraße,
als es bei einer öffentlichen Sitzung der GAL-Stadtratsfraktion um
die Bau- und Umbaumaßnahmen des Franz-Ludwig-Gymnasiums ging.
Heftigster Streitpunkt dabei war ein viergeschossiger Neubau an der
Luisenstraße, dem mehrere alte Linden zum Opfer fallen werden und
der nach Meinung der gegenüberliegenden Anwohnenden ihre
Wohnqualität massiv beeinträchtigen wird.
Die Hoffnung der Betroffenen, jetzt daran noch etwas
zu ändern, schwand allerdings im Laufe des Abends. Aufträge an
Baufirmen seien bereits erteilt, stellte GAL-Fraktionsvorsitzende
Petra Friedrich fest, und der Bauantrag steht auf der Tagesordnung
des Bausenats am morgigen Mittwoch.
Dass erst jetzt die Nachbarn von den wirklichen
Ausmaßen der Erweiterungsbauten erfuhren und die GAL sich deshalb
erst in der Endphase der Bauvorbereitung mit dem Thema
beschäftigte, lag an der mangelnden Informationspolitik des
zuständigen Zweckverbands Gymnasien. Baurechtlich hatten in die
Planungen nur die direkt angrenzenden Nachbarn einbezogen werden
müssen, nicht aber die auf der gegenüberliegenden Straßenseite
betroffenen. Und die GAL-Fraktion ist im Zweckverband weder
vertreten, noch bekam sie zu einem früheren Zeitpunkt Einsicht in
die Planungsunterlagen. "Man hat einfach vollendete Tatsachen
geschaffen", brachte ein Anwohner seinen Ärger auf den Punkt.
Die anwesenden Vertreter von Schulleitung,
Personalrat und Elternbeirat des FLG warben jedoch um Verständnis
für die dringend notwendigen Sanierungs- und
Erweiterungsmaßnahmen. Personalrätin Monika Fischer schilderte die
momentanen Zustände drastisch: "Teilweise lehren wir in der
Kellergruft, in anderen Klassenzimmern ist es so eng, dass man die
Luft anhalten muss, wenn man sich zur Tafel umdrehen will, und aus
manchen Räumen ist noch nicht einmal ein vorschriftsmäßiger
Fluchtweg bei Feuer vorhanden." Herbert Schanz, Mitglied der
Schulleitung, machte deutlich, dass man viele Alternativen
durchdacht habe, die sich alle wieder zerschlagen hätten:
"Auch diese Lösung ist nur eine Minimallösung und für uns
kein Luxus. Sogar nach der Erweiterung wird die Raumplanung noch
eine Zeit lang ungenügend sein, bis die Schülerzahlen wieder
zurückgehen."
An die anwesenden Nachbarn gerichtet sagte Schanz:
"Ich habe Verständnis für Ihre Bitternis" und
kritisierte auch aus Sicht der Schule die mangelnde Transparenz und
Information bei den Planungen: "Natürlich wollen wir ein gutes
Verhältnis zu unseren Nachbarn."
Gerade weil die Planungen bisher an den Bürgern und
Bürgerinnen vorbei gingen, stünde es der Stadt gut an, ihnen jetzt
entgegenzukommen, meinten die GAL-Stadträte Peter Gack und Wolfgang
Budde und machten konkrete Vorschläge: Großkronige Kastanien als
Straßenbäume würden den Blick auf den neuen Gebäuderiegel in der
Luisenstraße vielleicht erträglicher machen, und die Sperrung
dieses Teils der Luisenstraße für den Durchfahrtsverkehr könnte
den Anwohnenden anderweitig Verbesserung bringen, nämlich
Verkehrsentlastung. GAL-Stadträtin Ulrike Heucken schlug während
der fünf- bis sechsjährigen Bauzeit eine für die Nachbarn
nutzbare Hotline ins Stadtplanungsamt vor, um eine Beeinträchtigung
durch die Baumaßnahmen möglichst gering zu halten.
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